Windenergie in Deutschland und Europa

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Unter diesem schlichten Titel veröffentlichten Dipl.-Ing. Thomas Linnemann und Dipl. Phys. Guido S. Vallana, beide VGB PowerTech. e. V., den 2. Teil “Europäische Situation im Jahr 2017” ihrer Untersuchung über Status quo, Potenziale und Herausforderungen in der Grundversorgung mit Elektrizität *).

Dieser Artikel ist eine überaus deutliche Warnung an alle, die dem Glauben an die gesicherte Stromversorgung durch Windkraftanlagen anhängen. Sie ist und bleibt unter den gegebenen technischen Möglichkeiten nicht ohne nukleare oder fossile Energiequellen zu bewerkstelligen. Weder in Deutschland noch im europäischen Verbundsystem.

Zusammenfassend kommen sie bei ihrer Untersuchung zu folgendem Ergebnis:

“Die installierte Nennleistung sämtlicher Windenergieanlagen in Deutschland hat sich in den letzten 18 Jahren, von Anfang 2000 bis Ende 2017, auf rund 56.000 Megawatt (MW) mehr als verzwölffacht. Die Jahreshöchstlast liegt im Vergleich dazu aktuell bei etwa 84.000 MW.

Zusammen mit 17 weiteren europäischen Ländern erhöhte sich die kumulierte installierte Nennleistung sämtlicher Windenergieanlagen zeitgleich um etwa das 18-Fache auf nahezu 170.000 MW. Damit verfügt allein Deutschland über ein Drittel der europaweit installierten Windenergieanlagenleistung.

Eine wesentliche physikalische Eigenschaft der Windenergie ist ihre starke raumzeitliche Variation aufgrund der Fluktuationen der Windgeschwindigkeit. Meteorologisch betrachtet wird die aus Windenergieanlagen eingespeiste elektrische Leistung durch Wetterlagen mit typischen Korrelationslängen von mehreren hundert Kilometern bestimmt.

Im Ergebnis ist die aufsummierte eingespeiste Leistung der europaweit über mehrere tausend Kilometer sowohl in Nord- Süd- als auch Ost-West-Richtung verteilten Windenergieanlagen hoch volatil, gekennzeichnet durch ein breites Leistungsspektrum.

Die intuitive Erwartung einer deutlichen Glättung der Gesamtleistung in einem Maße, das einen Verzicht auf Backup-Kraftwerksleistung ermöglichen würde, tritt allerdings nicht ein. Das Gegenteil ist der Fall, nicht nur für ein einzelnes Land, sondern auch für die große Leistungsspitzen und -minima zeigende Summenzeitreihe der Windstromproduktion 18 europäischer Länder.

Für die Jahre 2015 bis 2017 weisen diese Summenzeitreihen Jahresmittelwerte zwischen 22 und 24 % der Nennleistung auf. Die Jahresminimalleistungen (Stundenwerte) erreichen trotz europaweit verteilter Windparkstandorte rechnerisch 4 bis 5% der in den betrachteten 18 europäischen Ländern insgesamt installierten Nennleistung.

Windenergie trägt damit praktisch nicht zur Versorgungssicherheit bei und erfordert planbare Backup-Systeme nach heutigem Stand der Technik von fast 100 % der Nennleistung des „europäischen Windparks“, solange dessen Nennleistung die kumulierte Jahreshöchstlast der betreffenden Länder zuzüglich Reserven noch nicht überschritten hat.

Die VGB-Geschäftsstelle ist Fragen zur Windenergienutzung in Deutschland und 17 europäischen Ländern nachgegangen und hat im Rahmen eines VGB-Faktenchecks Plausibilitätsbetrachtungen durchgeführt. Die Betrachtungen beruhen auf frei zugänglichen Realdaten zur elektrischen Leistungseinspeisung aus Windenergie für 18 Länder einschließlich Deutschland, veröffentlicht durch die nationalen und europäischen Übertragungsnetzbetreiber im Internet.

Die VGB-Windstudie 2017 besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil **) geht es um langjährige Entwicklungen in Deutschland von 2010 bis 2016, während der zweite Teil die Windstromproduktion in 18 europäischen Ländern einschließlich Deutschland im Jahr 2017 beleuchtet und insbesondere der Frage nachgeht, ob im europäischen Stromnetzverbund gemäß dem Motto „irgendwo weht immer Wind“ ausreichende gegenseitige Ausgleichsmöglichkeiten bestehen.”

*)  VGB-Windstudie-2017-Teil-2-Artikel-PT-2018-10-DE-1

**) Linnemann, Th.; Vallana, G. S.: Windenergie in Deutschland und Europa: Status quo,Potenziale und Herausforderungen in der Grundversorgung mit Elektrizität, Teil 1:Entwicklungen in Deutschland seit dem Jahr 2010. VGB PowerTech 97 (2017), Nr. 6, S. 63-73