Mit Extinction Rebellion hat sich eine neue Bewegung etabliert mit dem Ziel, ihre Ideologie weltweit durchzusetzen. Eine Bewegung mit dem Selbstbewusstsein, alle Menschen auf den aus ihrer Sicht ‘rechten Weg’ zu führen. Einen Weg, zu dem man sich dann auf angebliche ‘Erkenntnisse der Wissenschaft’ und speziell Computermodelle beruft. Solches Berufen auf ‘die Wissenschaft’ vermittelt das Bewusstsein, dass man Menschen notfalls auch mit Gewalt zu ihrem Glück zwingen muss. Und wer sich dagegen sträubt und das Argument ‘Wissenschaftlichkeit’ nicht akzeptieren will, der sollte dann eben als ‘ultima ratio’ mit wachsendem Druck ‘umerzogen’ werden.
Es gibt eine gewisse Verwandtschaft einer solchen Bewegung zur christlichen Religion. Der Unterschied liegt dann ganz wesentlich darin, dass sich Religion auf Glauben und Vernunft beruft anstelle auf wissenschaftliche Modellrechnungen. Allerdings können die Erscheinungsformen des Auftretens geradezu auswechselbar sein. Wie sehr, das zeigt eine Selbstdarstellung von Extinction Rebellion von einem Pfarrer der Evangelischen Kirche (EKD)*). Dieser Pfarrer ist von der Richtigkeit ‘seines’ Extinction-Rebellion-Engagements so überzeugt, dass er unbedingt auch andere auf diesen ‘guten Weg’ führen – eben verführen – möchte. Ein glühendes ‘missionarisches Bewusstsein’, das hier zutage tritt. Und es ist wohl nicht abwegig, sich vorzustellen, dass von solcher Begeisterung der Weg zur Praktizierung von Gewalt zur Durchsetzung dieser ‘guten Sache’ nicht allzuweit ist. Vor meinem ‘Auge der Erinnerung’ tauchen dann gleich jene evangelischen Pfarrer im Talar auf, die bei Anti-Kernenergie-Demonstrationen mitgezogen sind in die Schlachten gegen die Polizei.
Wenn ich aber nicht ein Beispiel von EKD-Geistlichen heranziehen möchte: Wo haben wir sonst in Geschichte und naher Vergangenheit Vergleichbarkeiten zu Extinction Rebellion? Eine Bewegung, die ebenfalls Menschen auf einen aus ihrer Sicht rechten Weg führen wollte? Und die dafür Gewalt als ‘ultima ratio’ ansah gegenüber Menschen, die das nicht einsehen wollten? Und die sich – anders als eine Kirche – auf die Wissenschaftlichkeit ihrer Lehre berief?
Die Antwort liegt auf der Hand: Das war die Weltanschauung, die sich zeitlich nach- und nebeneinander als Kommunismus, Bolschewismus oder Sozialismus bezeichnete und die dann auch das Prädikat ‘wissenschaftlich’ beanspruchte. Allerdings macht es dann auch Sinn, gleich eine zentrale Gemeinsamkeit von Kommunismus und Kirche zu unterstreichen: Beide wenden sich an alle Menschen unabhängig von Rasse und Volkszugehörigkeit/Ethnie. Damit können sie weltweit wirken, jeden mit ihrer Lehre beglücken oder unter Druck setzen.
Es hat es nationale Formen von Sozialismus gegeben – und sie blühen heute ganz besonders -, die sich nur an die Menschen eines Volkes oder einer Rasse wenden und die Menschen anderer Rasse oder anderer Volkszugehörigkeit feindlich (z. B. Nordkorea) oder gleichgültig (z. B. China) gegenüber standen oder stehen.
