“Die dümmste Energiepolitik der Welt”

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So lautete die Bewertung der deutschen Energiewende im Wall Street Journal vom 29. Jan. 2019 [1]. Nachdem Berlin Milliarden Euro für erneuerbare Energien verschwendet und den deutschen Haushalten und Unternehmen einige der höchsten Energiepreise Europas auferlegt habe, verspricht Berlin nun, die einzige zuverlässige Energiequelle, die Deutschland noch hat, nämlich die Kohle, ebenfalls zu „schlachten“.

Dass diese Bewertung ins Schwarze traf, zeigt sich aktuell. Es scheint, erst die durch Krieg in der Ukraine und Sanktionen ausgelösten Lieferbeschränkungen des russischen Erdgases machte den deutschen Politikern offenbar die Abhängigkeit vom russischen Gas und damit einhergehende Erpressbarkeit bewusst. Auch ohne Nord-Stream 2 lag die Abhängigkeit bereits bei 55 Prozent.

Beim Ausstieg aus der Kernenergie und der Kohle bliebe nur das – teure – Gas als versorgungssicherer Energieträger zur Stromerzeugung, der bei Ausfall von Wind und Sonne zwingend zur Stromproduktion erforderlich ist. Gas als Ersatz für Kernenergie und Kohle hätte den Gasimport nochmals drastisch erhöht.

Nun aber steht der Gasimport aus Russland auf der Kippe. Gasimporte aus den Niederlanden und Norwegen können nicht weiter erhöht werden. Für Flüssiggasanlieferungen fehlen (noch) die Terminals. Aber auch die Flüssiggasimporte können das russische Gas mengenmäßig nicht ersetzen.

Das reichlich in Deutschland vorhandene Schiefergas könnte die Gasversorgung entspannen. Dieses Gas müsste mit Hilfe des Fracking-Verfahrens gefördert werden, doch die Anwendung dieses Verfahrens ist wegen vermeintlicher Grundwasserbelastung verboten. Fachleute widersprechen den Verbotsgründen.

Was bleibt, ist die Kohle. Bereits „ausgemusterte“ Kohlekraftwerke werden reaktiviert. Um die Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke zum Ende dieses Jahres wird noch gerungen. Sie sind im Betrieb CO2-frei; die Kohlenutzung lässt das Ziel der CO2-Emissionsminderung für unerreichbar erscheinen, zumindest in der vorgegebenen Zeit. Diese Kröte mussten die Grünen bereits schlucken.

Seit über zwanzig Jahren steht die Energiewende auf der politischen Agenda. Was wurde seither erreicht, was hat sie den Bürgern gebracht?

Kernpunkt war die Verminderung des als klimaschädlich postulierten Kohlenstoffdioxids durch die gesetzliche Förderung der Stromerzeugung aus Wind und Sonne. Bis heute hat der Ökostrom Einspeise-Vorrang vor der Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern und durch Kernenergie.

Erinnern wir uns, wie den Bürgern die Energiewende schmackhaft gemacht werden sollte:

Die Energiewende, so hatte es der damalige „grüne“ Umweltminister Jürgen Trittin im Jahr 2004 versprochen, werde den Durchschnittshaushalt umgerechnet nicht mehr als eine Kugel Eis im Monat kosten. Damals kostete ein Kugel Eis 50 Cent. Daraus wurde bekanntlich nichts.

Dass die Energiewende zum Scheitern verurteilt ist, wurde schon vor Jahren hier, hier, und hier prognostiziert. Was sind die Gründe?

