Die Rettung der Energiewende – und der Kohle

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                                   Energiepolitik  mit Überraschungen              

Die bisher für den Klimaschutz bevorzugten und geförderten Techniken – Windräder und Solarstrom sind prinzipiell sinnvoll und anwendbar, besitzen aber erhebliche  Nachteile: Hohe Kosten, teilweise unerfreuliche Nebenwirkungen oder auch ihre grundsätzlich unzuverlässige Arbeitsweise, wie die von Witterung oder Tageslicht abhängige Leistungserzeugung. Allein die Biogaserzeugung stellt bezüglich ihrer Regelbarkeit und Zuverlässigkeit eine Ausnahme dar, was jedoch keineswegs das Ende ihrer Subventionierung bedeutet. Auch die Wärmepumpe ist  eine längst bekannte und bislang fast nur in größeren Anlagen eingesetzte Technik, die man bislang zu Recht allenfalls in sehr großen Wohnanlagen gesehen hat. Bis vor kurzem wussten allenfalls Fachleute, dass es so etwas gibt. Und jetzt plötzlich soll das die große Lösung werden.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat das als neuen Schwerpunkt für das Erreichen ihrer Klimaschutz-Ziele die Wärmewende angekündigt, die dann wohl die Energiewende ergänzen soll. Der Heizungssektor hat schließlich den größten Anteil am Energieverbrauch – bislang noch mit den  Energieträgern Erdgas und Mineralöl. Sie hat dafür ausgerechnet die Wärmepumpe  als besonders geeignete Maßnahme für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors entdeckt. Diese Geräte sollen nun den Eigentümern von Gebäuden vorgeschrieben werden.

Wärmepumpen arbeiten nach dem gleichen physikalischen Prinzip der Kühlschränke; nur mit der umgekehrten Richtung der durch eine elektrische Pumpe angetriebenen Flussrichtung der Wärmeenergie.

Eine entscheidende  Eigenschaft sowohl des Kühlschranks als auch der Wärmepumpe ist deren Anhängigkeit von der zu überwindenden Temperaturdifferenz. Ebenso wie eine Tiefkühltruhe wegen der von ihr zu überwindenden, viel höheren Temperaturdifferenz zwischen Kalt- und Warmseite im Vergleich zu einem Kühlschrank ein Stromfresser ist, steht man mit der  Wärmepumpe vor dem gleichen Problem.

Eine Heizung muss im Winter einen Temperaturunterschied zwischen der niedrigsten Außentemperatur einerseits und der zumeist bei Bestandsgebäuden notwendigen Vorlauftemperatur der Zentralheizung von zumeist 75°C sicherstellen. Das verlangen die üblichen Heizkörper. Ansonsten müsste man auch noch diese durch größere Niedertemperatur-Heizkörper ersetzen. Diese Anforderung bedeutet im Winter, dass auch bei minus 10 Grad die Wärmepumpe ihren Zweck erfüllen muss. Diese Temperatur-Arbeitshöhe ist enorm.

Dass es in der Industrie und in übrigen Teilen der Wirtschaft durchaus Anwendungen von Wärmepumpen gibt, liegt in den allermeisten Fällen daran, dass man dort über große Abwärme-Mengen verfügt, die mittels einer großen Wärmepumpe auf deutlich höhere Temperaturen gebracht werden können, die man verwenden kann, anstatt die Abwärme zu entsorgen.

Deutschland stand an der Spitze der Solarwärmenutzung.

Die eindrucksvollen Solarthermieprojekte, die gerade dieses Land in dem EU-Verbundprojekt  „High Combi“ entwickelt und präsentiert hat, stellten die beste Ausgangsposition für ein deutsches Energie-Programm dar (Lit.2; 4; 5; 7; 8; 10).  Sie sind noch heute zum großen Teil zu besichtigen. Es sind – bzw. waren – die folgend, jeweils in der Reihenfolge  Name, Jahr der Fertigstellung und Volumen des  Heißwasserspeichers in Kubikmetern aufgezählten Prototypanlagen:

Stuttgart-1985 -1050; Chemnitz-1997 – 8000; Augsburg-1997 – 6000; Steinfurt-1999 – 1500; Eggenstein-20907 – 4500; Neckarsulm-2001 – 63.360; Rottweil-1994 – 600; Hamburg-1996 – 4500; Friedrichshafen-1996 – 12.000; Hannover-2000 – 2750; Attenkirchen-2002 – 10.500; Crailsheim-2008 – 37.500; München-2006 – 6000; Rostock-2000 – 20.000.