Warum diese umfassende Darstellung als Einleitung?, mögen Sie fragen. Ich denke, es ist angemessen, verständlich zu machen, in welcher Tradition sich eine solche Bewegung mit Weltbeglückungs- oder Welteroberungs-Absicht heute aufstellt. Und nachdem der christliche Glauben seine missionarische Kraft weitgehend verloren hat, ist es unter den Religionen heute weltweit nur der Islamismus/Salafismus, der mit dem Anspruch auftritt, die ganze Welt ohne Unterscheidung von Rasse und Volkszugehörigkeit zum ‘Glauben an Allah’ zu führen – auch hier mit Gewalt als ‘ultima ratio’.
Das ist nun die Bühne, auf die „Extinction Rebellion“ kommen will. Kommen will, um einer Ideologie zum endgültigen Durchbruch zu verhelfen, die sich auf ‘Wissenschaft’, auf Computermodelle und dann auch noch auf das zunächst christliche Bild von „Bewahrung der Schöpfung“ beruft. Wobei solches ‘Berufen’ erst einmal auf seine Glaubhaftigkeit hinterfragt werden sollte, wenn es aus einer Gesellschaft kommt, an deren ‘Christlichkeit’ man berechtigte Fragen stellen kann. Glaubhaft im Hinblick auf eine Nähe zu christlichen Vorstellungen erscheinen dann eher Anklänge an apokalyptische Vorstellungen, wie sie sich im letzten Buch der Bibel finden.
Extinction Rebellion präsentiert sich als die letztgültige Ausprägung und der Höhepunkt einer Ideologie, die mit dem Kommen von ‘Greenpeace’ begann. Die von diesem Anfang bis heute Sammlungsbewegung aller derer geworden ist, die ‘Grün’ denken und vielleicht sogar ‘Natur’ als Glaubensgegenstand, als neue Religion verstehen.Und die jetzt die Gelegenheit sehen, unter Ausnutzung und im Namen einer apokalyptischen Klimakatastrophen-Angst an das große Werk einer weltweiten Umwälzung und Umverteilung zu gehen. Wobei das Entscheidende und Neuartige ist: Es hat sich eine Allianz von Unterstützern zusammengetan, die von einer Finanzierung ‘ohne Grenzen’ über eine Unterstützung durch einen wachsenden Teil der Medien auch jene Fanatiker mobilisiert, die ohne Zögern bereit sind, Gewalt einzusetzen, wenn es denn im Sinne einer nach ihrer Ideologie „guten Sache“ als notwendig gesehen wird.
Diese Allianz von Unterstützern ist deshalb ungewöhnlich und bemerkenswert, weil sich in ihr Leuten zusammengefunden haben, von denen man erwarten sollte, dass sie eigentlich wenig bis gar nichts gemein haben. Milliardäre, die hier eine Gelegenheit sehen, die westliche Gesellschaft einmal spüren zu lassen, was sie wirklich von ihr halten und welche Macht sie in ihr und ihr gegenüber haben. Und die glauben, dass diese Gesellschaft geändert werden sollte. Kirchenleute, die glauben, hier in eine neue Aufgabe flüchten zu können, nachdem sie sich ausgebrannt sehen im Hinblick darauf, den ihnen anvertrauten Gläubigen seelsorgerliche Zukunftshoffnung und Trost zu spenden. Und dann auch besondere evangelische Kirchenleute, die ihre Hoffnung auf eine ‘politische Kirche’ setzen, ohne dass sie artikulieren können, wie sie damit ihrem Auftrag für die ihnen anvertrauten Gläubigen gerecht werden können und worin sich eine solche Kirche dann noch von NGO’s und Parteien unterscheiden soll oder kann. Und dann kommen Politiker, die hier den ‘mainstream’ des geringsten Widerstands sehen, von dem sie meinen, dass ihnen niemand Vorwürfe machen kann, wenn sie hier mitlaufen. Und Jugendliche, die sich wieder einmal verführen lassen, indem sie sich vorgaukeln lassen, dass sie mit Demonstrationen und Leistungsverweigerung die Gesellschaft verändern und die Welt retten können.
