Die Energiewende ist Gift für die deutsche Wirtschaft

Print Friendly, PDF & Email

Von den jahrelang verkündeten drei energiepolitischen Grundsätzen der Energiewende Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Klima-/Umweltschutz ist längst keine Rede mehr. Übrig blieb die klare Priorität des Klimaschutzes. Der Ausstieg aus der Kernenergie wie auch der schrittweise Ausstieg aus den fossilen Energieträgern führte zu einer erheblichen Schwächung der Energieversorgungsicherheit. Die Ausrichtung der Stromerzeugung primär auf erneuerbare Energien (physikalisch ein Unwort) und ihren Folgen ließen die Stromkosten drastisch steigen. Über einen Spruch wie, die Sonne schickt keine Rechnung oder der Kostenvergleich mit einer Kugel Eis, kann man nicht mal mehr schmunzeln, dazu ist die Situation der Energiewende viel zu verfahren.

Kohle, Schiefergas und Kernenergie sind die einzigen heimischen Energiequellen, die die Energiesicherheit unseres Landes garantieren und uns vom Ausland weitgehend unabhängig machen würden. Diese Energiequellen aber sind bei uns ideologisch unerwünscht. Stattdessen steuert Deutschland auf einen hohen Gasbedarf für die Stromerzeugung zu, Gas, das komplett importiert werden muss und damit erneut Abhängigkeiten schafft. Wir brauchen dringend eine politische Neujustierung unserer Energieversorgungssicherheit. Die Vermeidung kritischer Abhängigkeiten, speziell von mittelfristig nicht ersetzbaren Lieferanten im Ausland, gehört zu den Grundprinzipien jeden strategischen Risikomanagements.

Aktuell berichten Medien über Äußerungen vom Chef des BDI, Siegried Russwurm, der die Energiepolitik der Bundesregierung „absolut giftig“ nennt. Er kritisiert gegenüber dem Bundeskanzler vor allem die Klima-Agenda Deutschlands als schädigend. Russwurm hält den gleichzeitigen Ausstieg aus Kernenergie und Kohle für unrealistisch [1].

Der gegenwärtige weltweite Unfriede sollte unseren Politikern die Augen öffnen: Die gesamte Offshore-Energieversorgung ist verwundbar und schützen lässt sie sich nicht. Die Zerstörung der Nordstream-Gasleitung sollte ein warnendes Beispiel sein. Es ist daher unverantwortlich, sich auf Pipelinegas aus Norwegen, LNG-Lieferungen aus Amerika oder dem Nahen Osten zu verlassen.

Bis 2045 soll die Klimaneutralität erreicht werden. Hinter den Begriffen Dekarbonisierung und „Große Transformation“ verbirgt sich mehr oder weniger der völlige Verzicht auf fossile Energieträger. Eine absurde Forderung in Anbetracht eines Primärenergieanteils in 2022 an Gas, Öl, Braunkohle und Steinkohle in Höhe von rund 80%. Nur 18 % unseres Energiebedarfs wird von erneuerbarer Energie gedeckt, woran der Wind einen Anteil von etwa 8% hat (Abb.).

Deutscher Primärenergiebedarf in 2022. Knapp 80% fossiler Energien trotz doppelter Leistung an erneuerbaren Energien gegenüber bisheriger Leistung der konventionellen Stromerzeugung. Die fossile Energie soll langfristig (2045?) durch erneuerbare Energien oder Wasserstoff (?) ersetzt werden. Falls Umrechnung erwünscht:  1 Petajoule (PJ) = 278 GWh

Überdies ist das Klimaziel Netto-Null ein Luxusglaube, den wir uns nicht mehr leisten können und den wir schnell über Bord werfen müssen. Deutschland muss sich von der naiven Vorstellung verabschieden, dass andere Staaten eine Abkehr von fossilen Energieträgern zum Ziel der Reduzierung der CO2-Emissionen anstreben. Ganz im Gegenteil: Der globale Kohlebedarf ist ungeachtet der Klimakonferenz-Absprachen weiter steigend.

Mangelhaftigkeiten der Energiewende

Die Mangelhaftigkeiten der Energiewende waren für Fachleute von Beginn an offensichtlich. Gründe ihres Scheiterns haben wir in mehreren Artikeln erläutert (hier, hier, hier, hier). Nachfolgend sind die wesentlichsten Gründe und ihre Folgen schlaglichtartig aufgelistet:

  • Eine sachgerechte, ergebnisoffene Erörterung aller energietechnischen Optionen unter Einschluss auch der Gebäudeheizung hat zu keiner Zeit stattgefunden. Von vornherein gab es ideologisch geprägte, politische Vorgaben in Form einer Planwirtschaft an die Energiewende, deren Machbarkeit, Effizienz und Kosten nicht hinterfragt und geprüft worden sind.
  • Die Volatilität der Stromerzeugung durch Windenergie- und Solaranlagen verhindert eine sichere Stromversorgung rund um die Uhr. Auch durch zusätzlichen Ausbau dieser Anlagen ist die Volatilität nicht zu beheben. Zur Gewährleistung der sicheren Stromversorgung sind daher konventionelle Kraftwerke als Backup unverzichtbar.
  • Der Ausstieg aus der Kernenergie und schrittweise auch aus Kohle ist folglich ein schwerwiegender Fehler. Weder stehen die kapazitiv erforderlichen Gaskraftwerke zur Verfügung, noch ist die für ihren Betrieb erforderliche Gasversorgung gesichert und zudem auslandsabhängig. Letzteres wäre durch die Aufhebung des Frackingverbotes und Nutzung des in reichlichem Mengen vorhandenen Schiefergases deutlich verringert.
  • Energiespeicher zum Ausgleich von Stromschwankungen stehen in Deutschland in der erforderlichen Kapazität nicht zur Verfügung und können allein aufgrund der geologischen Verhältnisse (Pumpspeicher) oder aus Kostengründen (Batterien) nicht geschaffen werden. Pro Tag ist ein Strombedarf von mindestens 1,6 TWh bereitzustellen. Die vorhandene Kapazität an Pumpspeicher reicht für höchstens eine Stunde.
  • Das Leitungsnetz ist für die Aufnahme der Strommengen aus Wind und Sonne ungeeignet. Die Deutsche Energieagentur hält einen Ausbaubedarf vom 6.000 km auf höchster Spannungsebene und 15.000 bis 20.000 km auf mittlerer Spannungsebene für erforderlich. In den letzten 10 Jahren wurden davon ein Fünftel realisiert. Teilstrecken sollen in der Erde verlegt werden, wodurch noch nicht bekannte Risiken auftreten können. Der Zeitbedarf für den Stromnetzausbau wird mit 20 bis 30 Jahren angegeben.
  • Bei Ausbau der Windenergie- und Solaranlagen werden stundenweise Strommengen erzeugt, die den Bedarf deutlich übersteigen, mit der Folge regionaler Überlastung des Netzes. Offen ist die Frage, was geschehen soll, wenn ein Stromexport nicht möglich ist.
  • Grüner Wasserstoff, der als wesentliches Element der Energiewende das Erdgas ersetzen soll, wird in den erforderlichen Mengen in Deutschland nicht erzeugt werden können. Die Produktion ist daher überwiegend mit deutscher Unterstützung (Subventionen) in Ländern Asiens und Afrika vorgesehen. Infolge politischer Unsicherheit in diesen Ländern, fehlender Infrastruktur, utopischer Kosten, wegen eines absolut mangelhaften Wirkungsgrades, ungeklärten Transportproblemen und nicht zuletzt wegen unverantwortbarer Auslandsabhängigkeit ist dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt.

Folgen der Mangelhaftigkeiten

  • Die Energiepreise sind in wenigen Jahren drastisch gestiegen. Weitere beträchtliche Kostensteigerungen sind durch Netzentgelte, durch den vermehrten Gaseinsatz bei der Stromerzeugung, durch die steigende CO2-Besteuerung und durch den angestrebten Wasserstoffeinsatz sowie auch durch die nicht wirtschaftliche Betriebsweise der Backup-Kraftwerke zu erwarten.
  • Die Netzeingriffe (Redispatchmaßnahmen) zur Stabilisierung des Stromnetzes werden mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien noch häufiger. Das Risiko des regionalen oder großflächigen Stromausfalles wird zunehmen. In 2023 sind 15.185 Netzeingriffe erforderlich gewesen, im Mittel 41 pro Tag. Gegenüber 2022 ein Anstieg von etwa 19%. Die Kosten für die Eingriffmaßnahmen in 2022: 3,26 Milliarden Euro. Diese Angaben wurden dem Artikel von Frank Henning in Tichys Einblick 02/24 entnommen.
  • Transformationen und Energiekosten haben zu Belastungen der Wirtschaft und Haushalten geführt, die inzwischen dauerhafte staatliche Subventionen erforderlich machen.
  • Das Gebäudeenergiegesetz, in seiner ersten Fassung eine politische Fehlleistung erster Güte, übt Zwänge auf sämtliche Haushalte und Neubauvorhaben aus, die in ihren Folgen im Augenblick noch nicht überschaubar sind. Eines ist sicher, auch hier kommen enorme Kosten auf die Bürger zu, wenn das am 1. Januar 2024 in Kraft getretene Gesetz erhalten bleibt.
  • Eine Energieversorgung, die in Deutschland auf brüchigen Säulen ruht und von internationalen Unwägbarkeiten stark beeinträchtigt werden kann.

Das Umdenken hat begonnen

Die Netto-Null-Politik war ein Versuch, den Gesetzen der Physik und Thermodynamik zu trotzen. Sie war irrational und zum Scheitern verurteilt. Der derzeitige Netto-Null-Ansatz in der Klimapolitik basiert auf der Annahme, dass die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen in den nächsten 30 Jahren längerfristig zu vorhersehbaren und signifikanten Vorteilen in Bezug auf reduzierte Klimakatastrophen führen wird. Es gibt viele Unsicherheiten in dieser Annahme. Und es ist nicht im Entferntesten klar, dass die wahrscheinlichen Vorteile die atemberaubenden Summen öffentlicher und privater Ausgaben rechtfertigen, die für die Dekarbonisierung der Gesellschaft erforderlich wären.

Diese Erkenntnis setzt sich allmählich durch. Die Tage des grünen Radikalismus und anderer Luxusvorstellungen sind im Schwinden begriffen.  Klügere Politiker fangen an, die fatalen Schwächen dieser Politik zu erkennen, nicht nur, weil ihre Wiederwahl gefährdet ist. Auch weil erkannt wird, dass die Energiewende nicht den erhofften Effekt auf den Klimawandel erkennen lässt. Der Rückzug hat begonnen und wird in den kommenden Jahren unaufhaltsam weitergehen. Jetzt ist es nur noch eine Frage, wie lange es dauert und wie viel Schaden der Gesellschaft zugefügt wird, bevor die Vernunft zurückkehrt.

 

[1]https://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/energie-politik-bdi-chef-schiesst-scharf-gegen-olaf-scholz-a-0da1eb62-9567-4804-b628-bae778b4b33d?xing_share=news