Es sind die Speicher

Das stärkste  Argument für die Nutzung der Solarwärme ist die Möglichkeit zu einer nahezu beliebig großen und außerdem kostengünstigen  Speicherung der gewonnenen Wärme. Im High Combi Projekt wurden mehrere Speicherkonzepte – z.B. Wassertanks und Erdspeicher – erprobt, wobei man mit Erdspeichern, die wegen ihrer realisierten Tiefe von bis zu 68 Metern ein geradezu gewaltiges Speichervolumen bei relativ geringem Flächenverbrauch möglich macht. Nur diese Chance erlaubte eine monatelange Speicherung  sehr großer Energiemengen – und damit ergab sich auch die Bezeichnung saisonale Speicher, weil sie die im Sommer gesammelte Wärme bis zum Beginn der Heizperiode aufbewahren konnten. (Lit.7; 8).  Und das für äußerst geringe Kosten von 3-4 Cent pro Kilowattstunde Wärme. (Lit.3).  Die in der obigen Aufzählung angegebenen Speichervolumina geben eine Vorstellung vom bereits damals Erreichten.

Welch ein Unterschied zu den Speicherproblemen für Strom. Die einzigen Elektroenergiespeicher, die relativ hohe Kapazitäten aufweisen, sind Pumpspeicherkraftwerke, von denen Deutschland 30 hat. Ihre Kapazität ist zusammen nicht einmal imstande, den Strombedarf Deutschlands auch nur für einen Tag zu liefern. Ihr Ausbau wurde 2017 endgültig aufgegeben, wobei die sehr massiven Proteste der betroffenen Anwohner den Ausschlag gaben. Die gescheiterten Unternehmen sprachen von fehlender Rentabilität. Andere verbliebende Stromspeicher wie Batterien sind in der notwendigen Größe schlicht unbezahlbar (Lit.9). Der tatsächlich ernstgemeinte Vorschlag, die Batterien der Elektroautos zum Speichern von Kraftwerksstrom anstatt zum Aufladen für den nächsten Tag heranzuziehen, hat sich inzwischen wegen Lächerlichkeit von selbst erledigt.  Damit ist sowohl die Speicherung des extrem schwankenden Windstroms unmöglich, und die Speicherung von Solarstrom wird nur von manchen Privathaushalten für einzelne Kilowattstunden mit nicht gerade billigen Batterien praktiziert.

Die unbegreifliche und rätselhafte Konzentrierung der staatlichen Förderung auf die erneuerbaren Elektroenergiequellen führte zu dem Problem, dass man sie nicht mit erträglichem Aufwand (Kosten und Rohstoffe) speichern kann. Was jeder vorher wusste.

Die genannten deutschen Pilotprojekte waren der größte Beitrag zum High Combi Projekt. Die bei den Erbauern und den begleitenden Hochschulinstituten gesammelten Erfahrungen waren – und sind noch heute – ein Schatz. Sämtliche Voraussetzungen für ein einzigartiges und langfristiges Solarwärmeprogramm der Bundesregierungen (man muss das leider im Plural feststellen) lagen vor. Finanzmittel waren vorhanden. Und die deutschen eindrucksvollen Klimaschutzaktivitäten waren längst verkündet.

Das einzige was tatsächlich geschah, war die geradezu extreme Förderung der Solarenergienutzung – aber nicht etwa der Solarwärme, sondern fast ausschließlich der Solarstromerzeugung. Teuer, unzuverlässig, nicht speicherbar und nach der erfolgreichen Vernichtung der deutschen Hersteller durch Chinas Lohndumping besteht eine 87-prozentige Dominanz von China bei den PV-Importen. Diese Politik des Ignorierens der Solarwärme und der nach wie vor von Bundesregierungen geradezu verehrten Fotovoltaik (PV) wird noch heute unbeirrt fortgesetzt. Das Statistische Bundesamt teilte mit, dass die installierte PV-Gesamtleistung von 2021 auf 2022 um 13% anstieg.