Wenn aus Frustration zunächst Streikaktionen werden, dann Widerstand gegen Behörden und Polizei und schließlich Gewalt, dann mag es zwar von Fall zu Fall eine Art ’emotionales Aufatmen und Austoben’ geben – aber allzuviele Beispiele aus andern Ländern zeigen, wo solche Gewaltausbrüche dann enden. Schließlich muss auch gefragt werden dürfen: In wessen ‘Großem Fahrplan’ sind dann auch diese gewalttätigen Auseinandersetzungen eingeplant? Politik und Polizei haben es immer hingenommen, dass es bei größeren Demonstrationen regelmäßig einen ‘Schwarzen Block’ als Kerntruppe und Auslöser von Gewalt gegeben hat. Ein solches ‘Hinnehmen aus Hilflosigkeit’ lässt auch für kommende Demonstrationen von ‘Extinction Rebellion’ Gewalt und Straßenschlachten mit der Polizei erwarten. Auch, wenn immer wieder „Keine Gewalt!“ beschworen werden wird!
Extinction Rebellion ist – und dazu gibt es keine Illusionen – eine Bewegung mit Wachstums- und Gewaltpotential. Die oben genannten Gruppen und besonders die finanziellen Unterstützer werden dafür Sorge tragen, dass die finanziellen Investitionen in diese Bewegung auf die eine oder andere Art Rendite bringen werden. Rendite, die über die Einflussnahme auf politische Parteien zu dem Ziel ‘Umverteilung’ führen werden.
Allerdings: In einem zerrissenen Europa, das es nicht schafft, mit einer Stimme zu sprechen wollen deutsche Politiker bestimmter Richtungen Deutschland ohne Rücksicht auf seine Menschen und auf seine Industrie zu einem Musterschüler einer bestimmten Ideologie machen. In einem solchen Europa mögen großspurige Planvorgaben von Medien und Politikern schließlich zur Beruhigung von Bürgern und Wählern beitragen, egal, als wie realisierbar oder nicht realisierbar sich diese Vorgaben erweisen werden. Ein Deutschland, das energetisch zentral von Wind und Sonne – und das heißt dann im Klartext: von gutem Wetter! – abhängig sein und dabei auch noch etliche Millionen Elektroautos betreiben will, spielt nicht nur mit seiner wirtschaftlichen, sondern mehr noch mit seiner sozialen Zukunft – gleichgültig, wie optimistisch sich Politiker während ihrer Amtszeiten dabei auch geben mögen.
Europäische und besonders traumhafte deutsche Wunschvorstellungen zu Klimazukunft und der Bereitstellung dafür nun einmal erforderlichen Energie.Vergleicht man diese Wunschvorstellungen mit den sehr viel sachlicheren der großen Länder dieser Welt – den USA, China, Russland und Indien – so habe zumindest ich den Eindruck, dass deren Planungen sehr viel realistischer klingen. Wenn diese Länder denn überhaupt den Mund so voll nehmen, wie es geradezu Markenzeichen deutscher Politiker ist. Donald Trump für die USA hält gar nichts von einer apokalyptischen Klimakatastrophen-Hysterie. Putin für Russland hält ebenfalls nicht von dieser Hysterie und setzt eher auf Kernenergie – Russlands 36 Reaktoren erzeugen etwa 20% der elektrischen Energie (etwa 50% kommt von Erdgas). Der indische Premier hält sich bedeckt, was große Worte und Pläne angeht und lässt von unterschiedlichen Anbietern Kernkraftwerke bauen. Xi Jingping in China, dessen Land mit einer rasch fortschreitenden Wüstenbildung und resultierendem Wassermangel zu kämpfen hat, hat Berichten zufolge vor, die Zahl der etwa 50 Kernreaktoren auf 250 zu verfünffachen und damit den Anteil der aus Kernenergie erzeugten elektrischen Energie von etwa 5% auf mehr als 25% zu verfünffachen. Damit würde auch China einen von Wind und Sonne unabhängigen Grundstock an Energie verfügbar haben und zu einer Europäischen Union aufschließen, in der zur Zeit 126 Reaktoren 26% der elektrischen Energie erzeugen. Wobei natürlich zu beachten ist, dass die Länder der EU (einschließlich Großbritannien) 2018 gerade einmal 512 Millionen Einwohner hatten gegenüber den 1400 Millionen in China.
