Steigende Kosten bei Offshore-Projekten

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Um die Energiewende zu vollenden, müssen tausende Windenergieanlagen zulande (Onshore) und auf See (offshore) gebaut werden. 115 Gigawatt an Land und 30 Gigawatt auf See, das sind die Ausbau-Ziele der Bundesregierung für Windkraftanlagen bis 2030.

Am 1. Januar 2023 trat das damit einhergehende Wind-auf-See-Gesetz in Kraft. Am 1. Februar folgte das Wind-an-Land-Gesetz.

Die alten Probleme aber bleiben gleichwohl ungelöst. Weder wird es zur Aufnahme überschüssigen Stroms geeignete Stromspeicher geben, noch ist Windstrom grundlastfähig, Die volatile Windstromerzeugung macht fossile Backup-Kraftwerke dauerhaft unverzichtbar. Überschüssige Stromerzeugung zwingt zur Abschaltung von Windenergieanlagen oder zum teuren Stromexport.

Der MDR.de/Wissen veröffentliche am 25. Juli 2023 Grafiken, die einen Eindruck vermitteln, ob der Windenergie-Ausbau mit den Zielen der Bundesregierung Schritt halten kann. 100 Prozent würden bedeuten, dass man genau im Plan liegt (Abb.):

Ausgesprochen ehrgeizig dabei ist der neue Windpark in der Nordsee, der mit bislang “nur” 64 geplanten Anlagen auf fast ein Gigawatt Leistung kommen soll. Möglich wird das durch die allerersten 15-Megawatt-Anlagen Deutschlands. Das kommt einem Quantensprung gleich, denn bislang waren noch nicht einmal Anlagen mit zehn Megawatt Nennleistung in Betrieb. Im Folgenden ein Überblick über die bisher auf Land und See eingesetzten Generator-Leistungen:

Die Ausbauziele stehen unter keinem guten Stern. So wurden bei technischen Überprüfungen an einigen Komponenten der Windturbinen von Siemens Gamesa „deutlich erhöhte“ Ausfallraten festgestellt. Die Probleme seien schwerwiegender als gedacht, war von Gamesa zu hören. „Für Siemens Energy entwickelt sich die Windturbinen-Tochter Gamesa zum Fass ohne Boden“, hieß es am 23.06.2023 auf tagesschau.de.

Steigende Kosten bringen Offshore-Windprojekte auch international zu Fall, während die Nachfrage nach erneuerbaren Energien steigt. Offshore-Windprojekte sehen sich mit einer Wirtschaftskrise konfrontiert, die in dieser Woche Milliarden von US-Dollar an geplanten Ausgaben zunichtegemacht hat.

Eine Einheit der spanischen Iberdrola SA hat sich bereit erklärt, einen Vertrag über den Verkauf von Strom aus einem geplanten Windpark vor der Küste von Massachusetts zu kündigen. Der dänische Entwickler Orsted A/S verlor ein Angebot zur Lieferung von Offshore-Windstrom an Rhode Island, dessen Hauptversorger sagte, dass steigende Kosten das Angebot zu teuer machten.

Der schwedische Staatsversorger Vattenfall AB hat Pläne für einen Windpark vor der Küste Großbritanniens unter Berufung auf die Inflation verworfen [1]. Während mit Vattenfall, einem der größten Windkraftentwickler der Welt, sein führendes britisches Windprojekt stoppt und vor weiteren Stornierungen warnt, sei daran erinnert, dass vor Jahren schon vor diesem unvermeidlichen Fiasko gewarnt werden ist (Net Zero Watch). Vattenfall hat das riesige britische 1,4-GW-Offshore-Windprojekt Boreas auf Eis gelegt und behauptet, dass steigende Kosten den Contract for Difference unwirtschaftlich gemacht haben. Im letzten Jahr war der Vertrag mit 45 Pfund/MWh (Preise von 2023) abgeschlossen worden.

“Energie aus diesen Projekten wird dringend benötigt”, sagte Helene Bistrom, die Leiterin des Windgeschäfts von Vattenfall, diese Woche auf einer Telefonkonferenz. “Bei den neuen Marktbedingungen macht es aber keinen Sinn, weiterzumachen.”

Mindestens 9,7 Gigawatt an US-Projekten sind gefährdet, weil ihre Entwickler Verträge neu verhandeln oder aussteigen wollen, um Strom zu Preisen zu verkaufen, die ihrer Meinung nach jetzt zu niedrig sind, um die Investitionen lohnenswert zu machen, so BloombergNEF.

An der Behauptung, erneuerbare Energie, eine billige Art der Stromerzeugung, lässt Kathryn Porter kein gutes Haar [2]:

„Die Endverbraucherpreise sind in den letzten 20 Jahren im Einklang mit der Subventionierung der erneuerbaren Erzeugung stetig gestiegen. Korrelation deutet zwar nicht unbedingt auf eine Kausalität hin, aber bei den Großhandelspreisen ist kein solcher Trend erkennbar, und mit dem zunehmenden Einsatz erneuerbarer Energien sind die Verbraucher nicht nur mit den Kosten für Subventionen konfrontiert, sondern auch mit den Kosten für den Aufbau einer neuen Netzinfrastruktur zum Anschluss dieser erneuerbaren Energien sowie mit den Kosten für den Ausgleich ihrer Schwankungen und die Bereitstellung von Back-up, wenn der Wind nachlässt oder die Sonne nicht scheint.

In den letzten Monaten sind die Großhandelspreise deutlich gestiegen. Zusammen mit den anderen Kostensteigerungen wird Strom für viele Verbraucher immer unerschwinglicher. Angesichts der zunehmenden Energiearmut ist es an der Zeit zu erkennen, dass Strom aus erneuerbaren Energien nicht billig ist. Dies bedeutet nicht unbedingt, dass es falsch ist, es zu entwickeln, aber es ist an der Zeit, ehrlich über die Kosten zu sein und in Betracht zu ziehen, neue Subventionen auszusetzen, während Fragen der Erschwinglichkeit angegangen werden, zumal die Kosten für neue Projekte steigen werden.“

„Für die meisten bevorstehenden Offshore-Projekte Windparks werden die Kosten wahrscheinlich etwa 125 bis 150 £/MWh (145 bis 175 EUR/MWh) betragen, annähernd viermal so hoch wie die Kosten für Strom aus einem Gaskraftwerk“, berechnete Andrew Montford [3].

 

[1] https://consent.yahoo.com/v2/collectConsent?sessionId=3_cc-session_4de79fa4-48db-46c8-a928-bc073208d69f

[2] https://watt-logic.com/2022/04/11/cost-of-renewables/?mc_cid=6c8e513ce0

[3] https://www.thegwpf.org/content/uploads/2021/02/Offshore-Wind-LCOE.pdf?mc_cid=6c8e513ce0