Sämtliche deutschen Regierungen, die seit Jahren den Rest der Welt damit nerven, dass sie die engagiertesten Klimaschützer von allen sind, haben die große Chance für eine überzeugende und wirksame Energiepolitik, wie es zum Beispiel unser nördlicher Nachbar zeigt, in voller Absicht ignoriert.  Dessen Vorgehensweise ist überzeugend und erfolgreich; fast könnte man neidisch werden.

Zur Wärmewende 2023:

Es werden nun Argumente und Zahlen zu dem ganz anderen deutschen Vorgehen zur klimafreundlichen Abschaffung der bislang funktionierenden Wärmeversorgung von Wohngebäuden (genannt Wärmewende) mittels vieler kleiner elektrischer Luft-Wärmepumpen (WP) vorgestellt. Zu den weiterhin von der Regierung unverändert geförderten Solarstrom-Dachpaneelen wurde bereits oben etwas geschrieben. (Lit. 3, 11).

1.)  Arbeitszahlen bzw. Leistungszahlen der WP und ihre Bedeutung: Damit ist gemeint, um wie viel die im Haus abgelieferte Wärmemenge die von der Außenluft aufgenommene Menge übersteigt. Das bedeutet z.B. bei einer Arbeitszahl von 3, dass die Pumpe 1 Strom-Kilowattstunde (KWh) liefert aber 3 KWh werden ins Haus gefördert- also 2 kWh von außen.

2.) Diese Arbeitszahlen sind selbstverständlich von dem zu überwindenden Temperaturunterschied zwischen angesaugter Außenluft und im Haus abgelieferter Wärme abhängig.

3.)  Warnungen wurden im Artikel von Michael Fabricius und Benedikt Fuest (Lit.1) zitiert.: Rainer Lang, Entwicklungsleiter Wärmepumpe bei Vaillant:  „In vielen Produktbeschreibungen sind als Grundlage für die Arbeitszahl Werte wie  „A2/W35“ zu finden. A2 steht dabei für eine Außentemperatur von zwei Grad. W35 für eine Vorlauftemperatur von 35 Grad. Das sind Idealbedingungen, die insbesondere im Bestandsbau unrealistisch sind. Außerdem kommt noch der Warmwasserverbrauch hinzu.  Insbesondere asiatische Billiganbieter schummeln gerne und geben die Maximalleistung ihrer Pumpe lediglich für Plus-Temperaturen an. Wird es draußen kälter oder reicht die Vorlauftemperatur nicht, steigt der Stromverbrauch rapide an.“

Weiter: „Laut Bosch Thermotechnik bewegt sich ein realistischer Stromverbrauch für WP zwischen 27 und 42 KWh pro Quadratmeter. Bei einem Haus mit 150 Quadratmetern Fläche kommt man also auf mindestens 4000 bis 6300 KWh pro Jahr.  Etwa die Hälfte aller Gebäude verbraucht rechnerisch jedoch mehr als 42 KWh pro Quadratmeter.“ Und auf der Webseite des Herstellers Bosch stehe die Warnung: „Ab einer Arbeitszahl von circa 3 sind elektrische Wärmepumpen wirtschaftlich.“  Also erst ab 3 und höher.  Wie unten gezeigt wird, sind die Arbeitszahlen bei einem höheren zu überwindenden Temperaturunterschied niedriger – also im Winter. Unerfreulich, aber feststehend.

Weiter in dem Zitat: „Bei niedrigeren Arbeitszahlen, bei höheren Vorlauftemperaturen und viel Warmwasserverbrauch kann alles deutlich teurer werden.“  Ergänzend: „Moderne Pumpen schaffen auch Vorlauftemperaturen von 60 Grad und mehr. Doch auf Dauer wird das teuer….“  (Ende des WamS-Artikels).

Die 70 0C Vorlauftemperatur basiert auf einer Berechnung des Autors. Die Grafik wurde der Welt am Sonntag Nr.11 vom 12. März 2023 entnommen.

4.)  Die Betrachtung der im gleichen WamS-Artikel gezeigten Kennlinien für Leistungszahlen, Außentemperaturen und Vorlauftemperaturen ermöglicht es, endlich einen Eindruck davon zu bekommen, was bei einem mit einer Wärmepumpenheizung ausgestatteten, etwas älteren Einfamilienhaus in einem ganz normalen Winter passiert.

