Veröffentlicht in NOVO 8.6.2010
Vorbemerkung:
So lange wir Medien haben, die nach dem alten journalistischen Prinzip „Bad news is good news“ ihre Nachrichten auswählen, wird dieses Thema unsterblich bleiben. Darunter leidet besonders die Wissenschaft, die immer „wissenschaftlich genau“ sein will und damit unfreiwillig irgendwelche Zahlen liefert, die zum Angstmachen bestens geeignet sind. Weil alle Zahlen dem Normalleser Angst machen. Manchmal ist es aber auch anders, wie ich aus 30 Jahren Arbeit im Bundesforschungsministerium vermelden kann…………
Der alte und dennoch neue Artikel von 2010:
Die Journalisten waren schon da. Sie waren der Einladung des Bundesforschungsministeriums BMFT zu einer Pressekonferenz über die Ergebnisse eines Umweltprojektes gefolgt. Es hatte den Titel „Schadstoffe in Kraftfahrzeug-Innenräumen“ und sollte endlich die ungemein wichtige Frage beantworten, ob aus Sitzen, aus Plastikverkleidungen oder aus anderen Teilen eines PKW gesundheitsschädliche Stoffe ausdünsten.
Renommierte Forschungsinstitute hatten sich dieses Problems angenommen und mit den empfindlichsten Meßmethoden wirklich alle Stoffe erfaßt, einschließlich einiger Platinatome aus den Katalysatoren.
Die Liste dieser Substanzen war lang und alle hatten gefährlich klingende chemische Namen. Und hinter jedem dieser Namen stand eine Zahl: Die Konzentration des Stoffes, angegeben in ppb oder ppt. PPB steht für parts per billion, was im Deutschen 1 Teil pro 1 Milliarde Teile bedeutet. PPT ist noch einmal ein Tausendstel davon.
Das Wichtige daran ist für Journalisten nur die Zahl, nicht die Maßeinheit. Nur die Zahl übt eine Wirkung auf die Leser aus. Deshalb hören sich 497 ppt viel schrecklicher als 2 ppb an, auch wenn das nur ein Viertel von 2 ppb ist.