Stellungnahme zur Photovoltaik-Strategie des Bundes

Am 10. März 2023 fand auf Einladung von Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck der erste PV-Gipfel statt. Minister Habeck hatte Vertreterinnen und Vertreter der Verbände und Bundesländer im hybriden Format eingeladen, um mit ihnen über eine Beschleunigung des Ausbaus von Photovoltaik (PV)-Anlagen in Deutschland zu beraten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hatte hierzu den Entwurf einer Photovoltaik-Strategie*) vorgelegt, die elf Handlungsfelder und damit einhergehende konkrete Maßnahmen skizziert.

Einer der Teilnehmer war Lars Schernikau, unabhängiger Energieökonom, Rohstoffhändler und Autor akademischer Studien zum Thema Energie und „Energiewende“. Wiederholt haben wir uns auf seine Veröffentlichungen berufen.

Bei der Photovoltaik-Strategie des Bundes blieben einige Kernthemen weitgehend unberücksichtigt, obwohl diese bereits mehrfach gesamtheitlich oder teilweise öffentlich von verschiedenen deutschen Energieökonomen vorgetragen wurden. Schernikau geht bei seinen Ausführungen auf die 4 folgenden Hauptunkte ein:

  • Kosten der Energie
    PV (und Wind) sind wesentlich teurer als „klassische“ Stromerzeuger, betrachtet man die „Strom-Vollkosten“. Diese Tatsache steht nicht im Disput unter Energieökonomen. Somit verteuert ein zunehmender Ausbau der PV den Strom in Deutschland weiter.Deutschland hat aus verschiedenen Gründen neben Dänemark bereits jetzt die höchsten Stromkosten für Industrie- und Einzelhandelskunden. Dies führt nicht nur zu einer verminderten Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch zur relativen Verarmung vor allem der einkommensschwächeren Schichten der Bevölkerung.
  • Energienachfrage und natürliche Nutzungsgrade
    Die Stromnachfrage wird nach wie vor global zu 60% allein durch Kohle und Gas gedeckt. Der vollständige Ersatz von Kohle und Gas durch eine großflächige Nutzung von Solarenergie (und Wind) ist nicht nur ökonomisch und ökologisch problematisch, sondern auch physikalisch faktisch unmöglich.Der natürliche Nutzungsgrad von PV beträgt in Deutschland nur 11%! Man sollte dabei nicht die Auslastung mit dem natürlichen Nutzungsgrad verwechseln. Dazu kommt, dass man nie genau weiß, wann die Sonne scheint.
  • Energieeffizienz
    Aktuell wird richtigerweise viel über Energieeffizienz und somit Energieeinsparungen gesprochen. Dabei wird meist nur die Effizienz beim Energieverbrauch thematisiert. Viel wichtiger als die Effizienz beim Verbrauch von Energie ist allerdings die Effizienz bei der „Produktion von Energie“.PV (und Wind) haben eine sehr geringe Netto-Energieeffizienz (eROI im einstelligen Bereich), wenn man die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet.
  • Systemintegration
    Die Photovoltaik-Strategie verfolgt das Ziel, einen sicheren und stabilen Systembetrieb mit „erneuerbaren“ Energien (somit ohne Kohle, Gas, Kernkraft) zu erreichen. Dieses Ziel ist aus Sicht der Systemintegration bzw. -Stabilität physikalisch nicht nur faktisch unmöglich, sondern würde unvorhersehbare ökonomische und ökologische Konsequenzen haben.

Die vollständige Stellungnahme ist unter folgendem Link zu finden:

https://energeia-publishing.com/wp-content/uploads/2023/03/2023-03-20b-Schernikau-Stellungnahme-BMWK-Solarstrategie.pdf

*) https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/photovoltaik-stategie-2023.html

 

 

Deutschlands Stromerzeugung trifft die bedrohliche Versorgungslücke

Ein bei EIKE am 20.6.2020 veröffentlichter Beitrag von Axel Robert Göhring betrachtete die Situation an einem Tag des Jahres 2020.
Die Überschrift dieses Artikels: „Ein Tag im Deutschland des Energiewende-Wahnsinns“.

