Die schwedische Entsorgungsorganisation Svensk Kärnbränslehantering AB (SKB) hat am 21. Dezember 2022 vom Land- und Umweltgericht eine mit Auflagen verbundene Umweltgenehmigung zur Erweiterung des geologischen Tiefenlagers für schwach- und mittelaktive Abfälle in Forsmark – SFR – erhalten. Mit dem Erweitern der Anlage wird Platz für die Entsorgung kurzlebiger schwach- und mittelaktiver Abfälle aus dem Rückbau der schwedischen Kernkraftwerke geschaffen.
Das Land und Umweltgericht beim Bezirksgericht Nacka hat am 21. Dezember 2022 der SKB eine mit Auflagen verbundene Umweltgenehmigung erteilt. Dies für die Erweiterung des geologischen Tiefenlagers für kurzlebige radioaktive Abfälle (SFR) in Forsmark, in der Gemeinde Östhammar. Wie SKB mitteilte, habe man gleichzeitig auch die Genehmigung dazu erhalten, das während des Baus benötigte Meerwasser zu entsalzen und zu nutzen. «Damit soll Frischwasser eingespart werden, das in der Region knapp ist», so SKB. Das Gericht habe auch die Vollstreckung für die ersten Arbeiten bewilligt, was bedeute, dass man in naher Zukunft mit den oberirdischen Arbeiten beginnen könne.
Laut der Gemeinde Östhammar betreffen die Auflagen unter anderem die Bereiche Lärm, Transport und Vorsichtsmassnahmen, z.B. im Zusammenhang mit dem Auffüllen von Wasserflächen und Arbeiten in Naturgebieten. «Die Genehmigung enthält wichtige Bedingungen, die sicherstellen, dass die Anwohner und die Einwohner der Gemeinde beim Bau in hohem Masse berücksichtigt werden, was für uns als Gemeinde von vorrangiger Bedeutung war», liess ein Gemeindevertreter verlauten. Gemäss SKB wurden die Bedingungen für die SFR-Erweiterung und die Meerwasserentnahme im Herbst drei Tage lang vor Gericht verhandelt.
«SKB hat nun wichtige Bedingungen und Auflagen für die Erweiterung des SFR und damit für die Entsorgung von radioaktivem Abfall aus dem Rückbau der Kernkraftwerke erhalten», sagte die Leiterin der SKB-Kommunikationsabteilung, Anna Porelius. In Schweden würden derzeit mehrere Reaktoren stillgelegt, und es sei wichtig, dass die Abfälle in Forsmark einen endgültigen Bestimmungsort hätten. Gemäss World Nuclear Association (WNA) befinden sich in Schweden acht Kernreaktoren in unterschiedlichen Rückbauphasen.
Abgeschlossene und zukünftige Schritte im Erweiterungsprojekt
SKB hatte im Dezember 2014 das Erweiterungsgesuch eingereicht. 2019 wurde es von der Swedish Radiation Safety Authority (SSM) und dem Land- und Umweltgericht genehmigt. Im April 2021 gab die Gemeinde Östhammar ihr Einverständnis. Nachdem im Dezember 2021 die schwedische Regierung ebenfalls ihr OK gegeben hatte, ging die Angelegenheit zurück an SSM und Gericht.
«Als nächsten Schritt im Genehmigungsverfahren nach Kerntechnikgesetz wird SKB Anfang 2023 bei der SSM einen vorläufigen Sicherheitsbericht zur Prüfung einreichen», erklärte SKB. Die Erweiterung des SFR werde voraussichtlich sechs Jahre dauern, wobei in einer ersten Phase Erdarbeiten durchgeführt würden sowie eine Wasseraufbereitungs- und weitere Infrastrukturanlagen eingerichtet werden müssten. «In der zweiten Phase werden Arbeiten an Tunneln im Felsuntergrund durchgeführt.»
Details zum geologischen Tiefenlager SFR
Die bestehende Anlage bietet Platz für rund 63’000 Kubikmeter kurzlebige schwach- und mittelaktive Betriebsabfälle und ist gemäss SKB zu rund 60% (Angabe aus Mai 2021) gefüllt. Neben Betriebsabfällen aus Kernkraftwerken werden dort auch radioaktive Abfälle aus dem Gesundheitswesen, der Industrie und der Forschung gelagert. Die geplante Erweiterung schafft Platz für schwach- und mittelaktive Abfälle aus dem Rückbau schwedischer Kernkraftwerke. Dazu müssen sechs Felskavernen mit einer Länge von je 240 bis 275 Metern und einem Zusatzvolumen von insgesamt 117’000 Kubikmetern im Granitgestein in einer Tiefe von 120 bis 140 Metern unter dem Erdboden erstellt werden.
Zum Vergleich
In Deutschland sollen mittel- und schwach radioaktive Abfälle im ehemaligen Erzbergwerk „Konrad“ endgelagert werden. Von der Idee bis zum Beginn der Umsetzung war es ein langer Weg. Allein das Genehmigungsverfahren in Form eines atomrechtlichen Planfeststellungsverfahrens hat rund 20 Jahre gedauert. Im Mai 2002 wurde der Planfeststellungsbeschluss erteilt, der erst in 2007 bestandskräftig und vollziehbar wurde. Seither läuft die Umrüstung des Bergwerkes zu einem Endlager. Der Betriebsbeginn wurde mehrmals verschoben, der letztgenannte Fertigstellungstermin ist 2027. Als Aufnahmevolumen wurden 330.000 Kubikmeter genehmigt.
Quellen
B.G. nach SKB, Medienmitteilung, 21. Dezember 2022, und Website zur SFR-Erweiterung, 18. Mai, 2021; Schwedische Gerichtshöfe, Medienmitteilung, 21. Dezember 2022; und Gemeinde Östhammar, Mitteilung, 22. Dezember 2022
https://www.nuklearforum.ch/de/news/schweden-umweltgenehmigung-fuer-ausbau-des-sfr-tiefenlagers-erteilt