Die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) Scotland [1] beklagte, dass das Ausmaß neuer Offshore-Windenergieanlagen-Parks „einige Seevogelarten zum Aussterben bringen könnte“. Anlass zur Kritik gab die Bekanntmachung von Crown Estate Scotland am 17.01.2022, dass 17 neue Offshore-Windprojekte im Rahmen des ScotWind-Verfahrens genehmigt wurden. Das bedeutet, dass in den kommenden Jahren Hunderte neuer Turbinen an Schottlands Küste eingesetzt werden.
Aedan Smith, Leiter der Politik und Interessenvertretung bei RSPB Scotland, sagte: „Die Ankündigung der Ersten Ministerin Nicola Sturgeon, dass riesige neue Offshore-Windparks von der schottischen Regierung gepachtet wurden, zeigt das willkommene Interesse an der Entwicklung in Schottlands Gewässern, um den Klimawandel anzugehen, der eine der größten Bedrohungen für Wildtiere und Menschen darstellt. Ohne größere Maßnahmen der schottischen Regierung könnte das Ausmaß dieser neuen Windparks den international wichtigen Seevögeln Schottlands jedoch größeren Schaden zufügen als die Auswirkungen des Klimawandels, den sie angehen wollen, und könnte auch das Aussterben einiger Seevogelarten in Schottland beschleunigen.“
Offshore-Wind spiele eine wichtige Rolle hinsichtlich der Stromerzeugung bei der Eindämmung des Klimawandels. Die bereits genehmigten Offshore-Windprojekte in Schottland werden jedoch voraussichtlich jedes Jahr Hunderte von Seevögeln wie Dreizehenmöwen, Basstölpeln und Papageientauchern töten. Die heute angekündigten potenziellen Projekte wären um ein Vielfaches größer als die bestehenden Projekte und würden diese Auswirkungen erheblich verstärken [1].
„Es ist schockierend. Gewässer von Kent bis Dänemark werden bald vollgestellt sein mit Windkraftanlagen. Es wird eine „Klingen“-Mauer aus Rotorflügel im Norden Schottlands und auch in der Irischen See geben. Es wird kein Entkommen für die Vögel geben“, kritisierte auch Net Zero Watch [2]. Das von ihr herausgegebene Faktenblatt (Abbildung) zeigt das außergewöhnliche Ausmaß der Industrialisierung, die für die Meere rund um das Vereinigte Königreich geplant ist.
Die Bedrohung von Offshore-Windkraftanlagen für Vögel ist seit 20 Jahren klar, aber erst jetzt hat sich die RSPB entschieden, sich zu äußern. Net Zero Watch befürchtet, sie haben es zu spät getan.
Alle Länder rund um die Nordsee verfügen über Programme zur Entwicklung der Offshore-Windenergie. Das Vereinigte Königreich stand bei diesen Bemühungen an vorderster Front und verfügt nun über eine Kapazität von über 10 GW. Die Niederlande, Deutschland und Dänemark verfügen ebenfalls über wachsende Offshore-Windenergieanlagen-Parks.
Die Abbildung zeigt die Offshore-Windpark-Entwicklungszonen, die von den Nordseeanrainerstaaten eingerichtet wurden. Es zeigt auch ein „Netto-Null“-Szenario für die Niederlande. Das Ausmaß der geplanten Industrialisierung der Nordsee wird deutlich – es werden Windparks von der Themsemündung bis zur dänischen Meerenge sein.
Man könnte argumentieren, dass die Existenz einer Entwicklungszone (oder eines Szenarios) nicht bedeutet, dass Windparks in der Praxis auf ihnen gebaut werden. Die Fläche der EU-Entwicklungszonen beträgt jedoch rund 30.000 Quadratkilometer. Die oft zitierte Zahl von 6 MW/km2 entspräche einer Leistung von 180 GW, gegenüber einem Ziel von 300 GW [3]. Die englische Entwicklungszone wäre mehr als genug für ihr unmittelbares Ziel von 40 GW oder die 75 GW, die der Ausschuss für Klimawandel empfiehlt, um „Net Zero“ zu erreichen (die wahre Zahl wird wahrscheinlich viel größer sein) [4].
Der Bau von Windparks, die zu nahe beieinanderliegen, hat der Industrie jedoch Schwierigkeiten bereitet [5] und neue Entwicklungen sind bei Leistungsdichten von 2 oder 3 MW/km2 geplant [4], [6]. Wenn diese Zahl die neue Normalität ist, dann wird eine viel größere Fläche von Windparks benötigt, um die Ziele zu erreichen.
Auch wenn diese Entwicklungen wirtschaftlich tragfähig wären, eine Industrialisierung der Meeresumwelt dieses Ausmaßes wäre höchst fragwürdig, und unter anderen Umständen würden die grünen NGO’s heftigen Widerstand leisten. Aber wie jetzt immer besser verstanden wird, ist die Wirtschaftlichkeit der Offshore-Windenergie in Europa unsolide, wobei die Investitionen hoch bleiben und die Betriebskosten steigen. Die meisten der hier beschriebenen Projekte werden wahrscheinlich weiterhin nicht-marktwirtschaftliche Subventionen erfordern, ohne die ihre Eigentümer bankrott gehen und eine gigantische Stilllegungskatastrophe in der Nordsee hinterlassen würden.
Auf den wahrscheinlichen Einfluss von Windenergieanlagen-Parks auf die Wetterentwicklung wurde bereits hier hingewiesen.
[3] https://www.argusmedia.com/en/news/2161496-eu-raises-offshore-wind- target-to-300GW-by-2050
[4] CCC. Net Zero: The UK’s contribution to stopping global warming. Committee on Climate Change, 2019.
[6] For example, the Dogger Bank windfarms will be at 2 MW/km2
[7] Map data: UK: Crown Estate and Crown Estate Scotland; Netherlands: https:// offshorewind.rvo.nl/; Germany: Federal Agency for Nature Conservation https:// www.bfn.de/en/activities/marine-nature-conservation/pressures-on-the-marine- environment/offshore-wind-power.html; Denmark: https://www.offshorewind. biz/2020/06/05/denmark-rolls-out-18-gw-offshore-wind-map/.
Weiterführende Quellen zum Thema:
* The Impact of Wind Energy on Wildlife and the Environment (pdf)
* Andrew Montford: Green Killing Machines – The impact of renewable energy on wildlife and nature (PDF)
* John Constable: Kittiwake extinction risk and the death of Environmentalism