Im Bericht über die globale Temperatur in 2023 wurde die Erwartung geäußert, dass sich diese sehr warmen globalen atmosphärischen Temperaturen mit dem anhaltenden El-Niño-Ereignis mindestens bis zum Winter 2024 auf der Nordhalbkugel fortsetzen werden. Das Klimaphänomen El Niño bringt alle paar Jahre das Wetter auf der Südhalbkugel komplett durcheinander. Wo es sonst regnet, herrscht auf einmal Dürre; wo die Sonne scheinen sollte, rollen plötzlich Fluten übers Land.
EL Niño
Keine verlässliche Erklärung für den Temperaturanstieg in 2023
Der Anomalierekord der globalen Erdtemperatur gibt weiterhin Rätsel auf. Wie aus der folgenden Grafik der NOAA seit Jahresbeginn hervorgeht, begann das Jahr 2023 mit einem nicht außergewöhnlichen globalen Temperaturdurchschnitt – aber ab Juni brachen alle Monate globale Rekorde. Der kühlere Jahresauftakt war so groß, dass sich erst im September abzeichnete, dass 2023 das wärmste Jahr werden könnte und damit den bisherigen Rekordhalter – 2016 – ein weiteres El-Niño-Jahr – übertrifft.
Globale Erdtemperatur mit Anomalierekord
Die globale atmosphärische Temperaturanomalie stieg im Oktober auf +0,93 °C über dem 30-jährigen Durchschnitt und stellte damit einen neuen Anomalierekord für die 45-jährige Satellitenära auf. Der Anstieg in diesem Monat übertraf den Februar 2016 mit +0,71 °C deutlich.
Klima “außer Kontrolle”? Ein Realitätscheck
Warum ist es gerade in vielen Teilen der Welt so warm? In den letzten vier Monaten haben wir rekordverdächtige Temperaturen erlebt. Der September lag im weltweiten Durchschnitt um 0,5 °C über dem bisherigen Rekordwert. 2023 wird mit Sicherheit das wärmste Jahr der instrumentalen Aufzeichnungsperiode. Das ist schon außergewöhnlich, aber was steckt hinter diesem plötzlichen Temperaturanstieg? Gerät die Temperaturentwicklung „außer Kontrolle“?
Neue Rekordtemperaturen und ein seltsamer Monat
So fasste Roy Spencer seine Satellitenaufzeichnungen für Juli 2023 zusammen [1] und weiter heißt es in seinem Bericht:
Der Juli 2023 war ein ungewöhnlicher Monat, mit plötzlicher Wärme und einigen rekordverdächtigen oder fast rekordverdächtigen Temperaturen.
Seit Beginn der Satellitenaufzeichnung im Jahr 1979 war der Juli 2023:
- wärmster Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (globaler Durchschnitt)
- wärmste absolute Temperatur (da der Juli klimatologisch der wärmste Monat ist)
- gleichauf mit März 2016 für die 2. wärmste monatliche Anomalie (Abweichung vom Normalwert für jeden Monat)
- wärmste Landanomalie der südlichen Hemisphäre
- wärmster Juli für tropische Gebiete (mit großem Abstand, +1,03 Grad Celsius gegenüber +0,44 Grad Celsius im Jahr 2017)
Vorsicht vor dem üblichen El-Niño-Hype
Die Welt befindet sich wieder einmal im Griff eines halbwegs regelmäßigen Klimaalarms. Ich beziehe mich nicht auf den jüngsten Beginn des El-Niño-Zyklus, der am 4. Juli von den Vereinten Nationen “in Kraft gesetzt wurde”, sondern auf die verstärkte Rhetorik über das Tempo und das Ausmaß der Temperaturerwärmung, die solche El-Niño-Perioden immer begleitet.
Anfang dieses Monats brach das Wetter für mehrere Tage globale Temperaturrekorde, was unweigerlich zu erneuten Spekulationen über den Beginn einer galoppierenden globalen Erwärmung führte. Der Guardian fragte, ob wir mit dem Beginn eines El-Niño-Ereignisses zusätzlich zur vom Menschen verursachten globalen Erwärmung in eine unberechenbarere und gefährlichere Phase eingetreten sind.
Globale Temperatur 2022 – wieder unverändert
Wie Net Zero Watch berichtet [1], haben die NASA, die NOAA und das UK Met Office die globale Temperatur für 2022 veröffentlicht und gezeigt, dass es ein warmes Jahr ist, das sechstwärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen ist. „Es war gedämpft (subdued)“, sagen die Forscher, „weil wir das dritte Jahr in Folge La Niña-Bedingungen hatten.“
Die Ankündigung wurde mit dem üblichen Vorbehalt begleitet, dass die letzten neun Jahre die wärmsten waren, die aufgezeichnet wurden. Wer aber über die Behauptungen und Zahlen nachdenkt, sollte auch hinter die Schlagzeilen schauen.
Die große Hungersnot des 21. Jahrhundert
Der ins Deutsche übersetzte Artikel von David Siegel [1] liest sich zunächst wie eine Science- Fiction, hat aber eine überraschend reale Wende:
„Wir schreiben das Jahr 2078. Es ist das dritte Jahr einer verheerender Dürre, Hungersnot und extremer Hitze rund um den Globus. In den letzten drei Jahren sind etwa 30 bis 60 Millionen Menschen umgekommen. Es wurde bereits als die tödlichste Umweltkatastrophe bezeichnet, die jemals der Menschheit widerfahren ist.
