Stand und Kosten des Stromnetzausbaus

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Am 29. Januar 2021 veröffentlichten die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) den ersten Entwurf des Netzentwicklungsplans 2035 (2021) [1]. Dieser Plan beruht auf dem Szenariorahmen 2035 (2021), der am 26 Juni 2020 von der Bundesnetzagentur (BNetzA) genehmigt worden war.

Der Netzentwicklungsplan (NEP) beschreibt keine konkreten Trassenverläufe von Übertragungsleitungen, sondern er dokumentiert den notwendigen Übertragungsbedarf zwischen Netzknoten. Damit werden Anfangs- und Endpunkte von zukünftigen Leitungsverbindungen definiert sowie Empfehlungen für den Aus- und Neubau der Übertragungsnetze an Land und auf See in Deutschlandgemäß den Detailanforderungen im § 12 EnWG gegeben.

In der Zusammenfassung des ersten Entwurfs der ÜNB [2] heißt es: „Entsprechend des durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) genehmigten Szenariorahmens analysiert der NEP 2035 (2021) den Netzentwicklungsbedarf für das Energiesystem in Deutschland in den Jahren 2035 und 2040. Der Szenariorahmen beschreibt ein sich transformierendes Energiesystem, das auf erneuerbaren Energien (EE) basiert, in einem Umfang, der deutlich über aktuelle Ausbaupfade hinausgeht, und das ohne Kernenergie sowie weitgehend ohne Kohlestrom auskommt. Gleichzeitig wird in den Szenarien von einem steigenden Bruttostromverbrauch auf rund 650 bis 700 TWh in 2035 bzw. 704 TWh in 2040 ausgegangen und die Einhaltung der CO2-Minderungsziele vorausgesetzt. In den Szenarien weist Deutschland auch im europäischen Vergleich einen hohen EE-Anteil an der Stromerzeugung auf: Bezogen auf den jeweiligen Bruttostromverbrauch beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien zwischen 70 % und 74 % (2035) und 76 % (2040).“

Von dem im Bundesbedarfsplangesetz ausgewiesenen 7.700 Kilometer Neubau und Verstärkung des Netzes wurden bisher 1.500 Kilometer fertig gestellt. Darunter entfallen aber knapp 994 Kilometer auf Projekte des Energieleitungsausbaugesetzes von 2009. Von den 5.868 Kilometern des Bundesbedarfsplangesetzes, das seit 2013 fortgeschrieben wird, sind erst 511 Kilometer fertig gestellt.

Dazu schreibt die Kerntechnische Gesellschaft in ihrem Fachinfo 02/2021 vom 10.02.2021:

„Das aufwendigste Vorhaben darin ist der so genannte Suedlink, eine HGÜ-Leitung in zwei Strängen mit 520 bzw. 670 Kilometern Länge von der Nordseeküste bis Baden-Württemberg bzw. Bayern. Ursprünglich war die Fertigstellung zum Abschluss des Ausstiegs aus der Nutzung der Kernenergie für Ende 2022 vorgesehen, da die Leitungen mit zusammen 4.000 MW Übertragungsleistung etwa der Leistung der drei aktuell noch betriebenen Kernkraftwerke in Süddeutschland entsprechen. Aktuell wird eine Fertigstellung bis Ende 2026 als ambitioniertes, aber noch realistisches Ziel angegeben. Als reine Bauzeit werden vier Jahre veranschlagt, bei Gesamtprojektkosten von rund 10 Milliarden Euro. Um den Termin einzuhalten, müssen die Bundesbedarfplanung (bislang 50 % abgeschlossen) und das anschließenden Planfeststellungsverfahren für den genauen Trassenverlauf also bis Ende 2022 abgeschlossen sein.

Die Kostenschätzung für die Gesamtheit der Maßnahmen im Netzentwicklungsplan 2035 beläuft sich je nach Szenario auf 105 bis 115 Milliarden Euro bis 2035 für die Maßnahmen im Bereich Übertragungsnetz einschließlich der Offshore-Anbindung. Maßnahmen in den (ebenfalls kostenintensiven) Verteilnetzen fallen nicht in die Zuständigkeit der Übertragungsnetzbetreiber.“

[1] https://www.netzentwicklungsplan.de/de/netzentwicklungsplaene/netzentwicklungsplan-2030-2019

[2] https://www.netzentwicklungsplan.de/sites/default/files/paragraphs-files/NEP_2035_V2021_1_Entwurf_Teil1.pdf