Nuclear goes on. Deutschland steht im Abseits

Verrückte Welt. Japan, durch eigenes Verschulden (Schlamperei) Opfer eines der größten Reaktorkatastrophen, bringt nach und nach seine abgeschalteten Kernkraftwerke wieder ans Netz, inzwischen sind sieben in Betrieb und Deutschland beschließt anlässlich dieser Katastrophe den Ausstieg aus der Kernenergie. Nicht nur der Nuklearstrom wird fehlen, auch die Förderung und Forschung nuklearer Innovationen bleiben in Deutschland auf der Strecke.

Am Rande der 9. Clean Energy Ministerial (CEM) in Kopenhagen starteten USA, Kanada und Japan die Partnerschaftsinitiative „Nuclear Innovation: Clean Energy Future“(NICE Future). Ziel ist es, eine Diskussion über Innovation und fortgeschrittene Kernenergiesysteme auf das internationale Treffen zu bringen.

Der Initiative schlossen sich bereits Argentinien, Polen, Rumänien, Russland, die Vereinigten Arabischen Emirate und das Vereinigte Königreich an. Mehr als ein Dutzend Länder haben bereits Interesse bekundet, sich ihr anzuschließen, ebenso wie internationale Organisationen wie die Internationale Energieagentur und die Kernenergieagentur der OECD.

Wie es in einer gemeinsamen Erklärung der drei Staaten heißt, soll die Initiative CEM zum ersten Mal auf die Kernenergie in sauberen Energiesystemen aufmerksam machen. Die NICE-Future-Initiative wird sich mit verbesserter Stromsystemintegration durch innovative, integrierte und fortschrittliche Energiesysteme und -anwendungen befassen, wie z. B. nukleare erneuerbare Systeme, kombinierte Nutzung von Wärme und Strom, Wasserstoffproduktion und industrielle Dekarbonisierungs-Technologien zur Verringerung von Emissionen und Luftverschmutzung durch Energieerzeugung, Industrie und Endverbraucher.

Die Initiative NICE Future zielt darauf ab, die Diskussion zwischen den CEM-Mitgliedsländern über die Rolle der Kernenergie bei der Förderung von Wirtschaftswachstum, Energiesicherheit und -zugang sowie Umweltverantwortung zu initiieren. Es wird sich auf innovative Anwendungen für fortgeschrittene nukleare Systeme konzentrieren, um koordinierte und / oder integrierte saubere Energiesysteme der Zukunft zu ermöglichen.

Wörtlich heißt es in der Erklärung: „In der Erkenntnis, dass nicht alle Länder die Kernenergie als Teil ihres nationalen (Energie-)Ansatzes sehen, bleibt ein Bedarf für die Erforschung der Rollen, die sauber, innovative und fortschrittliche Kerntechnologien bei der Förderung des Wirtschaftswachstums und wirksamen Umweltschutz spielen könnte. Für diesen Dialog erfolgreich zu sein, muss die Initiative über Sektorengrenzen hinweg arbeiten, integrierte Perspektiven auf den sich ergänzenden Rollen zu entwickeln, die die Kernenergie neben allen anderen Formen der sauberen Energie spielen könnte.“

Die Initiative wird sich auf Kernkraftwerke für Grundlaststrom sowie innovative Technologien der nächsten Generation und integrierte erneuerbare Energiesysteme in vier Schwerpunktbereichen konzentrieren. Dies sind: Technologiebewertungen innovativer Energiesysteme und -verwendungen; Engagement von politischen Entscheidungsträgern und Interessengruppen bei zukünftigen Energieentscheidungen; Bewertung, Marktstruktur und Finanzierungsfähigkeit; und die Rolle der Kernenergie in sauberen, integrierten Energiesystemen zu kommunizieren.

Dieser Artikel erschien – bis auf den ersten Absatz – in englischer Sprache in  World Nuclear News am 24. Mai 2018 mit dem Titel: Alliance launched to highlight nuclear on world stage.