Die globale Temperaturpause ist möglicherweise doch nicht beendet
Die Temperaturpause (Hiatus) der globalen jährlichen Durchschnittstemperatur zwischen 2002 und 2014, die einst für einige umstritten war, aber jetzt in der Peer-Review-Literatur verifiziert ist, endete, wie Net Zero Watch schreibt [1], 2014 mit dem Beginn einer Reihe von rekordverdächtigen El Niño-Ereignissen, die die globale Temperatur mit einem anschließenden Rückgang erhöhten.
Jetzt trägt eine neue Studie über die Auswirkungen der vom Menschen verursachten Aerosolverschmutzung zu den wahrscheinlichen Gründen für das Ende der Pause bei und könnte auf niedrigere Schätzungen für die zukünftige globale Erwärmung hinweisen.
Ein internationales Forscherteam, das in der Zeitschrift Atmospheric Chemistry and Physics schreibt, zeigt anhand von Satellitendaten, dass die Konzentrationen von Aerosolpartikeln seit dem Jahr 2000 deutlich zurückgegangen sind. Dies ist eine gute Nachricht, da sauberere Luft der Gesundheit zugutekommt, aber auch Partikel reduziert, die eine kühlende Wirkung auf das terrestrische Klima haben. 1,1 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau aufgrund zunehmender Treibhausgase aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Gleichzeitig emittiert die Verbrennung fossiler Brennstoffe Aerosole, die unser Klima kühlen, indem sie Sonnenlicht reflektieren und das Reflexionsvermögen von Wolken erhöhen.
Professor Johannes Quaas, Meteorologe an der Universität Leipzig, und Kollegen aus Europa, China und den USA haben belastbare Beobachtungsbeweise für eine signifikante Verringerung der Aerosolbelastung und eine verbesserte globale Luftqualität veröffentlicht.
“Wir haben Daten der NASA-Satelliten Terra und Aqua analysiert. Sie liefern seit dem Jahr 2000 umfassende Satellitenbeobachtungen der Erde und messen ein- und ausgehende Strahlung, aber auch Wolken und Aerosolverschmutzung. Letzteres ist seit 2000 in Nordamerika, Europa und Ostasien deutlich zurückgegangen”, sagte Professor Quaas.
Obwohl Dr. Quaas und seine Kollegen sagen, dass diese neue Studie die dringende Notwendigkeit einer schnellen und starken Reduzierung der Treibhausgasemissionen betont, kann die Verringerung der kompensierenden Wirkung von kühlenden Aerosolen auch auf andere Weise gesehen werden.
Die Forscher schätzen, dass die Abschwächung der aerosolinduzierten Temperaturänderung zwischen 2000 und 2019 der vom IPCC AR6 geschätzten ähnelt. Der größte Teil dieser Abschwächung ereignete sich nach 2010 zeitgleich mit dem Ende der sogenannten globalen Erwärmungspause. Es deutet darauf hin, dass vielleicht bis zu 60% des globalen Temperaturanstiegs seitdem auf die Verringerung der globalen Aerosole zurückzuführen sind.
Zusammen mit ein paar superstarken El-Niño-Ereignissen, die die globale Temperatur vorübergehend in die Höhe trieben (siehe Grafik unten), deuten die neuen Ergebnisse darauf hin, dass die Pause der globalen Erwärmung – die vor 2014 deutlich sichtbar war – möglicherweise noch nicht beendet ist. Wenn die Satellitendaten der NASA bestätigt werden, würde dies darauf hindeuten, dass ein Großteil der sehr moderaten Veränderungen der globalen Temperatur in diesem Jahrhundert in erster Linie auf sauberere Luft und natürlich vorkommende El Niños zurückzuführen sein könnte.
Die neuen Beobachtungsdaten haben starke Auswirkungen auf die Vorhersagen der zukünftigen globalen Erwärmung aufgrund des Treibhausgasantriebs, was darauf hindeutet, dass sie deutlich niedriger sein könnte, als die meisten Modelle vermuten lassen.
Diese Folgerung aus den Beobachtungsdaten stimmt gut mit der festgestellten geringeren Klimasensitivität als bisher angenommen überein wie auch mit den spektroskopischen Untersuchungen über die nur marginale Wirkung des CO2 auf die globale Temperaturentwicklung.
[1] https://www.netzerowatch.com/global-temperature-hiatus-may-not-have-ended-after-all-new-study-suggests/?mc_cid=42a1541a0b
Zeitlicher Zusammenhang zwischen Sonnenzyklen und dem Übergang von El Niño zu La Niña-Ereignissen
Eine neue Studie [1] zeigt eine Korrelation zwischen dem Ende der Sonnenzyklen und einem Wechsel von El Niño zu La Niña [2] im Pazifik, was darauf hindeutet, dass die Variabilität der Sonne die saisonale Wettervariabilität auf der Erde beeinflussen kann. Das wäre ein weiterer Mosaikstein in der Aufklärung des Wettergeschehens auf der Erde.
Wenn der in der Zeitschrift Earth and Space Science beschriebene Zusammenhang Bestand hat, könnte dies die Vorhersagbarkeit der größten Ereignisse in El Niño und La Niña, die eine Reihe von saisonalen Klimaeffekten über Land haben, erheblich verbessern. Zum Beispiel sind die südlichen Vereinigten Staaten während einer La Niña wärmer und trockener, während die nördlichen Vereinigten Staaten kälter und feuchter sind.