Beispiel 1:  Bei einer Außentemperatur von 0 °C (nicht gerade ein harter Winter) und einer für das Haus recht „mickrigen“ Vorlauftemperatur von 55°C (bei der es vielleicht kaum ausreichend warm wird) hat die WP eine Arbeitszahl von 2. Also 1 KWh von außen und 1 KWh elektrisch Interessant ist nun, wie sich das auf die CO2-Emissionen der Wärmepumpe im Vergleich mit einer Erdgasheizung auswirkt, das sollte doch viel klimafreundlicher werden – so die entscheidende Begründung für diese teure Änderung.

Hierzu gibt es einen Artikel des Wärmepumpen-Experten Ingenieur Klaus Müller, der in der Fa. GEA  in der Anwendungstechnik für Kälteanlagen und Wärmepumpen tätig war. (Lit. 11).
Seine Bewertung und ebenfalls seine Berechnung zu der mittlerweile vom Kabinett der Regierung beschlossenen technischen Einführung der Luftwärmepumpen im Gebäudebestand als wesentlichste Maßnahme des Gebäudeenergiegesetzes kommt zu dem folgenden Ergebnis: Er stimmt zu, dass man bei Neubauten, für die bereits in der Hausplanung Fußbodenheizungen und Wandflächenheizsysteme berücksichtigt sind, ein Heizsystem mit niedrigen Vorlauftemperaturen von etwa 35°C  betreiben kann.  Der Experte warnt allerdings davor, dass dies bei älteren Bestandsgebäuden grundsätzlich anders sei.  Zitat: „Das geplante Gesetzesvorhaben von Habeck ist kontraproduktiv für bestehende Gebäude mit Wandheizkörpern und geringeren Dämmwerten. Dem Klimaschutz wird damit ein Bärendienst erwiesen.“  Moderne Gasbrennwertheizungen hätten in älteren Bestandsgebäuden einen geringeren CO2-Ausstoß als der Betrieb von solchen Gebäuden mit Luftwärmepumpen.

Der Ingenieur verdeutlicht das an einem Beispiel: Ein älteres Einfamilienhaus mit mittlerer Dämmung benötige etwa 20.000 Kilowattstunden (kWh) Heizenergie pro Jahr. Bei Einsatz einer modernen Gasheizung ergäbe sich ein CO2-Ausstoß von etwa 181 Gramm je kWh erzeugter Heizenergie, basierend auf dem Brennwert von Erdgas. Das bedeute, dass die Emissionen dieses Hauses durch die  Gasheizung pro Jahr etwa 3620 Kilogramm CO2 betragen würden.

„Die zwangsweise Installation einer Luftwärmepumpe in demselben Haus würde zu einer Erhöhung der CO2-Emissionen führen.“  In dem betrachteten älteren Bestandshaus hätte eine Luftwärmepumpe bei der erforderlichen Vorlauftemperatur von etwa 55°C eine jahreszeitbedingte Raumheizungs-Energieeffizienz (Anm.: Auch Arbeits- oder Leistungszahl genannt) von 125 Prozent (D.h. Arbeitszahl  1,25). Aus einer kWh Primärenergie aus dem Stromnetz  entstünden somit 1,25 kWh Heizenergie für das Haus. ..Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destats) stammen in Deutschland nur knapp 45 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien.

Zu seiner Berechnung erläutert Herr Müller weiter, dass für die Erzeugung einer kWh Elektroenergie aus diesem Strommix 489 Gramm CO2 verursacht werden. Über das Jahr gerechnet würde daher das o.e. Einfamilienhaus mit einer Luftwärmepumpe rund 4350 Kilogramm CO2 emittieren.   Dieses Verhältnis  gelte analog auch für Mehrfamilienhäuser mit ähnlichen Randbedingungen“

Also 3620 Kilogramm CO2 bei der Gasheizung, aber 4350 KG bei der Wärmepumpe. „ Welch ein Beitrag für den Umweltschutz“ kommentiert der Ingenieur sarkastisch. Er erwarte übrigens, dass der Umweltschaden durch die neuen Luftwärmepumpen im Bestand durch die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke  noch größer wird. In seiner Berechnung seien sie noch als emissionsfreie Stromerzeuger berücksichtigt. Und durch den jetzt steigenden Anteil der Kohlekraftwerke erhöhe sich der CO2-Ausstoß weiter.