 

EU: Laufzeitverlängerung für europäische Kernkraftwerke

In 14 EU-Mitgliedstaaten gibt es 126 operative Leistungsreaktoren, die mehr als ein Viertel der gesamten Stromproduktion ausmachen. In ihrer im letzten Jahr veröffentlichten Mitteilung über das Nuklearprogramm (PINC) erwartet die Europäische Kommission, dass die Kernkraft ihre bedeutende Rolle im europäischen Energiemix bis 2050 beibehalten wird. Dies würde Investitionen in Höhe von 40-50 Mrd. EUR erfordern. Die Kommission hat jedoch gewarnt, dass in der EU bis zu 50 Reaktoren in den nächsten zehn Jahren von einer vorzeitigen Schließung bedroht sind, vorausgesetzt, ihre Betreiber beantragen keine Genehmigung auf Laufzeitverlängerung.

Ein am 19. Juni 2018 in Brüssel abgehaltener Workshop*) mit dem Titel „Den Energiemix der Zukunft gestalten: Eine Rolle für die nukleare LTO“ (Longtime Operation) brachte Vertreter verschiedener EU-Institutionen, nationaler Regulierungsbehörden und Vertreter der Nuklearindustrie zusammen. Eingeladene Referenten diskutierten den aktuellen Status von LTO und seine Rolle im zukünftigen Energiemix Europas, die Bedürfnisse und Herausforderungen der Branche, den Beitrag von LTO zur Sicherung der Energieversorgung in der EU und zur Bekämpfung des Klimawandels, seine Rolle bei der Erhaltung von Nuklearkompetenz und die Erhaltung von hochqualifizierten Fachkräften, Arbeitsplätze und die Auswirkungen von LTO auf die Volkswirtschaften.Es wurde unter anderem davor gewarnt, dass die frühzeitige Schließung von 50 Reaktoren dazu führen würde, die CO2-Emissionen auf dem derzeitigen Niveau zu halten.

Es wurde gesagt, dass Deutschland seine Emissionsziele für 2020 mit deutlichem Abstand verpasst, da es sich entschieden habe, die Nutzung der Kernenergie auslaufen zu lassen. „Wenn das Land im Jahr 2011 beschlossen hätte, 20 GW Kohlekraftwerk anstelle von Kernkraftwerken auslaufen zu lassen, hätte es seine Emissionsziele erreicht und könnte jetzt zu Recht als europäischer Klimameister anerkannt werden.“

Die in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke seien ein wichtiges Gut für Europa und trügen erheblich zur Senkung der Energiepreise, der Versorgungssicherheit, der Verringerung der CO2-Emissionen und der Beschäftigung bei.

*) World Nuclear News, 20 June 2018, „EU must support extended use of reactors, says Foratom”

Morbus Prawda und Energiewende-Agitprop: Die Medien zwischen Information und Desinformation

Als der Autor dieser Zeilen in Berlin vor einiger Zeit die Oberschule besuchte, war es üblich und auch sehr ratsam, in einem jeden Schulaufsatz die Aussage einzuarbeiten, dass „damit abermals bewiesen wird, dass der Sozialismus siegt“. Das war in Ostberlin, aber vor dem Mauerbau. Die Mitglieder des SED-Politbüros waren im Grunde arm dran, denn Westberlin stand offen und die westlichen Radio- und Fernsehsender zeigten täglich allen Berlinern und den meisten DDR-Bürgern im Lande (bis auf die „Region der Ahnungslosen“ im Süden, wo man keinen Empfang der Westsender hatte), wie die Ost-Zeitungen – allen voran das „Neue Deutschland“ – und die drahtlosen DDR-Medien Fakten verdrehten, Informationen unterdrückten und generell Lügen verbreiteten. Der sowjetische Geheimdienst KGB hatte dafür die treffende Bezeichnung „Desinformation“ eingeführt.
Und der Sozialismus wollte einfach nicht siegen.

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Was erzeugt welche Strahlendosis?

Die Radioaktivität ist in der Natur etwas Allgegenwärtiges. Das Leben auf der Erde hat sich  darauf eingestellt. Der Mensch verfügt allerdings über kein Sinnesorgan, die radioaktive Strahlung wahrzunehmen. Weder kann man sie sehen, riechen oder fühlen. Wohl auch deswegen und in dem Wissen, dass sie schädigend wirken kann,  ist sie für viele Menschen etwas Unheimliches. Doch unter allen den Menschen schädigenden Wirkungen durch chemische und radioaktive Stoffe ist die radioaktive Strahlung die am besten und intensivsten untersuchte „Substanz“. Seit rund 100 Jahren existiert eine speziell auf die Wirkung radioaktiver Strahlen ausgerichtete Forschungsdisziplin. Weltweit haben sich Organisationen gebildet, die sich der radiologischen Forschung, dem Strahlenschutz und dem Erfahrungsaustausch auf diesem Sektor widmen.

