Egal ob heiß oder kalt, ob Sommer oder Winter – das Wetter ist immer Gesprächsthema. Beim Wetter kann jeder mitreden, denn es betrifft nun mal jeden. Doch Wetter ist nicht nur Wetter, Wetter ist ein Ereignis. Jedenfalls in medialen Berichten und nicht selten in dramatischer Ausdrucksweise wie die nicht ungewöhnlichen warmen Tage im Juni belegen.
Steigen die globalen Temperaturen jetzt? Es gibt keine Möglichkeit, das zu wissen, erklärt der Wissenschaftler Roy W. Spencer*) [1], weil die natürliche Variabilität der globalen Temperatur von Jahr zu Jahr so groß ist, dass Erwärmung und Abkühlung ständig stattfinden. Was wir sagen können, ist, dass die Oberflächentemperatur und die niedrigere atmosphärische Temperatur in den letzten 30 bis 50 Jahren gestiegen sind, wobei sich die meiste Erwärmung auf der Nordhalbkugel ereignet. Auch das Ausmaß der jüngsten Erwärmung ist etwas ungewiss, da es schwierig ist, langfristige Temperaturmessungen mit Thermometern durchzuführen, ohne dass diese Messungen durch eine Vielzahl von Nicht-Klimaeffekten verfälscht werden. Aber es gibt keine Möglichkeit zu wissen, ob die Temperaturen jetzt weiter steigen… Die Erwärmung (oder Abkühlung) sehen wir erst im Rückspiegel, wenn wir in der Zeit zurückblicken.
Die jüngsten NOAA-Satelliten-Messungen [2] zeigen – erstaunlicherweise in den letzten beiden Monaten mit überdurchschnittlichen Temperaturen – wieder abnehmende Temperaturen in etwa 2000 Meter Höhe:
Seit 1979 tragen NOAA-Satelliten Instrumente, die die natürlichen thermischen Mikrowellenemissionen von Sauerstoff in der Atmosphäre messen. Die Intensität der Signale, die diese Mikrowellenradiometer bei unterschiedlichen Mikrowellenfrequenzen messen, ist direkt proportional zur Temperatur verschiedener, tiefer Schichten der Atmosphäre.
Während eine jüngst veröffentlichte NASA-Studie die letzten extrem warmen Tage im Juni mit einem Rückgang der Wolken über den Meeren erklärt, berichteten wir über wissenschaftliche Untersuchungen, die in der Wolkenbildung und in der abnehmenden Zahl der Sonnenflecken eine Temperaturabnahme um 2030 voraussagen.
Zur Auswertung der Temperaturentwicklung für den Monat Juni 2025 können die Angaben von Climate Analyzer [3] der University Maine herangezogen werden. Danach wurde ein globaler Temperaturrückgang in 56 Regionen festgestellt. Nach Datenlage sei eine planetare Abkühlung zu erwarten, berichtete aktuell spaceweatherlive [4], weil die Sonnenflecken in den letzten Monaten deutlich abgenommen hätten.
Der Juni 2025 war geprägt von starken Anomalien. So gab es weltweit mehrere Regionen mit Temperaturrückgängen, besonders in Teilen von Westeuropa, Island und einem Gebiet im Nordwesten Russlands, nahe der Karasee. Gleichzeitig erlebten andere Teile Europas, wie Süditalien, Südosteuropa und die Türkei, sowie weite Teile Osteuropas und Fennoskandiens, überdurchschnittliche Temperaturen.
Am Mittwoch dem 9. Juli, verzeichnete Grönland laut Daten des Dänischen Meteorologischen Instituts (DMI) einen Anstieg der Oberflächenmassenbilanz (SMB). Das National Snow and Ice Data Center (NSIDC) bestätigt, dass es in diesem Sommer im Landesinneren Grönlands unterdurchschnittliche Temperaturen und anhaltenden Schneefall geben wird.
- Die Arctic Report Card der NOAA zeigt außerdem eine überdurchschnittliche Schneeansammlung an acht Stationen im Landesinneren während der Vorschmelzsaison, was zu einer stärkeren Schneeschmelze-Retention bis in den Juli hinein beiträgt.
- Eine derart starke Massenzunahme im Hochsommer wurde seit Jahrzehnten nicht mehr beobachtet.
- Normalerweise ist der Juli das schärfste Schmelzfenster. Dieses Jahr gab es jedoch häufige Schneefälle und eine deutlich unterdurchschnittliche Schmelzmenge.
Diskussion der Temperaturunterschiede
Infolge der natürlichen Variabilität des Klimasystems ist es nicht möglich anhand der oben genannten regionalen Temperaturentwicklungen, die im Grunde genommen Momentaufnahmen sind, einen globalen Entwicklungstrend zu höherer oder niedrigerer Temperatur zu prognostizieren.
Warum aber sagen einige Wissenschaftler, dass es sich abkühlt, während andere sagen, dass sich die Erwärmung sogar beschleunigt? Dazu Roy Spencer [1]: Da es von Jahr zu Jahr (und sogar von Jahrzehnt zu Jahrzehnt) eine so große Variabilität der globalen Durchschnittstemperaturen gibt, hängt es davon ab, wie weit man in der Zeit zurückblickt, ob sie sich erwärmt oder abgekühlt haben. So gab es in den letzten 100 Jahren eine allgemeine Erwärmung, die gegen Ende des 20. Jahrhunderts stärker war. Deshalb sagen einige, dass sich die Erwärmung beschleunigt. Aber wenn wir uns eine kürzere, jüngere Zeitspanne ansehen, sagen wir seit dem Rekordwarmjahr 1998, könnte man sagen, dass es sich in den letzten 10 bis 12 Jahren abgekühlt hat. Aber wie ich oben erwähnt habe, kann uns keines von beiden etwas darüber sagen, ob die Erwärmung „jetzt“ stattfindet oder in der Zukunft stattfinden wird.
Fakt ist derzeit, wie die obigen Grafik zeigt, dass seit 1979 die mittlere Temperatur in der unteren Atmosphäre geringfügig zunimmt, um ca. 0,2 Grad in einem Jahrzehnt.
*) Roy W. Spencer ist Forschungsleiter an der Universität Alabama in Huntsville und Leiter des US-Wissenschaftlerteams für das Advanced Microwave Scanning Radiometer (AMSR-E) des NASA-Satelliten Aqua. Er war am NASA Marshall Space Flight Center im Bereich der Klimaforschung tätig.
Quellen:
[1] https://www.drroyspencer.com/2010/07/my-global-warming-skepticism-for-dummies/
[2] https://www.drroyspencer.com/latest-global-temperatures/
[4] https://www.spaceweatherlive.com/en/solar-activity/solar-cycle.html