In seinem Artikel erwähnt Herr Müller noch, dass er für seine Eingangsdaten für seine Berechnung aus der vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA veröffentlichten „Liste förderfähiger geprüfter Luftwärmepumpen“ von 6 bis 9 kW, die für Einfamilienhäuser geeignet seien, entnommen hat.  Wie man bereits an dem Namen des BAFA erkennt, ist es eine dem Bundeswirtschaftsministerium BMWK „Nachgeordnete Behörde“, also ein Amt des BMWK selbst. Dort, bei dem eigenen Amt, hätten die Macher des Gesetzentwurfs erfahren können, dass sie das Hochjubeln der Wärmepumpe als wichtigste Innovation im Bereich der Bestandsgebäude besser gelassen hätten. Aber das sind eben Habecks Leute.

Ich setze meine Berechnungen zum gleichen Thema hinter das sowohl ausführliche als auch eindeutige Statement von Herrn Ing. Müller. Er ist für dieses Thema Experte mit langer Berufserfahrung.  Gut, dass er sich engagiert hat und ebenfalls gut – und heutzutage eine Rarität im Journalismus – ist die Veröffentlichung dieser Kritik in einer Tageszeitung.

Meine Berechnung unterscheidet sich insofern, dass ich mit einer typischen Vorlauftemperatur von 70°C gerechnet habe, die für ältere Häuser mit relativ kleinen Heizkörpern recht oft eingestellt ist. Zweitens habe ich mich auf den Winterbetrieb konzentriert, der für eine Hausheizung die entscheidende Betriebssituation ist. Insofern stellt das eine Ergänzung für dieses Thema dar.

Die Daten für meine Berechnung:

Der sogenannte Fußabdruck (die Menge) der CO2-Emission einer Strom-Kilowattstunde beträgt 0,517 Kilogramm. Bei einer Gasheizung beträgt der Fußabdruck 0,16 kg pro KWh Wärmeenergie. Bei den genannten Werten für den zu überwindenden Temperaturunterschied erzeugt die Wärmepumpe das 1,6-fache an CO2 der Gasheizung.

Beispiel 2:  Mit einer höheren Vorlauftemperatur von 70 °C  – das ist ein für ältere Häuser notwendiger Wert –  und abermals  0 °C   an der Außenseite schafft die WP eine Arbeitszahl von 1,3. Der CO2-Fußabdruck der WP-Heizanlage ist dann 0,4 kg per kWh Wärmelieferung ins Haus. Das ist bereits das 2,5-fache dessen, was die Gasheizung ausstößt.

Beispiel 3: Bei gleicher Vorlauftemperatur 70 °C, aber knackigen minus 10°C   ist die Pumpe am Ende:  Ihre Arbeitszahl ist 1.0 – und das bedeutet schlicht, dass die gesamte Heizleistung der Anlage elektrisch erzeugt wird. Als hätte man einen dicken elektrischen Boiler. Man hat aber eine teurere Anlage, die leider auch noch das 3,2-fache  an CO2-Menge ausstößt.

Dass diese 3 Beispiele für die Winterzeit berechnet wurden, liegt daran, dass im Winter geheizt wird.  Der Warmwasserbedarf im Sommer ist dagegen  unbedeutend – aber das kann die Wärmepumpe wenigstens.   Die WP-Anlage  hat allerdings „zwischen 12.000 und 16.000 Euro gekostet“ (oben zitierter WamS-Artikel), oder auch 30.000 Euro, was aus anderer Quelle berichtet wurde. Und wofür das alles?

Hier im nördlichen Mitteleuropa muss man gegen häufig harte Winter anheizen – und das zumeist in normalen Häusern, die keineswegs thermisch exzellente  Energiespargebäude sind.

Alles für den Klimaschutz

Warum die enorme und teure Wärmepumpen-Lawine klimaschützend sein soll, erklärt Ihnen der Bundeswirtschaftsminister vielleicht. Anscheinend hat die Bundesregierung nach ihrer Entscheidung für die Wärmepumpe als Klimaretter im Heizungsbereich doch noch eine Erkenntnis gehabt (oder massive Warnungen aus der Stromwirtschaft erhalten) dass jetzt nur mit deutlich stärkerer Nutzung der Kohle- und Gaskraftwerke der Zusammenbruch der Stromversorgung aufzuhalten wäre.