Die nachfolgende vom Schweizer Nuklearforum*) aufgebaute Grafik gibt eine gute Auskunft über typische äußere Strahlendosen  aus natürlichen und künstlichen radioaktiven Quellen während eines Jahres, also bei einem Ganzjahresaufenthalt im Umfeld der Quellen. Bei Strahlendosen unter 100 mSv (Millisievert) sind keine epidemiologischen Veränderungen erkennbar. Man beachte auch die äußerst geringe Strahlendosis durch den Betrieb von Kernkraftwerken. (Siehe auch die Artikel auf dieser Webseite, die sich mit natürlichen radioaktiven Stoffen befassen.)

 

 

*)  https://www.nuklearforum.ch/sites/default/files/folder-pdf/170508_Faktenblatt-Strahlung-d_Printer.pdf

Auch das Klimaziel 2030 ist gefährdet

Die Bundesregierung setzte eine Kommission ein, die den Ausstieg aus der Kohle regeln soll. Unter der Überschrift „Hohe Erwartungen, ehrgeiziger Zeitplan, unterschiedliche Interessen“ berichtete Die Welt, dass noch bevor sie ihre Arbeit begonnen habe, die Interessen in der Kohle-Kommission weit auseinandergehen würden. Ihr Ziel bestehe darin, einen Plan auf den Weg zu mehr Klimaschutz durch einen Ausstieg aus der Verstromung von Stein- und Braunkohle zu entwerfen und zugleich die Kohleregionen im Rheinland, in der Lausitz und in Mitteldeutschland mit ihren knapp 21.000 Arbeitsplätzen vor Strukturbrüchen zu bewahren.

Wenige Wochen zuvor auf der Hannover-Messe setzte der Bundesverband der Deutschen Wasser- und Energiewirtschaft (BDEW) einen „Weckruf an die Politik“ ab: Die Politik wird das Klimaziel 2030 nicht erreichen, wenn sie nicht endlich die Bedingungen für Kraft-Wärmekopplung, Energiespeicher, neue Gaswerke und den Netzausbau verbessert.

Nach BDEW-Angaben gibt es in Deutschland 52 Projekte zum Neubau von Kraftwerke, davon sind jedoch lediglich 14 tatsächlich in Bau. Unter den weiteren geplanten Anlagen sind 22 Gas- und sechs Pumpspeicherkraftwerke. Aufgrund der aktuellen Marktsituation rechnen sich diese Kraftwerkstypen jedoch nicht. Ihre Realisierung ist daher sehr fraglich.

Dem bis 2023 zu erwartenden Zubau an Kraftwerkskapazität in Höhe von etwa 4.400 Megawatt stehen bereits absehbare und schon erfolgte Stilllegungen mit einer Kapazität von 18.600 Megawatt gegenüber. Ein klares Minus. Damit sinkt bis 2023 die konventionelle Kraftwerkskapazität von heute knall 90.000 Megawatt auf 75.300 Megawatt. Bereits 2022 wird das letzte Kernkraftwerk außer Betrieb genommen. Derzeit sind noch 8 Kernkraftwerke mit einer elektrischen Leistung von rund 11.400 Megawatt am Netz, die in 2023 auch komplett fehlen werden.

Nach einer Prognose der Bundesnetzagentur wird die höchste Stromnachfrage in Deutschland zu Beginn der 2020er Jahre bei etwa 81.800 Megawatt liegen. Diese Leistung kann nach BDEW-Ansicht nur noch dadurch erreicht werden, indem weitere bereits zur Stilllegung vorgesehene Kraftwerke nicht vom Netz genommen werden dürfen, da sie als systemrelevant für die Versorgungssicherheit eingestuft werden.

