Alles andere als ein Vorreiter

Leserbrief zum Thema Klimapolitik vom 9.11.2016

Anlass: Artikel und Meinungsbeitrag der Korrespondentin Bärbel Krauß im Generalanzeiger, Bonn: „Die Blamage ist sicher. Deutschland gerät beim Klimaschutz ins Hintertreffen“ vom 3.11.16

 

Die Beiträge erwecken den Eindruck, dass Deutschland durch nationale Regierungsprogramme  der Verringerung von CO2 irgendeinen Einfluss auf das Klima ausüben würde. Deutschlands Aktionen haben jedoch in keinem Falle eine Auswirkung, weil das durch das ETS, das Emissionshandels-Gesetz der EU, verhindert wird.  Nach dem ETS muss jedes Unternehmen, das CO2 emittiert, die sogenannten Verschmutzungs-Zertifikate kaufen.  Durch parallele nationale Maßnahmen wie die Subventionierung von erneuerbaren Energien werden solche Zertifikate frei – und deren Preis sinkt. Dann wird es billiger für andere Unternehmen, die z.B. in einem anderen EU-Land sitzen, diese Zertifikate zu kaufen und weiter CO2 zu erzeugen. Die Emissionsmenge der EU bleibt dadurch gleich; nichts wird netto eingespart.

Die deutschen Unternehmen, die die Zertifikate kaufen müssen, bewirken jedoch die vom ETS gewollte Reduzierung.

Dies ist der Grund dafür, dass alle Institutionen, die diese Entwicklung beobachten, die teuren Anstrengungen der deutschen Regierung, neben dem ETS-System zusätzlich teure nationale Programme wie die Energiewende-Maßnahmen durchzuführen, als völlig nutzlos   kritisieren. Das tat sogar der Weltklimarat IPCC in seinem letzten Bericht; ebenfalls die Monopolkommission und weitere. Die Regierung weiß das selbstverständlich – und macht damit weiter, weil man es für politisch nützlich hält. Und niemand hält Deutschland für einen Vorreiter – im Gegenteil. Es ist bestenfalls Mitleid.

Es gehört eigentlich zur journalistischen Ehrlichkeit, über diese Tatsachen zu berichten und die eigene Begeisterung über die angebliche Vorreiterrolle Deutschlands durch Nachdenklichkeit zu ersetzen.

(Ende des Leserbriefs)

Nachtrag vom 16.11.16 für die AGEU-Webseite:

Die von der Korrespondentin Krauß angekündigte Blamage in Marrakesch ist wohl tatsächlich unvermeidbar.  Der Grund dafür wird aber nicht in ausgebliebenen neuen und tollen Ankündigungen durch die Bundesumweltministerin Hendricks liegen, sondern in der international bekannten Tatsache, dass Deutschland in Bezug auf seine Treibhausgas-(THG)-Emissionen klar seinen eigenen, selbstgesteckten Zielen hinterher hinkt. So wollte die Regierung schon bis zum Jahre 2020 rund 40% weniger THG ausstoßen als 1990. Das ist aber mit der jetzigen Energiepolitik nicht erfüllbar; im Gegenteil führt die Abschaltung der Kernkraftwerke und deren Ersatz durch Grundlast-Kohlekraftwerke zwangsläufig zu einem immer weiter gehenden Anstieg der CO2-Emissionen. Wer auf die Klimakatastrophen-Panik nicht hereingefallen ist, den interessiert das nicht. Aber Angeber, die sich selbst internationale Vorreiter von Weltrettungsmaßnahmen nennen und dann überhaupt nichts zustande bringen, blamieren sich eben.

Eine besonders bittere Pille ist das gute Abschneiden Frankreichs in der Reihe der bei den THG-Maßnahmen erfolgreicheren Länder: Das liegt an dem hohen Anteil seiner  (bekanntlich CO2-freien) Kernkraft. Die aber hat Deutschland zum großen Teil bereits abgeschaltet; der Rest wird in Kürze stillgelegt. Man darf gespannt sein, ob Frau Hendricks etwas dazu einfällt.

Dr.-Ing. Günter Keil

 

 

 

Dr.-Ing. Günter Keil

 

 

 

Größter anzunehmender Unsinn (GAU)

– seit mehr als fünf Jahrzehnten in Deutschland.