Dabei können wir nur hoffen, dass sich die durch Politiker und Medien aufgeputschten apokalyptischen Ängste in Teilen der europäischen, ganz besonders aber der deutschen Bevölkerung vor Kernenergie und jetzt vor CO2-Emissionen als Damokles-Schwert über der Zukunft des Klimas der Erde in einiger Zukunft überleben. Andernfalls werden die Nutznießer dieser Ängste ein leichtes Spiel damit haben, den Bürgern immer neue Einschränkungen aufzuzwingen und das Alltagsleben mit immer mehr Verboten unerträglich zu belasten.
Nur: Was alle diese Protagonisten der Klimakatastrophen-Hysterie ganz bewusst nicht anzudenken, geschweige denn auszusprechen oder sonstwie öffentlich zu machen wagen: Ein größerer Vulkanausbruch – und erst recht die Explosion einer Magmablase – und alle diese Computermodelle, auf die sich die Klimakatastrophen-Apokalyptiker jetzt berufen, sind das Papier nicht wert, auf dem ihre Vorhersagen ausgedruckt wurden. Aber Nachdenken und Zukunft planen, das ist nicht die Sache von besonders jugendlichen Heißspornen, die ‘action’ sehen wollen. Und von Politikern, die sich immer unsicherer werden, wie sie sich in dieser Klimakatastrophen-Hysterie positionieren könnten und sollten. Die aber ihren Wählern zeigen wollen, dass sie gerade im Vorfeld anstehender Wahlen dann doch ‘etwas tun’.
Was aber sollen Angaben von Prozentzahlen zu Entwicklungen, unter denen sich die meisten Wähler doch nichts vorstellen können? Etwa eine „Entcarbonisierung“ um 40, 60 oder 80 % bis zum Jahre 2040, 2050 oder 2060? Da die Politiker wissen, dass sie in diesen Jahren bestimmt nicht mehr im Amt sein werden und – so bestimmt ihre Hoffnung – bestenfalls noch ihre Pensionen verzehren werden, können sie mit solchen Zahlen spielen und sich von Partei zu Partei darin überbieten ohne befürchten zu müssen, dafür in irgendeiner Form zur Rechenschaft gezogen zu werden. Schließlich gibt es – so in aktuellen Pressemitteilungen nachzulesen – auch schon Forderungen von 100%-Decarbonisierung bis zu bestimmten Jahreszahlen. Worunter sich die meisten Menschen und auch Wähler ebenso wie Jugendliche doch nichts vorstellen können. Das würde dann dazu passen, dass eine radikale Bewegung wie ‘Extinction Rebellion’ die Macht übernimmt und entsprechende Vorschriften erlässt. Deutschland hat ja – und das wird uns immer wieder im Fernsehen nahegebracht – aus seiner Geschichte Erfahrung, was für Konsequenzen sich ergeben können aus der Machtübernahme einer radikalen Bewegung!
Wie ein Deutschland nach den Vorstellungen von Extinction Rebellion schließlich aussehen soll – darüber lassen sich Gedankenspiele artikulieren, die alle nicht gerade menschenfreundlich sind. Und solches ‘nicht gerade menschenfreundlich’, das würde doch mit aller Härte gerade die Schwächsten dieser Gesellschaft treffen.
*) <https://www.idea.de/spektrum/detail/als-christ-bei-extinction-rebellion-mitmachen-110897.html>, 30.10.2019