Wir irren in nichts mehr als in unseren Prophezeiungen

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Die IPCC-Berichterstattung lässt uns nicht ruhen. Drei Berichte kurz hintereinander hier, hier, hier. Dieses Mal schauen wir uns die prophetischen Vorhersagen genauer an.

UN-Generalsekretär António Guterres prophezeite bei der Vorstellung des “Syntheseberichts” des Weltklimarats IPCC in der vergangenen Woche: “Die Klima-Zeitbombe tickt. Die Menschheit befindet sich auf dünnem Eis und dieses Eis schmilzt schnell.” Eine Sprache, die bis vor kurzem nur von Aktivisten geäußert wurde, ist unter politischen Führern alltäglich geworden. „Die Erde wird in den 2030er Jahren den Punkt erreichen, an dem es kein Zurück mehr gibt, wenn wir nicht jetzt handeln, um den Kurs umzukehren.“

Die Taktik ist bekannt und weit verbreitet: Wenn fachliche Aussagen nicht überzeugend genug klingen oder nicht ausreichen, dann müssen Angstempfindungen im Volke erzeugt werden.

Was hatte Guterres’ Katastrophe provoziert? Der IPCC-Synthesebericht enthielt keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse – der wissenschaftliche Bericht wurde vor 18 Monaten veröffentlicht. Es waren die bearbeiteten Highlights, die zu den schlechten Nachrichten verzerrt waren. Diese schlechte Nachricht wurde dann von Guterres aufgebauscht und in einigen Berichten weiter übertrieben. Eine Schlagzeile mit der Behauptung “Wissenschaftler geben ‘letzte Warnung’ vor dem Klimawandel” entpuppte sich als eine Aussage von einem Greenpeace-Sprecher.

Dabei ist es schwierig, Guterres’ Äußerungen mit dem Inhalt des wissenschaftlichen IPCC-Berichts in Einklang zu bringen [1]. Darin heißt es, es sei “eindeutig, dass der menschliche Einfluss die Atmosphäre, den Ozean und das Land erwärmt hat” und dass es infolgedessen zu raschen Klimaveränderungen gekommen sei; aber in keiner Weise stützt es die Behauptung, dass wir auf das zusteuern, was heute gemeinhin als “unbewohnbare Erde” bezeichnet wird. Es ist ein maßvolles Dokument, das Berge von Klimaforschung überprüft, anerkennt, wo die Beweise stark oder schwach sind, und zeigt, dass einige Klimatrends zwar schädlich für die menschliche Gesellschaft sind, andere jedoch gutartig oder sogar hilfreich sind.

Trotzdem, die Reaktionen der Medien kamen prompt. “Wir haben ein Jahrzehnt Zeit, um die Menschheit zu retten!”, warnten sie erneut, genau wie alle anderen Male Monate und Jahre zuvor.

In den letzten 50 Jahren wurde uns fast jedes Jahr gesagt, dass wir nur noch zehn Jahre zu leben haben.  Die Menschheit würde den Hitzetod erleiden.

Am 20. März „begrüßte“ die New York Times ihre Leser mit der Ankündigung: “Die Erde wird wahrscheinlich innerhalb des nächsten Jahrzehnts eine kritische Schwelle („Kipppunkt“) der globalen Erwärmung überschreiten, wenn keine drastischen Veränderungen vorgenommen werden.”

“Es ist immer noch möglich”, fuhr die New York Times unter Berufung auf den neuen UN-Bericht fort, “die globale Erwärmung auf einem relativ sicheren Niveau zu halten, aber dies erfordert globale Zusammenarbeit, Milliarden von Dollar und große Veränderungen.”

Die zugrundeliegende Studie, die vom Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) der Vereinten Nationen erstellt wurde, kommt zu dem Schluss, dass die Erde dem Untergang geweiht ist, wenn die internationale Gemeinschaft nicht sofort einer mehrgleisigen Strategie zur Bekämpfung des Klimawandels zustimmt. Die Strategie empfiehlt den Industrieländern unter anderem, sich selbst zu deindustrialisieren. Die Strategie sieht auch den Transfer von Milliarden und Abermilliarden Dollar von den Industrieländern an die Regierungen der Entwicklungsländer als Teil eines “gerechten Übergangs zu erneuerbaren Energien” vor.

Bei CNN fungierte der Chef-Klimakorrespondent Bill Weir als inoffizieller IPCC-Sprecher [2]: “So etwas wie Klimaalarmismus gibt es nicht mehr”, sagte er. Die Zeitbombe tickt, aber wir haben die Anleitung, wie wir die Bombe entschärfen können, direkt in unseren Händen.”

Wenn Sie, liebe Leser, ein Déjà-vu erleben, wenn Sie diese düsteren Vorhersagen und Warnungen lesen, liegt das daran, dass Sie Ihnen nicht unbekannt sind. Klimawissenschaftler und Alarmisten haben den bevorstehenden Untergang des Planeten fast jedes Jahr prophezeit, das mindestens bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zurückreicht.

“Wir haben keine 12 Jahre Zeit, um das Klima zu retten. Wir haben 14 Monate Zeit”, prognostizierte der inzwischen nicht mehr existierende ThinkProgress vor 43 Monaten [2].