Auszüge aus diesem sehr aufschlussreichen Beitrag:
Gewählt wurde der 17. Juni 2020 (der kein Feiertag mehr ist); Uhrzeit 7:38 MEZ.
Der Elektroenergiebedarf belief sich zu dieser Minute auf 51 Gigawatt (= 51.000 Megawatt).
o Davon wurden aus fossilen (Erdgas, Kohle, Öl) und nuklearen Quellen bereitgestellt:
oo   12,74 % aus Kernenergie; (mit einer Nutzung von 80,05 % von deren  installierter Leistung).
oo   32,58 % aus Kohle: ……….(mit einer Nutzung von 37 ,58 %    “       “                    “               “      ).
oo   19,13  %  aus Erdgas: ….    (mit einer Nutzung von 32,66 %     “       “                    “              “      ).

Das waren 64,45 % des gesamten, oben genannten Elektroenergie-Bedarfs.

Der Rest sollte sich dann eigentlich auf  regenerative  Energiequellen (sogenannte „erneuerbare Energien“) verteilen – aber so war es keineswegs:
oo   1,73 % lieferte die Windkraft (mit einer Nutzung von 1,45 % von deren installierter Leistung)
oo   4,24 % kam von Wasserkraft (mit einer Nutzung von 44,98 % “       “               “                 “        ).
oo   2,43 % trug der Solarstrom (mit einer Nutzung von 2,54 % von dessen installierten Leistung) bei.
oo   8,39 % kam aus Biomasse (Biogasanlagen) (mit der Nutzung von 52,35 % ihrer   “          “       ).
oo   minus 2,4 % benötigten die Pumpspeicherkraftwerke, die gerade gefüllt wurden.

Alle diese Erzeuger lieferten somit nicht etwa 100 % des gesamten Bedarfs an elektrischer Energie, sondern
nur 78,84 %. Es fehlen also knapp ein Viertel des Strombedarfs zu diesem Zeitpunkt – und diese Menge musste aus teuren Stromimporten (zum Beispiel Kernkraftstrom aus Frankreich und Kernkraftstrom und Kohlestrom aus Tschechien).“

Ergänzende Bemerkungen von G. Keil:
Auch für die Bundesregierung gelten die Gesetze der Physik. So bestimmt das Kirchhoffsche Gesetz, dass  es im Stromnetz ein präzises Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und – Verbrauch in jeder Sekunde geben muss. Bei Verletzung dieser Regel bricht die Stromversorgung zusammen – der sog. totale, landesweite Blackout – oder
zumindest die blitzschnelle Abschaltung von Großverbrauchern wie Industriebetriebe und Städte durch die Netzbetreiber; also lokale Blackouts.
Auch die Überproduktion von Strom – vor allem durch Windräder bei Starkwind – ruiniert die Netzstabilität in gleicher Weise.
Die ziemlich verzweifelte Lösung: Stromimporte aus den Nachbarländern. Sich aber immer darauf zu verlassen, ist fahrlässig. Denn es zeichnet sich bereits ab, dass diese Nachbarn ihre gesamte Stromproduktion zu bestimmten Zeiten – speziell im Winter – selbst benötigen.

Die Stilllegung der „schmutzigen“ Kohle- und auch Gaskraftwerke (letztere werden wegen politisch verursachter Unrentabilität, Stichwort EEG, aufgegeben) und der sauberen Kernkraftwerke wird diese höchst unsichere Importabhängigkeit weiter verstärken. Und für Neubauten mit „negativer Rendite“ gibt es keine Kapitalanleger .
Dann also Staatskraftwerke ? Selbst dieses Extrem einer Planwirtschaft würde etwa 6 Jahre brauchen, bis diese Anlagen ans Netz gehen könnten.
Bis dahin aber würde es eine Kette von Blackout-Katastrophen geben.
Wir werden es wohl erleben.
Günter Keil

Das waren 64,45 % des gesamten Elektroenergie-Bedarfs.