Schwer nachvollziehbare Entscheidung….

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… unter diesem Titel erschien im Kölner Stadtanzeiger vom 21.01.2022 mein folgender Leserbrief:

Es ist schon deprimierend mitzuerleben, dass ein Industrieland aus der Kernenergie aussteigt, obgleich es die wohl sichersten Kernkraftwerke betreibt und an der Entwicklung der zukunftweisenden Energieerzeugung aus Kernbrennstoffen maßgeblich mit beteiligt war. Auch hat Deutschland für die Zukunft einen Reaktortyp entwickelt, den THTR (Thorium-Hochtemperatur Reaktor), der nahezu unfallsicher betrieben werden kann und nunmehr in China nachgebaut wird. Nicht zu vergessen die Entwicklung des unfallsicheren Transport- und Lagerbehälters CASTOR, der weltweit im Einsatz ist. Letztlich waren es 1938 Otto Hahn und Lise Meitner, die die Kernspaltung entdeckten, und das Weltbild der Physik auf dem Energiesektor wesentlich erweiterten. Hier nur mal zum Vergleich, dass mit einem Kilogramm  Kohle 10 kWh (Kilowattstunden) erzeugt werden können – mit einem Kilogramm spaltbarer Masse dagegen 20 Millionen kWh.

Es sind nicht nachvollziehbare politische Entscheidungen, die uns dazu zwingen, die Entwicklung und den Betrieb von Kernkraftwerken einzustellen und stattdessen die Stromerzeugung aus unzuverlässigen Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen (der Wind weht nicht immer und die Sonne scheint nicht nachts) vorschreiben.

Im Zusammenhang mit der Nutzung der Kernenergie kommt immer wieder das Argument, dass ja die Endlagerung nicht gesichert sei. Hierzu ist zu bemerken, dass alle Arbeiten im Erkundungsbergwerk Gorleben eingestellt wurden, obgleich keine Argumente vorlagen, dass Gorleben nicht geeignet sei. Auch wieder eine politische Entscheidung, die dem Steuerzahler Milliarden € gekostet hat. Wissenschaftler in aller Welt haben uns Deutsche beneidet, dass wir eine Endlagerung in einem Salzstock hätten haben können. Die Findung eines Endlagers wird eine politische Entscheidung sein, die in den nächsten Jahrzehnten nicht zu erwarten ist.

Noch etwas zum Risiko beim Betrieb von Kernkraftwerken: Anlagen zur Herstellung von Energie sind nicht ohne Risiken zu betreiben – Staudämme von Wasserkraftwerken und Speicheranlagen können brechen, Windkraftanlagen können umfallen oder ihre Blätter verlieren, Photovoltaik-Anlagen auf Dächern stellen Brandgefahren dar und letztendlich verunglücken in Kohlebergwerken jährlich wohl mehrere tausend Menschen (vor allem in China, genaue Zahlen gibt es nicht). Bei dem Unglück in Fukushima (2011), das ja ursächlich für den politischen Ausstiegsbeschluss aus der deutschen Kernenergieerzeugung war, hat es keinen Toten durch Strahlung gegeben. Bei dem vorsätzlich herbeigeführte Reaktorunfall von Tschernobyl (1986) hat es  nach Aussage der Internationalen Atomenergie Organisation (IAEO) weniger als 50 Tote gegeben. Die Risiken in der Erzeugung von Energie aus Kernkraftwerken ist somit im Vergleich zu den Risiken der anderen Energieerzeuger am geringsten.

Derzeit werden weltweit etwa 450 Kernkraftwerke betrieben bei zunehmend installierter Leistung. Deutschland, ein Industrieland, steigt aus – das ist unfassbar.