  • Ein Kardinalfehler der Energiewende ist das Fehlen geeigneter Energiespeicher. Die volatile Stromerzeugung mit Windenergie- und Solaranlagen macht zur Sicherstellung der Stromerzeugung den Einsatz von – mitlaufenden – Fossil-Kraftwerken oder/ und Kernkraftwerken zwingend erforderlich. Diese Ökostromerzeuger sind zudem nicht grundlastfähig. Beim Ausstieg aus Kernenergie und Fossilenergie bedarf es zwingend geeigneter Energiespeicher. Weder stehen sie zur Verfügung, noch können sie bereitgestellt werden und wenn (z.B. Batteriespeicher), dann wären sie unbezahlbar.
  • Das vorhandene Stromnetz ist für die Verteilung von Windstrom, hauptsächlich von Nord nach Süd und Solarstrom nicht geeignet. Ein Ausbau von etlichen tausend Kilometer Hoch- und Mittelspannungsnetz ist erforderlich. Der Ausbau ist um Jahre im Verzug. Für die geforderte Erdverkabelung fehlt ausreichende Erfahrung.
  • Bis 2030 sollen der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch auf mindestens 80 Prozent steigen („Osterpaket“ des BMWK). Dieser Wert wäre stundenweise, vielleicht auch tageweise erreichbar, dauerhaft wäre reinste Utopie. In der wissenschaftlichen, europaweit angelegten VGB-Studie [2] wird eindeutig nachgewiesen, dass die Windenergie auch bei weiterem Ausbau praktisch nicht zur Versorgungssicherheit beiträgt und dass sie 100 % planbare Backup-Systeme nach dem heutigen Stand der Technik erfordert.
  • Bis 2030 soll die Treibhausgasemission in Deutschland im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent sinken. Der CO2-Ausstoß ist im Zeitraum zwischen 1990 und 2018 bereits um etwa 30,8 Prozent zurückgegangen. Anteil daran haben der Ausbau der Windenergie- und Solaranlagen, aber auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Wiedervereinigung, der Finanzkrise und der Pandemie, die in diese Zeit fielen. Zwischen 2009 und 2018 stagnierte der CO2-Rückgang trotz Ausbau der Erneuerbaren (Abb.). Der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie und deren Stromkompensation durch Fossilkraftwerke trug zur Zunahme der CO2-Emission bei. Wegen der dauerhaften Notwendigkeit von Backup-Kraftwerken (siehe oben) wird ein deutlicher CO2-Rückgang im Strombereich nicht zu erwarten sein. Windenergieanlagen leisten keinen wesentlichen Beitrag zur CO2-Minderung.
  • Der Strombedarf wird in den nächsten Jahren erheblich steigen. Gründe dafür sind der geforderte Umstieg auf E-Autos, Ersatz bislang fossiler Antriebe durch Elektrizität in der Wirtschaft, die Förderung der Wasserstofferzeugung und die Herstellung von E-Fuel wie auch die Zunahme der elektrischen Wärmeerzeugung. Wie der künftige Strombedarf ohne Kernenergie und Fossilkraftwerke gedeckt werden kann, bleibt höchst rätselhaft.
  • Die erheblichen Schwankungen des Wind- und Solarstroms (“Zappelstrom”) machen häufige Netzeingriffe zur Stromstabilisierung erforderlich. Die Erzeugerleistung muss immer exakt der benötigten Leistung bzw. dem elektrischen Verbraucherstrom entsprechen. Waren vor der Energiewende nur einige zehn Eingriffe im Jahr erforderlich, so sind es aktuell einige tausend pro Jahr. Mit jedem weiteren Ausbau der Erneuerbaren werden es mehr und das Risiko des totalen Stromausfalls steigt.
  • Die permanente Anpassung des fossil erzeugten Stromes an die Schwankungen des Ökostromes verhindert eine wirtschaftliche Betriebsweise der Fossilkraftwerke.
  • Auch vor dem Kriegsausbruch hatte Deutschland bereits die höchsten Strompreise in Europa. Gründe dafür sind: Die Umlagen nach dem Erneuerbaren Energiegesetz, die seit Juli diesen Jahres zwar weggefallen sind, den zahlungspflichtigen Stromabnehmern über eine halbe Billiarde Euro gekostet haben. Ferner Maßnahmen zur Stromnetz-Stabilisierung (Redispatch), Kostenausgleiche für unwirtschaftlich laufende Fossilkraftwerke, Netzausbaukosten, die inzwischen kostenpflichtige CO2-Emission und natürlich die Steuerabgaben, um nur die wesentlichen Kostenbeiträge zu erwähnen.
  • Der Herstellung von Windenergie- und Solaranlagen wie auch der E-Auto-Batterien erfordern in Summe einen deutlich höheren Bedarf an Metallen und seltenen Erden als Fossilkraftwerke. Herkunftsländer dieser Rohstoffe sind hauptsächlich China sowie afrikanische und südamerikanische Länder. Diesem Aspekt wird, wie es scheint, noch viel zu wenig politische Aufmerksamkeit gewidmet. Nicht nur der gewaltige Eingriff in die Natur ist erschreckend, auch die erneute Abhängigkeit von Staaten, die der Demokratie fernstehen.

Fazit der bisherigen Energiewende

  • Kernenergieausstieg, verminderte Kapazität an Kohle-Kraftwerken, unzureichende Gas-Importe mit dem hohen Risiko mangelnder Grundlastversorgung beim Strom. Kein Ersatz einer grundlastfähigen Stromerzeugung für den Verzicht auf Kernenergie, Kohle und Gas.
  • Erneuerbare Energien decken zwar zeitweise 40 % des Strombedarfs, liefern aber beim Ausbleiben von Wind und Sonne zeitweise einen nur sehr geringen Strombeitrag.
  • Energiespeicher ausreichender Kapazität nicht vorhanden, auch keine reale Aussicht, dass sich das ändert.
  • Der für notwendig erachtete Netzausbau ist stark im Verzug.
  • Die hohe Zahl erforderliche Netzeingriffe zur Stabilisierung des Stromnetzes, wie auch der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien steigert das Risiko des totalen Stromausfalls (Blackout).
  • Verbot der Schiefergasförderung, das Deutschland über etliche Jahre mit Gas versorgen könnte.
  • Die Kosten für Strom, Gas und Öl schießen durch die Decke und werden für viele Bürger unbezahlbar.
  • Katastrophale Auswirkungen in der Wirtschaft deuten sich an, insbesondere im Fall nicht mehr ausreichender Gasversorgung.
  • Die Voraussetzungen für eine CO2-Verminderung sind im Prinzip nicht mehr gegeben. Sollte trotzdem eine Verminderung eintreten, dann nur aufgrund abnehmender Wirtschaftsleistung.
  • Zunehmende Verschandelung der Natur durch Windenergie- und Solaranlagen und Schädigung der Vogelwelt.

 

[1] https://www.wsj.com/articles/worlds-dumbest-energy-policy-11548807424

  1. Jan. 2019

[2] VGB-Windstudie-2017-Teil-2-Artikel-PT-2018-10-DE-1