Gott und die Klimakrise

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Wenn es darum geht, zu dem Thema „Gott und die Klimakrise“ etwas Substantielles, Helfendes oder Tröstendes zu sagen, dann haben die meisten Theologen damit große Schwierigkeiten: Es gibt ein Buch „Gott in der Klimakrise – Herausforderungen für Theologie und Kirche“, in dem sich das sehr überzeugend nachlesen lässt. Und heutige Wetterkapriolen als Vorboten einer Apokalypse zu interpretieren – das ist ein Zeichen dafür, dass derartige „Verkündiger“ sich einfach nicht die Mühe gemacht haben (oder zu faul waren), sich mit Klimageschichte zu beschäftigen. Sie schließen sich einfach dem an, was von Leuten behauptet wird, bei denen zu fragen ist, was für Interessen sie mit solcher apokalyptischen Angstmache verbinden. Als Beleg für die Klimageschichte im letzten Jahrtausend – und darüber hinaus – sei auf die Ergebnisse einer entsprechenden Studie von Rüdiger Glaser [1] verwiesen. Hier ist sicher auch viel Bequemlichkeit im Spiel, sich gar nicht erst die Mühe eines ‚sich selbst Informierens‘ zu machen, sondern politisch nachzuplappern, was andere zielbewusst vorgeben nach dem Motto: Angst verkauft sich gut.

Wie aus einer Wettergeschichte mit einem Auf und Ab der Temperaturen und Regenmengen eine ‚Klimakatastrophe‘ gemacht wird – das ist die Sache von Journalisten, von Politikern und auch von Wissenschaftlern, denen es in erster Linie darum gehen mag, ihre Forschungsbudgets sicherzustellen. Eine einschlägige Skandalgeschichte aus Amerika mit weltweiten Auswirkungen, die dann sogar zu einer Verurteilung führte, war überzeugender Beleg dafür. ‚Klima‘ – als die Zusammenfassung der Wetterereignisse über bestimmte Zeiträume (wie etwa 30 Jahre) – lässt dann darauf schließen, was für langfristige Veränderungen im Gange sind und zu erwarten sein mögen.

Kirchen der EKD, der ‚Ev. Kirche Deutschlands‘, verfallen immer häufiger der Versuchung, sich immer weniger um Heil und Seelsorge der ihnen anvertrauten Menschen zu kümmern beziehungsweise Gedanken und Sorgen darum zu machen, dafür aber medienwirksam mitzumischen in der Diskussion um „die Klimakatastrophe“. Es ist dann einfach und billig, zu behaupten, dass dies eben „das Wichtigste“ sei im Hinblick auf die Zukunft – der Menschheit und eben auch der EKD. Peinlich nur, dass dann hier Ideologen große Reden „zum Fenster hinaus“ halten – und nicht mit Wissenschaftler diskutieren, deren Ansichten durchaus kontrovers sein können. Diese Art einer auf Nichtwissen basierenden Klimadiskussion durchwuchert inzwischen die ganze EKD, wie entsprechende Verlautbarungen selbst des EKD-Oberhauptes Annette Kurschus zeigen. Und es gehört offensichtlich für Pfarrer, die Seelsorger bleiben und nicht Medien-Nachbeter und Amateurpolitiker werden wollen, immer mehr Mut dazu, hier nicht einfach „Mitläufer“ zu werden, sondern an die Aufgaben eines Pfarrers zu erinnern. Ein sehr überzeugendes Beispiel dafür bietet ein Beitrag des Pfarrers A. Zorn [2]. Für evangelische Christen Mut machender Gegensatz zu dem, was sie aus der „Führungsetage“ der EKD zu hören oder lesen bekommen.

So heißt es in dem IDEA-Spektrum-Beitrag, den ich als Anstoß genommen (und in der Überschrift zitiert) habe: „So hält sie (Frau Kurschus) die Klimafrage ‚für die gegenwärtig wichtigste Frage‘ und begründet es damit, dass im Unterschied zu Krieg, Hunger und Terror‚ die unbegrenzte Erderhitzung die Bedingung der Möglichkeit menschlichen Lebens überhaupt aufs Spiel setzt‘. Pastor Diehl als Verfasser dieses Artikels fährt dann fort: ‚Dramatischer hätten es die radikalen Klimaschützer der selbst ernannten ‚Last Generation‘ auch nicht sagen können.‘ (Ende des IDEA-Zitats)

Und mit diesem Hinweis auf eine ‚Last Generation‘, deren Aktivitäten heute schon in die Nähe von Terroristen-Aktionen gerückt werden, schließt sich ein sehr bemerkenswerter Kreis: Denn zunehmend wird dazu aufgerufen, dass gerade die EKD sich in ihrem Kampf gegen die (laut Propaganda ‚menschengemachte‘!) Klimaerwärmung mit solchen Gruppen wie eben der ‚Last Generation‘ zusammenschließen, quasi verbrüdern solle. Weil man doch dieselben Ziele verfolge.