Im Jahre 2022 stammten bereits 33.3% des „fossilen“ Stroms aus Kohlekraftwerken, und das ist erst der Anfang bzw. die Wiederauferstehung der Kohle als wichtigster Energieträger. 20021 waren es nur 30,2 % und auch die wollte die Regierung so schnell wie möglich auf Null bringen. Man kann vielleicht sogar dankbar dafür sein, dass nun das Gegenteil geschieht und die treue Kohle zurückkommt. Aber wie wir die kleine deutsche Wärmepumpe rechtzeitig wieder loswerden, kann man nicht abschätzen. Wie diese Technik dagegen als Großanlage – und zwar mit Megawatt-Leistungen und damit technisch sinnvoll – eingesetzt werden kann, wird hier unter anderem beschrieben.  Darin kann man erfahren, wie es ein nördlich von uns liegendes Land mit seinen begrenzten Mitteln, aber dafür mit seiner unideologischen Pragmatik einfach besser macht.

Das Beispiel Dänemark (Lit. 3; 6; 10).

In Dänemark gibt es ein großes Energieprogramm: Den PlanEnergi. Weil dieses Land die wertvollen und ermutigenden Erfahrungen aus dem großen europäischen Solarwärmeprojekt „High Combi“ in seine Energiepolitik, und darin als geradezu bewundernswerten, langfristigen PlanEnergi aufgenommen hat, gab es bereits2012 eine große Anzahl von Solarthermieanlagen, die über das ganze Land verteilt sind. Eine graphische Übersicht des bereits im Jahre 2012 erreichten Standes der Fertigstellung von Anlagen und zur weiteren Planung ist in Lit.3 zu finden. Bereits damals gab es 25 fertige Anlagen, davon 8 mit geplanten Erweiterungen und weitere 21 neue im Planungszustand. – wie die Landkarte in diesem Artikel Lit.3 zeigt.

Die größten dieser Anlagen – gemessen an ihrer Kollektorfläche in Quadratmetern sind folgende (die erste Zahl ist die bereits installierte Fläche, die zweite die geplante Fläche):

Marstal 18.365 +15.000; Lögomkloster 17.000+45.000; Mojens 17.500+ 54.000; Gram 10.073+31.000; Braedstrup 18.612; Dronningslund 35.000.

Die 2012 existierende Kollektorfläche betrug insgesamt 223.890 Quadratmeter. Damals geplant: Weitere 350.000.

Bei der oben erwähnten Anlage von Marstal auf Aerö wird die Erweiterung der Kollektorfläche im Rahmen des EU-Projektes  SUNSTORE 4 erfolgen. (Lit.10).   Sie ist bereits jetzt ein Beispiel für eine intelligente Kombination der Solarthermie, die 55% der gesamten Energiemenge liefern soll, mit weiteren Anlagen. Das ist ein 1,5 MW Holzhack-Kessel und eine sehr große 1,5 MW Wärmepumpe, die genutzt wird, wenn der Einspeisetarif für die Windenergie günstig ist. Sie hat somit etwa die 100-fache Leistung wie die uns demnächst bescherten WP. Sie ist in der Lage, den aufgeladenen Erdspeicher mit 75.000 Kubikmetern Volumen bis auf +10 °C herabzukühlen und 75°C heißes Wasser für die angeschlossene Fernwärme-Leitung abzugeben.

Dänemark hat ein sehr weit ausgebautes Fernwärmesystem (sehr viel größer als das deutsche), und es hat als Konsequenz aus den wertvollen Erfahrungen mit dem High Combi Projekt eine Vielzahl von zumeist sehr großen Solarwärme-Anlagen gebaut – und setzt das entschieden fort. Mit dem Fernziel, damit 40 Prozent des gesamten Heizenergiebedarfs zu decken. Es bot sich an, die in den Sommermonaten gesammelte Solarwärme, die in bis zu 68 Meter tiefen Erdspeichern gespeichert wird, in das umfassende Fernwärmenetz einzuspeisen, was auch geschieht. Um die Wassertemperatur der Langzeit-Erdspeicher von maximal 40°C für die Fernwärmenutzung auf 75°C zu bringen, betreibt man in den zum Netz gehörenden Heizwerken auch große Wärmepumpen., wie das Beispiel Marstal zeigt.  Die im Übrigen nicht unbedingt elektrisch angetrieben werden müssen, Erdgas- oder Dieselmotoren sind gleichfalls geeignet. Die Zweckmäßigkeit entscheidet. Zu dem vor Kurzem erreichten Stand der Entwicklung der dänischen Wärmeversorgung :  Im Jahr 2021 wurden 63% der dänischen Haushalte mit Fernwärme versorgt. In Kopenhagen waren es bereits 98%.