Diese Entwicklung sieht der BDEW mit Blick auf die Klimaziele 2030 als besorgniserregend an: „Weitere Kohlekraftwerke können in den 2020er Jahren nur vom Netz genommen werden, wenn CO2-arme Ersatzkapazitäten geschaffen werden.“ Welche das sind, wurde im obigen zweiten Absatz erwähnt.

Die neue Shale-Erdöl-Technik, die die OPEC das Fürchten lehrt

Die amerikanischen, vor allem in Texas angesiedelten  Firmen, die schon immer die führende Position in der Technologie der Gas- und Erdölgewinnung einnahmen und den technischen Standard für sämtliche Länder bestimmten, die diese Energieträger fördern wollten, haben auch in den innovativen Gewinnungsmethoden, die als Shalegas- bzw. Shaleöl-Förderung  bekannt wurden, eindrucksvolle Erfolge erzielt.
Hierzulande, wo auch die Chance bestand, in Norddeutschland mit dieser Technik Erdgas zu fördern, wurde diese Möglichkeit politisch mit der in Deutschland gerne bevorzugt angewendeten Angstpropaganda verhindert– in diesem Falle wegen des dafür benutzten „Fracking“-Verfahrens, das von Umweltschützern , Medien und Politikern zu einem Synonym für gefährliche Technik gemacht wurde. In Nordamerika  dagegen nutzte man konsequent und bei allen geeigneten Standorten diese neue Technik – mit dem Ergebnis, dass die USA inzwischen eine enorme Erdgasproduktion erreicht haben und sogar damit beginnen, es mit Flüssiggastankern zu exportieren. Ebenfalls haben die dortigen Technologieunternehmen diese neuen Erdgas-Förderungsmethoden auf Erdöl angewendet und auch damit treten sie jetzt auf dem Weltmarkt als ernsthafte Konkurrenz der bisherigen, in der Organisation Erdöl-exportierender Länder (OPEC) zusammenarbeitenden Lieferländer auf.

Ein positiver Nebeneffekt dieser erstaunlich wirtschaftlichen Shalegas-Gewinnung ist die Umstellung vieler großer Energieverbraucher – Kohlekraftwerke, Fernverkehr, Heizungen – auf das inzwischen konkurrenzlos günstige Erdgas, was im Übrigen den Anstieg der Emissionen gestoppt hat.

Der Zeitungsartikel von Spencer Jakob im Wall Street Journal (s.u. bei „Quelle“) schildert den Kampf der OPEC gegen diese Bedrohung ihres bisherigen Monopols – und dessen Ausgang.

Aus diesem Artikel:
„Vor zwei Jahren sah es aus, als ob Saudi-Arabien seinen Kampf gegen die U.S.-Shale-Industrie gewinnen würde, indem es mit größter Anstrengung besonders große Mengen an Rohöl förderte und es auf den Markt warf, um die Preise zu drücken. Einigen Firmen in Amerika ging es dadurch tatsächlich sehr schlecht; Fördergebiete in West-Texas und Nord-Dakota mussten aufgegeben werden. Insolvenzen drohten.

Aber dieser Angriff der Saudis ging nach hinten los. Anstatt die Shale-Technik zu erledigen, erzeugte dieser Angriff eine Welle von technischen Innovationen und verwandelte die Ölbohrtechnik in den U.S.A. in einen hocheffizienten industriellen Prozess, mit dem dramatische Kostensenkungen bei erhöhten Fördermengen erreicht wurden.
Mittlerweile geschieht Bemerkenswertes: Die U.S.A., über die man einst annahm, dass der Gipfel ihrer Erdölproduktion vor ca. 50 Jahren überschritten worden sei, werden im kommenden Jahr der größte Erdölproduzent auf diesem Planeten sein.

Was die Energieminister in Riad, Teheran und Moskau wirklich erschrecken sollte, ist die Art und Weise, wie jetzt das Öl gewonnen wird: Die Anzahl der Bohrtürme im Permian Bassin, das sich von West-Texas bis New Mexiko erstreckt, ist immer noch die gleiche wie im Oktober 2011. Aber diese Region erzeugt heute drei Mal soviel Rohöl wie damals…“

 

Quelle:
Spencer Jakob: „The New Shale Tech That Terrifies OPEC”, The Wall Street Journal, 1. Juni 2018;
https://www.wsj.com/article/the-new.tech-that-terrifies-opec..