Muttertag war EEG-Zahltag

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Mit diesem Bericht wollen wir über die Folgen informieren, die durch den politisch geforderten Ausbau der Solar-und Windenergie zur Umstellung der bisherigen fossilen und kerntechnischen Stromerzeugung entstehen.

Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass bei Windflaute und Dunkelheit kein und bei bedecktem Himmel nicht ausreichend Strom produziert werden kann. Andererseits kann Starkwind nicht genutzt werden, weil statische und sicherheitstechnische Probleme es nicht zulassen. Da Deutschland nicht gerade zu den sonnigen Ländern Mitteleuropas zählt und auch mit keiner kontinuierlichen Windenergienutzung rechnen kann, sind die “ertragsreichen Zeiten“ dieser Energiequellen sehr begrenzt. Kommt es jedoch zu einer gleichzeitig hohen Windkraft-und Solarenergieeinspeisung, kann in Spitzen die Leistung von bis zu 40 Großkraftwerken (über 40.000MW) im Netz zur Verfügung stehen. Genau das bereitet den Netzbetreibern große Probleme. Auch das europäische Verbundnetz, aber größtenteils regional angekoppelte Verteilernetze sind nicht auf eine plötzliche Stromeinspeisung in dieser Größenordnung ausgelegt. Ein weiteres Problem besteht in der Vorrangigkeit der Einspeisung, da die “alternativen Energien“ bevorzugt gegenüber den “konservativen“ eingespeist werden dürfen, was kaum noch mit den beängstigt zunehmenden Netzeingriffen zu bewerkstelligen ist und vorraussichtlich schon bald zu einem Stromausfall führen kann. Konventionelle Kraftwerke müssen in einem solchen Fall in immer größerer Zahl ganz schnell runtergefahren werden und stehen somit stets nur als Reservekraftwerke zur Verfügung, wenn durch Wind-und Solarenergie die Absicherung der Grundlast nicht gewährleistet ist. Derartig betrieben Kraftwerke können nicht mehr wirtschaftlich arbeiten, da sie einerseits nur noch zur Deckung der Residuallast eingesetzt werden, aber andererseits unverzichtbar bereitstehen müssen.

Der oben schon erwähnte Fall einer gleichzeitig hohen Wind-und Solarenergie-Einspeisung fand am diesjährigen Muttertag (08.05.2016) statt. In der Zeit von 10 bis 17 Uhr wurden 352 GWh Strom an EU-Anrainer verschenkt und noch 21,3 Millionen Euro hinzu gegeben, damit die Beschenkten auch bereit waren, das Stromgeschenk anzunehmen. Dieses Stromgeschenk wurde vorher im gesetzlichen Rahmen des EEG zwangsweise für die vielen Wind-und Solarstromproduzenten mit rund 70 Millionen Euro beglichen. Zu Lasten aller Stromverbraucher verbleiben somit in der Summe rd. 91 Millionen Euro.

In dem Diagramm von Datasource, siehe Abbildung, ist ersichtlich, dass am sonnenreichen Muttertag bei zusätzlichem Windaufkommen wieder zu viel Erzeugungsleistung im deutschen Stromnetz war. Demzufolge mussten die Steinkohle-, Braunkohle und sogar Kernkraftwerke zum Teil bis an die Grenze ihrer Mindestlast heruntergefahren werden, um dem Solar- und Windstrom Platz zu machen. Überangebote durch fluktuierenden Wind-und Sonnenstrom bedeutet, dass Strom, der nicht gebraucht wird, keinen Wert hat, ja sogar von Übel ist, da ständig Netzeingriffe erforderlich sind, um ein Kollaps des Netzsystems und wirtschaftliche Schäden zu vermeiden.

Die Reaktion der Börsenpreise auf das an diesem Tag entstandene Ungleichgewicht von Stromerzeugung und Stromverbrauch im Verbundnetz war ernüchternd. In der Zeit von 00 Uhr

bis 09 Uhr lag der EEX- Börsenwert zwischen 2,35 und 14,20 Euro/MWh, ab 10 Uhr entstanden negative Erzeugerpreise von minus 1,63 Euro/MWh und erreichten gegen 14 Uhr den Höchststand von minus 130,09 Euro/ MWh. Erst um 18 Uhr erreichte man wieder die Ertragszone von 10,40 Euro/MWh. Negative Börsenpreise entstehen zwangsläufig dann, wenn bei starkem Wind- und Solaraufkommen die Mindestlast der unverzichtbaren konventionellen Kraftwerke unterschritten wird und diese dann zum Abschalten gezwungen werden.

Eine effektive Stromspeichermöglichkeit gibt es zurzeit nicht und wird es vorraussichtlich auch nicht geben. Die derzeit in Deutschland vorhandene Speicherkapazität, einschließlich Vianden (Luxemburg), von rd. 10 Gigawatt (10 Millionen Kilowatt) Leistung, bei rd. 60 GWh verfügbarer Arbeit , reicht nicht einmal zur Überbrückung auch nur eines einzigen Tages mit Windflaute und schwacher Photovoltaikleistung bei einem Tagesbedarf von etwa 1,6 Terrawattstunden (1,6 Milliarden Kilowattstunden) aus. Mit den in Deutschland vorhandenen 30 Pumpspeicherwerken können nur knapp 3% des Tagesbedarfs gedeckt werden. Zu einer Grundlastdeckung für nur einen Tag müßten rechnerisch mindestens 30 mal soviele, also rund 1000 Pumpspeicherwerke zur Verfügung stehen. Das ist geographisch und finanziell unmöglich.

Deswegen unser Appell an politisch Verantwortliche der Energiepolitik, den weiteren Ausbau der Wind- und Solaranlagen zu stoppen und für die vorhandenen Anlagen ein Marktmodell für die Stromabgabe und -vergütung einzuführen, in den sowohl die Leistungsvorhaltung als auch die elektrische Arbeit kostennah und dem Verursacherprinzip entsprechend berücksichtigt werden.

Prof. Dr. Ing. Helmut Alt, FB Elektrotechnik FH Aachen (www.alt.fh-aachen.de)

Dr. Rainer Six, Arbeitsgemeinschaft Energie und Umwelt NRW (www.ageu-die-realisten.com)