68% der Fernwärme werden mit Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung  erzeugt. Die Nutzung von Industrie-Abwärme soll weiterhin ansteigen.  40% des Wärmebedarfs in Dänemark werden von Erneuerbaren Energien bereitgestellt. Ihr Anteil in der Fernwärme beträgt bereits 50%.   Dänemark will 2050 unabhängig von fossilen Brennstoffen sein.

Schlussbemerkungen

Der neue Plan der Regierung für eine Wärmewende ist von mehreren Kurswechseln, Widersprüchen und dazu von dem weiteren Ignorieren der mit Abstand wichtigsten erneuerbaren Energiequelle Solarwärme gekennzeichnet. Dazu wird hier die völlig andere und erfolgreiche Schwerpunktsetzung in Dänemark beschrieben.

Der jetzt mit erheblichem Druck gewünschte Großeinsatz der Elektroheizung mit kleinen Wärmepumpen für die Hausheizung erreicht in mehrfacher Hinsicht das Gegenteil. Und die plötzliche Priorisierung der Kohle- und Gaskraftwerke konterkariert alle bisherigen Bekenntnisse zu einem umfassenden Klimaschutz, der einmal das Ziel einer vollständigen Decarbonisierung Deutschlands hatte. Von einem geringeren Energieverbrauch kann ebenfalls nicht die Rede sein.  Und die Betriebskosten dürften schmerzhaft werden.

Es scheint neue Variante der Angst als politische Orientierungshilfe zu geben: Die Angst vor dem großen  „Blackout“ – die sogar sehr berechtigt ist. Sie kommt zu der seit etlichen Jahren verbreitete Angst vor der Klimakatastrophe hinzu, schafft aber neue Probleme: Jetzt muss man zurück zu den „Fossilen“. Jetzt also eine 180-Grad Kehrwende, nach der die Kohleförderung und  –Verstromung geradezu die Rettung  verspricht. Die Aktivisten, die noch kürzlich – nämlich vor drei Monaten – in Lützerath von Baumhäusern herunter gegen die Braunkohle  kämpften, müssen doch heute annehmen, dass sie im falschen Film sind.  Die Angst vor der Kernkraft muss aber bestehen bleiben. Die Summe aller dieser Ängste ist Ratlosigkeit. Im Ausland kennt man das schon lange; es heißt dort  „The German Angst“.

Zum Thema der großtechnischen Nutzung der hierzulande nahezu ignorierten Solarwärme sagen unsere Wärmewender nur, dass sie ebenfalls akzeptiert wird. Es genügt aber bereits der Blick nach Dänemark, um zu sehen, was möglich ist.

Dieser wird hier geboten. Einen krasseren Unterschied als der zwischen der deutschen und der dänischen Energiepolitik kann es nicht geben.  Dort ignoriert man nicht die gewaltige Wärmequelle Sonne, sondern lässt sie arbeiten.  Das betrifft selbst die dortige gelegentliche Verwendung von großen Wärmepumpen in Fernheizwerken . Ob man das alles hierzulande noch einmal hinbekommt, ist ungewiss. Auch müsste man dann vorher bereits ein sehr viel größeres Fern- und Nahwärmenetz bauen.  Fangt schon mal an.