Der ehemalige französische Premierminister Laurent Fabius warnte vor 3.239 Tagen, dass die internationale Gemeinschaft nur “500 Tage Zeit habe, um ein Klimachaos zu vermeiden”[2].

Früher, im Jahr 2009, sagte Gordon Brown, der damalige britische Premierminister, wir hätten “weniger als fünfzig Tage, um unseren Planeten vor einer Katastrophe zu retten”[2].

Ebenfalls im Jahr 2009 erklärte der ehemalige Vizepräsident Al Gore, dass “es eine 75-prozentige Chance gibt, dass die gesamte Nordpol-Eiskappe während einiger Sommermonate innerhalb der nächsten fünf bis sieben Jahre vollständig eisfrei sein könnte”. Im Jahr 2013, mitten in der Schmelze, brachte der Guardian die folgende Schlagzeile: “Die US Navy prognostiziert bis 2016 eine eisfreie Arktis im Sommer“ [2].

Das Eis ist immer noch da.

Im Jahr 2006 behauptete Al Gore, dass die Erde in zehn Jahren den “Point of no Return” überschreiten würde, wenn die Staats- und Regierungschefs der Welt keine “drastischen Maßnahmen” zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen ergreifen würden – ein “wahrer planetarischer Notfall”, wie er es nannte. Das Jahr 2016 kam und ging, und jetzt wird uns gesagt, dass die frühen 2030er Jahre der wahre Punkt sind, an dem es kein Zurück mehr gibt.

Der Guardian warnte 2004 unter Berufung auf einen “geheimen Bericht”, dass “große europäische Städte unter steigenden Meeren versinken werden, wenn Großbritannien bis 2020 in ein ‘sibirisches’ Klima gestürzt wird”. Das Jahr 2022 war das wärmste in Großbritannien, seit sie 1884 mit der Aufzeichnung begannen. Die Hitze wurde natürlich auf den Klimawandel zurückgeführt.

“Die Vereinten Nationen sagen eine Katastrophe voraus, wenn die globale Erwärmung nicht eingedämmt wird”, berichtete die AP 1989.

Die erste Zeile des Berichts lautet: “Ein hochrangiger UN-Umweltbeamter sagt, dass ganze Nationen durch den Anstieg des Meeresspiegels vom Angesicht der Erde getilgt werden könnten, wenn der Trend der globalen Erwärmung bis zum Jahr 2000 nicht umgekehrt wird.”

Diese beispielhaften Zitate reichen, um sich ein verlässliches Bild von der Bedeutung und der Aussagekraft der UN-Prophezeiungen und den darauf basierenden Medienberichten zu machen. Wer zweimal lügt,…..

Nun noch eine Anmerkung zu den oben genannten Kipppunkten (“Point of no return”). Kipppunkte sind zum wichtigsten Argument der Klimaaktivisten geworden. Angeblich handelt es sich um Schwellen im Klimasystem, die unwiderrufliche und katastrophale Änderungen bringen. Ein weiteres Angst bereitendes Argument, da es sich ebenfalls als Vorhersage ad hoc nicht so leicht widerlegen lässt.

„Mit Tricks schleusten Forscher sie in die wissenschaftliche Literatur“, schrieb die WELT [3] und klärte die Hintergründe auf. „Das Wissen über Kipppunkte gleicht einer Fata Morgana: Je näher man sie betrachtet, desto weniger bleibt von ihnen übrig.“

Das Wissen über die Phänomene sei so löchrig wie tauender Permafrostboden. Dennoch hätten es die PIK-Forscher geschafft, dringliche Warnungen vor Kipppunkten in die wissenschaftliche Literatur zu schleusen. Die bis heute grundlegende Publikation zu den Kipppunkten basiere auf einer Umfrage in 2008 mit Antworten von 52 Klimaforschern. Diese Umfrage der PIK-Forscher sei zwar im Wissenschaftsmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) erschienen, dem Magazin der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA (NAS). Es sei aber keine begutachtete Studie, sondern ein „Einstandsartikel“, den neu gewählte NAS-Mitglieder einreichen dürfen, „um sich den Lesern von PNAS vorzustellen“. Obwohl Umfragen nicht zum Bestand wissenschaftlicher Erkenntnisse beitrügen, sondern lediglich Vorurteile produzierten, seien sie verwendet worden, um „ein politisches Problem zu lösen, indem die öffentliche Wahrnehmung auf neue und substanzielle Weise umstrukturiert wird“.

Trotz aller weit verbreiteter Kritik werden Kipppunkte weiterhin verwendet, um öffentlich und politisches Interesse am Klimawandel wach zu halten.

 

[1] https://www.thetimes.co.uk/article/stop-terrorising-the-young-with-climate-doom-86gncz56k?mc_cid=fbfd45b30b

[2] https://www.nationalreview.com/2023/03/the-medias-doomsday-predictions-have-not-aged-well/?mc_cid=10bc96fb3e

[3] https://www.welt.de/wissenschaft/article244282479/Klimawandel-So-trickste-eine-Forschergruppe-die-Kipppunkt-Warnung-in-die-Debatte.html