In seinem verzweifelten Bemühen, wahrgenommen zu werden und den Mitgliederschwund aufzuhalten, kann das Führungspersonal der EKD durchaus veranlasst haben, immer mehr ein Ziel ‚Klimawandel aufhalten‘ in den Mittelpunkt evangelischen Glaubens zu stellen und dazu Verbündete zu suchen – wo und woher auch immer. Aber sollten diese Führungspersönlichkeiten wirklich so naiv sein zu erwarten, dass lobende Worte über Klimaschutz-Aufrufe der EKD von ‚Klimaaktivisten‘ wie etwa ‚Last Generation‘-Kämpfern auch bedeuten, dass diese ‚Aktivisten‘ dann in die EKD eintreten und anderswo weglaufende Mitglieder ersetzen? Klimaschützer und Klimakämpfer aller Art mögen voller Genugtuung herausposaunen, dass nun auch die EKD endlich die Bedeutung des Klimaschutzes erkannt habe. Aber ob Klimaschützer und Klimakämpfer auch die Bedeutung und Notwendigkeit des von der EKD vertretenen evangelischen Glaubens erkannt haben?

Diese neue Allianz, mit der evangelische Christen leben sollen (und müssen, wenn sie denn Gehaltsempfänger der EKD sind) wirft Fragen auf. Fragen, von den ich hoffe, dass Pfarrer wie der zitierte Pfarrer A. Zorn sie so formulieren werden, dass auch schlicht und traditionell glaubenden evangelischen Christen verständlich wird, wohin denn die Reise einer von dem Spuk „Klimakatastrophe“ faszinierten und geradezu hingerissenen EKD gehen soll. Denn auch wenn die ‚Führenden‘ der gegenwärtigen EKD im Einklang mit dem politischen und mediengemachten Trend auf das ‚Prinzip Hoffnung‘ setzen, dass der Industriestandort Deutschland mit 83 Millionen Menschen mit Sonne und Wind als ‚erneuerbaren Energien‘ eine Zukunft haben kann: Bei einem Scheitern dieser Hoffnung werden sie sehr zu Recht als Mit-Verführer und ‚Mitschuldige‘ an den Pranger gestellt werden.

In der aktuellen IDEA-Spektrum Ausgabe 46/2022 wird unter der Überschrift „Glaube, Hoffnung, Klima… aber das Klima ist das Größte unter ihnen“ – wobei das Bibelwort ‚Liebe’ ersetzt ist durch das Wort ‚Klima‘- sehr ausführlich berichtet von der Jahrestagung der EKD in Magdeburg, bei der die Klimakatastrophe im Mittelpunkt aller Aktivitäten und Reden stand. Bei der dann auch ein ‚gemeinsame Sache machen‘ im Kampf gegen diese Katastrophe mit allen darauf eingeschworenen Aktivisten/Kämpfern gefordert wurde – in einer Weise, die man wohl schon als Verbrüderung bezeichnen kann. In der ‚Klimaaufregung‘ bei der EKD nichts Neues, nur von Allem‘ noch mehr. Um die Konsequenzen von dem anzusprechen, was Pfarrer Zorn [2] dargelegt hat: Wir nähern uns einer dann auch öffentlich werdenden Spaltung der EKD. Einer Spaltung, in der dann eine heute noch schweigende Mehrheit sagt: „Jetzt reicht es uns! Wir wollen wieder eine Kirche haben, in der das Wort Gottes im Mittelpunkt steht – und nicht der Glauben an eine Klimakatastrophe und ein verzweifeltes Bemühen um deren Abwendung als ‚Ersatzreligion`“.

 

[1] Rüdiger Glaser: 1200 Jahre “Klimageschichte Mitteleuropas” – ISBN 9783534146871

Will und Ariel Durant: “Kulturgeschichte der Menschheit” 18 Bände – ISBN 3517005673

[2] Achijah Zorn, „Die Klimachristen“, 28.09.2022, https://www.idea.de/artikel/die-klimakirchen