Bleiben noch Bemerkungen zur Politik. Was wir zurzeit erleben, hat es in dieser Form bisher nicht gegeben. Jahrelang wird eine Klimakatastrophen-Theorie verkündet und immer mehr Verbote, Einschränkungen, Kosten werden von den meisten Regierungen dieser Welt beschlossen, um den befürchteten Untergang zu verhindern. Deutschland hat dabei eine besonders aggressive Haltung eingenommen – nicht etwa gegen den Emissionsgiganten China, sondern gegen das eigene Land, seine Bevölkerung und seine Wirtschaft. Dies mit einer unangenehmen Vorbildattidüde – bei einem Beitrag dieses Landes zur gesamten CO2-Emission des Planeten von 2 Prozent. Dieser Beitrag sollte enorm zurückgeführt werden, aber nach längerer Reduzierungspause steigt er von jetzt an. Deutschland setzt nun wieder auf die Kohleanwendung im Energiesektor. Aber anstatt diese Blamage einzugestehen – was auch nicht von der Regierung erwartet werden kann – wird eine neue, riesige Umgestaltungs-Initiative im Sektor der Gebäudeheizung gestartet – und das groteskerweise mit der Begründung, einen besonders starken Beitrag für den Klimaschutz zu erbringen. Nicht genug damit, wird auch noch eine für die behauptete Zielsetzung Klimaschutz ein extrem teure Technik priorisiert, die zu mehr Emissionen führt und damit das Gegenteil der angeblich angestrebten Ziele bewirkt. Es ist der endgültige Verlust jeglicher Glaubwürdigkeit und er wird neben der Ausplünderung der zudem mit Strafen und Bußgeldern bedrohten  Bürger dem Ansehen Deutschlands in der Welt schaden. Wie man aus dieser Abwärtsspirale wieder herauskommen könnte, ist die Frage. Mehr Bildung ? Mehr Physikunterricht ? Mehr Interesse an politischer Mitarbeit ? Mehr von anderen Ländern lernen ? Bitte nur gutgemeinte Vorschläge einreichen.

 

Literatur

  1. Michael Fabricius, Benedikt Fuess. “Starthilfe Wärmepumpen”, WamS 12.03.2023 2.  AEE INTEC: “High Solar Fraction Heating and Cooling Systems with Combination of Innovative Components and Methods“, Kurzbezeichnung dieses EU-Verbundprojektes: „High Combi“.  Bericht über die Pilotprojekte; auch über den Beitrag Deutschlands.
  2. Sabine E. Rädisch: „Solare Fernwärme um 3-4 ct/kWh nur in Dänemark möglich?“, 4.12.2013, https://blog.paradigma.de/solare-fernwaerme-um-3-4-ctkwh-nur-in-daenemark-moeglich/  (mit Landkarte zur Lage und Größe der Projekte in DK).
  3. Günter Keil: „Solarwärme: Die ungenutzte Alternative.“ 24.3.2015, www.ageu-die-realisten.com/archives/category/energie/solarenergie
  4. Thomas Pauschinger: “Technik und Wirtschaftlichkeit solarthermischer Großanlagen”, https://docplayer-org>19152436-technik-und-wirtschaftlichkeit-solarthermischer-grossanlagen.                                                                                                                                                                                                                                                                                                           6.  Leo Holm, Marstal Fjernwarmen DK „Long Term Experience with Solar District Heating in Denmark“, 2010, http://www.fjernwarmen.dk/faneblade/
  5. Thomas Schmidt: „Fernwärme: Große saisonale Wärmespeicher“, https://docplayer.org>7231569-fernwaerme-grosse-saisonale-waermespeicher
  6. Leo Holm, Marstal Fjernwarmen DK „Long Term Experience with Solar District Heating in Denmark“, 2010, http://www.fjernwarmen.dk/faneblade/
  1. Thomas Schmidt: „Fernwärme: Große saisonale Wärmespeicher“,https://docplayer.org>7231569-fernwaerme-grosse-saisonale-waermespeicher
  2. Oliver Miedaner: „Integration solarthermischer Großanlagen in Nah- und Fernwärme“, https://docplayer-org>26137069-integration-solarthermischer-, 29.09.2016.
  3. Reinhard Wolff: „Norwegen will kein Akku sein“. 26.9.2011, www.taz.de/energiewende-in-europa/5111153/
  4. Projekt- Homepage der EU: www.solar-district-heating.eu
  5. Fritz Vahrenholt: „Das Wärmepumpen-Desaster“, 7.4.2023, https://eike-klima-energie.eu/2023/04/07/das-waermepumpen-desaster

12.  Klaus Müller: „Wärmepumpen in Altbauten klimaschädlicher als Gasheizungen“, 16.4.2023, Berliner Zeitung; ferner Publikation dieses Artikels bei „Blackout News“: https://blackout-news.de/aktuelles/experte-warnt-waermepumpen-in-altbauten-klimaschaedlicher-als-gasheizungen/