Netzausbau-Kosten: Bundesregierung vor einem ernsten Dilemma

„Wind und Sonne schicken keine Rechnung“. Ein häufig von Befürwortern der erneuerbaren Energien verwendeter Werbespruch. Zwar entfallen die „Rohstoffkosten“ für die Nutzung, aber das ist nur die halbe Wahrheit, wie die inzwischen stark angestiegenen Stromkosten belegen. Die Errichtung und der Betrieb von Windenergie- und Solaranlagen sind mit erheblichen Investitionen verbunden. Hinzu kommen Wartungs- und Instandhaltungskosten und mehr noch die gewaltigen Kosten für den Stromnetz-Ausbau, für die Speicherung (die nicht in der erforderlichen Kapazität erreichbar ist) und für den Bau und Betrieb fossiler Kraftwerke, da Wind und Sonne volatil und viel zu wenig verfügbar sind.

KI nennt konkrete Kosten, die seit Beginn der Energiewende anfielen:

  • Verschiedene Studien beziffern die Gesamtkosten der Energiewende bis 2030 auf über 720 Milliarden Euro, bis 2035 auf über 1,2 Billionen Euro.
  • Allein für den Netzausbau werden bis 2045 Kosten von über 604,9 Milliarden Euro erwartet.
  • Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) prognostiziert für das Jahr 2024 eine staatliche Förderung erneuerbarer Energien in Höhe von 23 Milliarden Euro.
  • Eine Studie des BDEW geht von Investitionen in Höhe von 1,2 Billionen Euro bis 2035 aus.

Jetzt schlagen die Netzbetreiber Alarm. Die Netzausbau-Kosten bringen Betreiber wie Stromverbraucher an die Grenzen. Die Frage nach der Finanzierung der deutschen Übertragungsnetze betrifft nicht nur die Unternehmen selbst, sie ist auch hochpolitisch und benötigt daher die politische Zustimmung. Denn es handelt sich hierbei um kritische Infrastruktur, die man nicht jedem ausländischen Investor bedenkenlos anvertrauen will.

Der Investitionsbedarf brachte die Übertragungsnetzbetreiber schon zu Zeiten der Ampel-Regierung in Schwierigkeiten. Das Problem dabei war, dass Firmen wie Tennet und 50Hertz mehrheitlich ausländische staatliche oder kommunale Eigentümer haben, die nur bedingt Interesse daran zeigten, der deutschen Energiewende auf die Sprünge zu helfen. Tennet will zwar seinen Anteil verkaufen, allein es fehlt bislang am Interesse zuverlässiger Investoren.

Zwar werden die Investitionskosten für den Stromnetzausbau letztlich auf die Stromkunden in Deutschland umgelegt. Aber mit der Frage, wie man die Netze ausbauen und Strom trotzdem bezahlbar halten kann, steht die Bundesregierung vor einer gewaltigen Herausforderung.

Telepolis [1] meldete, „Die jetzige Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche könnte sich wohl mit dem Vehikel der staatlichen Förderbank KfW gut vorstellen, den Staat an allen vier Übertragungsnetzbetreibern zu beteiligen, um beim wichtigen Thema Netzausbau überall mitreden zu können. Unter welchen Bedingungen hatte KfW schon am 27. 7.2018 erklärt: „Chancen und Risiken der Transaktion liegen beim Bund. Die KfW übernimmt keine unternehmerische oder strategische Verantwortung für die durchgeführte Maßnahme. Die Wahrnehmung von Beteiligungsrechten erfolgt durch die Bundesregierung.“ [2]

[1] https://www.telepolis.de/features/Netzausbau-in-Deutschland-Warum-die-Stromversorgung-am-finanziellen-Abgrund-steht-10463840.html?xing_share=news

[2] https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/Newsroom/Aktuelles/News-Details_481216.html