Warum COP 26 die Erwartungen nicht erfüllen wird

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Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat eine Tonne Importkohle mehr gekostet wie aktuell. Regierungen und Versorgungsunternehmen auf der ganzen Welt sind bereit, Rekordsummen zu zahlen, um den Strom- und Wärmebedarf zu decken. Das ist die bittere Realität, der sich die Staats- und Regierungschefs der Welt bei den Klimaverhandlungen in Glasgow in Kürze stellen müssen. Die Hoffnungen auf ein Abkommen schwinden, um die Abhängigkeit der Welt vom „schmutzigsten“ Brennstoff zu beenden.

Die Verbrennung von Kohle stellt das größte Hindernis für die Erreichung des Ziels des Pariser Abkommens dar, die Erwärmung auf 1,5 ° C zu begrenzen. UN-Generalsekretär Antonio Guterres nennt es eine “tödliche Sucht”, und COP26-Präsident Alok Sharma hat die Staats- und Regierungschefs aufgefordert, “Kohle der Geschichte zu überlassen”.

Verzichtserklärungen gibt es reichlich. Doch die dramatische Preisrallye der letzten Wochen zeigt immer deutlicher: Die Menschheit bleibt zutiefst von der Kohle abhängig (Grafik).

Zum einen dominiert Kohle nach wie vor mit großem Abstand den gesamten Stromerzeugungsmix der Welt. Es werden immer noch neue Kohlekraftwerke gebaut.  Die Internationale Energieagentur prognostiziert, dass die CO2-Emissionen auf dem Stromsektor im Jahr 2022 einen Rekord erreichen werden, da der Kohlestromverbrauch steigt.

Prozentuale Anteile der Energiequellen an der globalen Stromerzeugung. Trotz steigender Anteile der Erneuerbaren (hellgrün) bleibt die Kohle (schwarz) dominant.

Um das 1,5-°C-Ziel zu erreichen, müssten die CO2-Emissionen aus Kohleverbrennung in diesem Jahrzehnt um 79 % sinken, so die Carbon Brief-Analyse der globalen Emissionsszenarien. Das ist eine gigantische Herausforderung, die angesichts des in diesem Jahr steigenden Appetits auf Kohle zur Stromerzeugung noch entmutigender wird.

Zwar hat sich seit 1990 die US-Kohlenachfrage halbiert, vor allem, weil die Energieunternehmen stattdessen auf preisgünstiges Shale-Gas umgestellt haben. Die europäische Nachfrage ist um fast zwei Drittel gesunken. Diese abnehmenden Kohlenachfragen wurden jedoch „spielend“ durch Chinas Wachstum ausgeglichen. Sein Verbrauch lag in 1990 etwa auf dem Niveau der USA, liegt aber jetzt bei atemberaubenden 87.638 Terajoule, mehr als die Hälfte der weltweiten Gesamtnachfrage.

Nicht nur China auch Indien verbrennt jetzt mehr Kohle als Europa und die USA zusammen. Steigende Nachfragen in den nächsten zehn Jahren aus Ländern wie Vietnam, Bangladesch und Indonesien sind sehr wahrscheinlich. Bedenken der Klimaerwärmung stehen hinten an.

Die westliche Welt strebt den vollständigen Verzicht von fossilen Brennstoffen an. Die Rede ist von Decarbonisierung oder Net Zero. Dieses (westliche) Ziel ist nur erfolgreich, wenn es global verfolgt wird. Wer hier mit gutem Beispiel ohne die globale Unterstützung vorausgehen will, schadet sich nur selbst.

Dieser Betrachtung hat sich Gwythian Prins in seinem Buch „The worm in the rose“ [1] gewidmet. Hierin beschreibt er die sträfliche Missachtung der Gesetze der Thermodynamik bei der Ausrichtung der Energieversorgung allein auf Wind- und Solarenergie.

Die Geschichte der Zivilisation sei die Geschichte des Wandels der Menschheit von diffusen Brennstoffen mit hoher Entropie zu konzentrierten, niedrig entropischen Brennstoffen. Netto-Null bedeute, genau das Gegenteil zu versuchen. „So gesehen ist klar, dass Net Zero scheitern wird, und tatsächlich können wir bereits sehen, dass es scheitert.“

Das Net Zero -Ziel der Freien Welt sei „eine der schärfsten Waffen der chinesischen politischen Strategie, um die westliche Welt in die Selbstschädigung zu treiben“.

„Verstecken Sie ein Messer hinter einem Lächeln” sei eine alte chinesische Strategie, die der Autor in diesem Zusammenhang zitiert. Die westliche Welt soll endlich aufwachen und die chinesische Strategie erkennen.

 

[1] https://www.netzerowatch.com/content/uploads/2021/10/Prins-Net-Zero-National-Security.pdf?mc_cid=7a38710bf7&mc_eid=2560bc397b