Der folgende Artikel entstammt einem Leserbrief von Prof. Dr. Helmut Alt, Lehrbeauftragter an der FH Aachen, an die Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 30.11.2018.
In der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 29.11.2018 ließ Wolf Dewitz die Leser wissen, dass „erstmals die mit Öko-Energie betriebenen Anlagen in Deutschland mehr Strom liefern können, als konventionelle Kraftwerke.“
Dieser Bericht führt zu einer vollkommen irreführenden Vorstellung der realen Erfordernisse zur Gewährleistung einer sicheren und bezahlbaren Stromversorgung, schreibt Alt in seinem Leserbrief. Bereits die im ersten Absatz genannten Werte der installierten Kraftwerkskapzitäten: 112,5 GW Leistung der Erneuerbaren und 105,1 GW Leistung der Kohle-, Kernkraftwerke und anderer Anlagen sind zwar korrekt, sagen aber überhaupt nichts über deren reale Verfügbarkeit. Es folgtdann im dritten Ansatz der harmlose, verschönernde Satz: „Allerdings werden die Kapazitäten der Erneuerbaren nicht ausgeschöpft“ … „Von den im Jahr 2017 insgesamt erzeugten 601,4 TWh kommt nur gut ein Drittel (204,8 TWh) von erneuerbaren Energieträgern. Die Konventionellen liegen bei 396,6 TWh“.
Genau das ist das Problem, denn obschon die konventionellen Erzeugungsanlagen ganzjährig rund um die Uhr verfügbar sind, sind das die Erneuerbaren aus Wind- und Sonnenenergie leider nicht. Tatsache ist nun, dass unsere Stromversorgung ebenso bedarfsgerecht und sicher verfügbar wäre, wenn es die nur fluktuierend verfügbaren Wind- und Solaranlagen nicht geben würde. Dann hätten die Stromverbraucher aber auch deren Kosten nicht zu tragen, denn was nicht vorhanden ist, verursacht auch keine Kosten.
Daher muss der Strom mit weiter fortschreitender Energiewende erheblich teurer werden, schon weil die Effektivität der als Lückenbüßer fungierenden konventionellen Anlagen, die aber mangels Stromspeichermöglichkeiten – auch zukünftig, solange man realistisch denken kann -, unverzichtbar bleiben werden und die Kosten der Erneuerbaren hinzu kommen. Dass der Strom in diesem Jahr noch nicht teurer geworden ist, hat aber insbesondere börsentechnische Gründe. Die nächste Kostenerhöhung der Stromerzeugung ist mit jedem weiteren Bau von Wind- oder Solaranlagen, so sicher, wie das Amen in der Kirche.
Warum das so ist, zeigt die Grafik am Beispiel des Monats August 2018:
Die braune Fläche gibt den mit konventionellen Kraftwerken erzeugten Strom an, der die Deckungslücke des Öko-Stroms ausfüllt. Der Windstrom-Anteil: 14,9 %, der Solarstrom-Anteil: 12,4 %, gesamt: 27,3 % der Netzlast. (Die Darstellung stammt von Rolf Schuster)
Im August 2018 hatten wir zwar jeden Tag Sonne, aber die Sonne geht bekanntlich am Morgen auf und am Abend unter, in der Nacht ist sie nie da. Somit steigt die verfügbare elektrische Leistung an allen Sonnentagen früh morgens von Null auf rd. 25 GW zur Mittagszeit an, um sich dann am Abend mit dem Leistungswert Null wieder zu verabschieden. Es wurden im ganzen August immerhin 5.183 GWh Strom erzeugt. Wir benötigten in Deutschland aber an einzelnen Wochentagen eine elektrische Arbeit von rd. 1,6 TWh und im August eine Leistung von rd. 75 GW, also das Dreifache des Wertes, den die rd. 1,7 Millionen Solaranlagen in Deutschland im August 2018 als Spitzenleistung zur Mittagszeit erbracht haben. Diesen Sonnenstrom haben alle Stromverbraucher – allein im August 2018 – jedoch mit rd. 832 Mio. € gemäß dem Gesetz (EEG) subventioniert.
Im August wurde auch 6.270 GWh Strom aus den rd. 27.000 Windenergieanlagen erzeugt und mit rd. 630 Mio. € subventioniert. Die Windanlagen erreichten am 10. und 27.8. eine maximale Leistung von rd. 25 GW, aber an 16 Tagen des Monats August war die Einspeiseleistung wegen schwachem Wind auch nahezu gleich Null!
Wenn die politischen Verantwortungsträger sich auch nur ein wenig sachkundig machen würden, könnten sie erkennen, dass auch bei beliebig hohem weiterem Zubau von Wind- und Solaranlagen keine Strombedarfsdeckung erreichbar sein wird, wohl aber die Stromkosten für alle deutlich ansteigen müssen. Ohne primärenergie-speicherbasierte Kern-, Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerke ist eine bedarfsdeckende Stromversorgung schlicht unmöglich, auch wenn diese Wahrheit leider dem Zeitgeist widerspricht.
Welcher Art dieser vier genannten Kraftwerksarten es am finalen Ende der „Energiewende“ sein mögen, muss die Politik entscheiden. Falls sie sich für Gaskraftwerke entscheidet, sollte man nicht außer Acht lassen, dass das Gas aus Russland importiert werden muss und dort der Preis als Monopollieferant festgelegt wird. Die dann höheren Gaspreise treffen dann auch alle erdgasbeheizten Wohnungen, das ist unvermeidlich.
Der „Grüne“ Zeitgeist hat dafür gesorgt, dass die Medien es als Erfolg der Energiewende sehen, wenn wir zusätzlich zu den bedarfsdeckend vorhandenen konventionellen Kraftwerken hinaus weiter neue sehr teure Kraftwerke errichtet haben und errichten, die nur Strom produzieren, wenn der Wind weht oder die Sonne wolkenlos bei nicht schneebedeckten Photovoltaikanlagen scheint.
Dass die Stromverbraucher diese „Hosenträger plus Gürtel“ – Strategie bezahlen müssen, wird leider verschwiegen. Die konventionellen Kraftwerke als Hosenträger halten wirklich, aber der Öko – Gürtel rutscht, nur mit diesem steht man oft ohne Hose da. Mit jeder weiteren Wind- oder Solaranlage muss der Strom für alle teurer werden, das ist die unvermeidbare Wahrheit!