Von Dieter Schütze

Es begann alles in den 60ern des vorigen Jahrhunderts. Die Protestbewegungen waren geboren. Und bestimmten den Lauf der Dinge, sprich, die Entscheidungen der Politik. Die stützte sich auf etliche zweifelhaften wissenschaftlichen Erkenntnisse, sowie Greenpeace und Journalisten, die ihre Rolle als ‚Wachhunde der Demokratie‘ (Churchill) zugunsten konformistischen Verhaltens aufgegeben hatten.
Waldsterben, das Ozonloch und CO2 waren die Themen, über die Deutschland stritt. Heute, nach über einem halben Jahrhundert lacht das Ausland über die Deutschen. Der Schweizer Beda M.Stadler, emeritierter Professor (Uni Bern), spricht vom „salonfähigen Ökoterror“ und meint damit den deutschen Kampf gegen die Gen-Technologie, der holländische Klimaforscher Richard Tol: “Die Deutschen machen sich zur Witzfigur“. Und ergänzt:“ Ich kenne internationale Wissenschaftler, die sagen, die Deutschen müssen verrückt geworden sein“. Gemeint ist die deutsche „Energiewende“. George Monbiot (lehrte an der Uni Oxford Umweltpolitik) schreibt im britischen Guardian: „Skeptiker des Klima-Wandels haben Jahre auf den ultimativen Schwindel gewartet, Hier ist er…“ und er meint damit die Windturbinen und die Solardächer. (Er benutzt für Schwindel das Wort ‚rip-off‘, als Verb ‚to rip someone off“ – ‚jemanden bescheißen‘).
Der deutsche Diplom-Meteorologe Wolfgang Thüne textete GAU um in „Größter anzunehmender Unsinn.“ Das oft benutzte Wort „Super-Gau“ wird belächelt: Super-Gau heißt „Super größter anzunehmender Unfall“. Wann sprechen die Christen wohl nicht mehr vom „Jüngsten Tag“, sondern vom „Allerjüngsten Tag“? Was war geschehen?

Le Waldsterben

„Grün“ war die Zukunft, für die zu engagieren sich lohnte. Als erstes starb der deutsche Wald, übrig blieb davon das Wort „Le Waldsterben“, wie die Franzosen es nennen. Die Journalisten landauf landab schrien fast unisono auf. Unisono, weil es gleichgeschaltet ja nur während der Nazizeit gab.
Die Schweizer schreckten auf. Was, wenn das Waldsterben über die Grenzen schwappte? Ihre ETH, die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (nebenbei eine der weltweit angesehensten Hochschulen) konnte die Landsleute beruhigen. Es ist nichts dran. In Deutschland aber wurden junge Wissenschaftler vom Professor ‚aussortiert‘, weil sie das Waldsterben für Blödsinn hielten, der Herr Professor aber nicht von seinen Subventionspfründen ablassen wollte.
Und mit den Jahren wurden die sogenannten Waldschadensberichte immer einsilbiger, bis schließlich feststand, der deutsche Wald ist nicht gestorben, er hat sich erholt. Und unsere deutschen Journalisten? Fast schon infantil schrieb einer: Kein Wunder, dass es mehr gesunde Bäume in den deutschen Wäldern gibt, die toten sind ja schon rausgetragen worden. Ätsch, ich habe doch recht.
Vergleichbar ist das Geschrei, das zum Abholzen des Regenwaldes gemacht wurde. Skandal, lautete das Credo. Wissenschaftler, die es besser wussten, wiesen nach, dass nicht das Abholzen der Skandal ist. Die alten Bäume taugten eh noch kaum als CO2-Senker. Der Skandal war, dass nicht sofort wieder aufgeforstet wurde. In Deutschland gab es Prämien für die Stilllegung von Äckern, anstatt diese einfach aufzuforsten. Das wäre Umweltschutz, zudem billiger, weil junge Bäume, wie alle Pflanzen, CO2 für das Wachstum unbedingt benötigen, mithin hervorragende CO2-Senker sind.
Und dann wurde Dieselöl aus Raps propagiert, der ja leider nicht vom Himmel regnet, sondern subventions-, kosten- und energieintensiv erst angebaut werden muss. Motto: Aus deutschen Landen frisch in den Tank, das senkt die CO2-Produktion. Dr. Axel Friedrich vom Umweltbundesamt in Berlin in einem Interview mit der Zeitschrift ‚im-pulse‘ im Februar 1992:“ Mit Umweltschutz hat das nichts zu tun, das ist reine Agrarförderung. Nur, wenn man das will, dann soll man das auch ehrlich sagen und nicht dauernd den Umweltschutz, das Ozonloch und die Klimakatastrophe anführen.“
Noch merkwürdiger ist die Diskussion um die Elektro-Autos. Schon vor etlichen Jahrzehnten befasste sich die Süddeutsche Zeitung unter der Überschrift „Elektromobile fahren in die Sackgasse“ mit diesem Thema und schrieb:“ Ein Golf Diesel stößt etwa 220 Gramm CO2 pro gefahrene Kilometer aus – wenn der Elektro-Golf mit Strom, der aus Braunkohle gewonnen wird, fährt, sind es 328 Gramm pro Kilometer (Strom aus Steinkohle 261, Strom aus Erdöl 238, Strom aus Erdgas 199, Strom aus Atomenergie: Null).“ Aber vom Strom aus Atomenergie haben wir uns inzwischen verabschiedet, das heißt, nicht ganz, denn wir beziehen ihn jetzt von unseren Nachbarn.
Und wieder einmal ist es ein Schweizer, der ganz nüchtern die Folgen des Ausstiegs aus der Atom-Energie beschreibt. Felix E. Müller, Chefredaktor der „Neue Zürcher Zeitung am Sonntag“: „Ein Beschluss, künftig auf Atomenergie verzichten zu wollen und dafür auf den Bau von Gaskraftwerken zu setzen, läuft realpolitisch auf den Entscheid hinaus, aus dem Klimaschutz auszusteigen.“

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