Folgen des Klimaschutzzieles CO2-frei (Netto-Null)

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Vor einem Jahr veröffentlichte Thomas Maetzel*) eine Studie[1] mit dem Ziel, notwendigen Sachverstand zu vermitteln, längst überfällige Aktionen anzuregen und zu verdeutlichen, dass wir als Bürger Deutschlands die „Klimawende“ nicht umsonst bekommen. Eine Studie, die weiterhin aktuell ist.

In der Zusammenfassung der Studie heißt es:

  • Politisch ist das Ziel gesetzt, bis 2045 die aktuell ca. 850 Mio. Tonnen CO2 -Emission pro Jahr in Deutschland vollständig zu vermeiden.
  • Hierzu ist es erforderlich, vor allem die heute in den Bereichen Verkehr, Gebäude, Industrie und Stromerzeugung eingesetzten fossilen Brennstoffe durch CO2 -freie Energie zu ersetzen und deren Verbrauch zu reduzieren.
  • Für den Ersatz fossiler Brennstoffe gibt es bereits erprobte Technologien, die allerdings fast vollständig darauf beruhen, dass zunächst erneuerbarer Strom in ausreichender Menge erzeugt wird.
  • Vom heutigen Stromverbrauch in Höhe von ca. 550 TWh p.a. stammen ca. 50% aus erneuerbaren Quellen und 50% aus konventionellen Kraftwerken, diese werden bereits sukzessive stillgelegt.
  • Für die heutige CO2 -Erzeugung der vier oben genannten Bereiche wurden in dieser Studie jeweils CO2 –freie, technische Alternativszenarien definiert, daraus errechnet sich für 2045 ein Bedarf an jährlichem Ökostrom von ca. 2.400 TWh insgesamt, d.h. die Zahl der Windenergieanlagen an Land müsste z.B. rechnerisch künftig von 30.000 auf ca. 300.000 erhöht werden, um den notwendigen Strom erzeugen zu können.
  • Die bis 2045 zu erbringenden Gesamtinvestitionen in ökologische Energieerzeugung, Umwandlung z.B. in Wasserstoff (H2), Speicherung und Übertragung belaufen sich auf insgesamt ca. 5.800 Mrd. €, also ca. 250 Mrd. € p.a..
  • Weder Politik noch Bevölkerung sind sich auch nur ansatzweise darüber bewusst, welche Dimension an Maßnahmen, Investitionen und Kosten mit der geplanten „Klimawende“ verbunden sind.
  • Durch die hohen, in künftigen Energiepreisen zu amortisierenden Investitionen und die Totalabschreibungen auf vorhandene und nicht mehr verwendbare Technik mit fossiler Basis wird die Volkswirtschaft bis 2045 und darüber hinaus extrem stark belastet.

Die Schlussfolgerungen aus der Studie:

  • Die zum CO2-Ausstieg erforderliche Schaffung von Kapazität zur erneuerbaren Stromerzeugung sowie die Umsetzung der benötigten Investitionen in Anlagen und Infrastruktur muss ergänzt werden durch massive Maßnahmen zur Reduzierung des Stromverbrauches und der CO2-Erzeugung in der Bevölkerung.
  • Die Erreichung des Zieles einer vollständigen CO2-Vermeidung bis 2045 in Deutschland ist allerdings bereits jetzt als unwahrscheinlich anzusehen.
  • Das Ziel einer vollständigen CO2-Vermeidung sollte aufgegeben werden, es ist unrealistisch und allein schon angesichts des Naturgesetzes des abnehmenden Grenznutzens unsinnig: Mit dem Aufwand und den Kosten, die die letzten 10% Vermeidung bei uns erfordern würden, könnte man die mehrfache Menge an CO2 an anderer geeigneter Stelle in der Welt verhindern.
  • Der mögliche Ausbau CO2-freier, erneuerbarer Energieerzeugung wird bei weitem nicht ausreichen, es muss zusätzlich ein starker Ausbau der Kernenergie oder künftiger neuer Verfahren erfolgen, die die kontinuierliche Energieversorgung sicherstellen können.
  • Der heute hilfreiche Bezug von Strom bei Bedarf aus dem Ausland ist begrenzt und wird zunehmend unsicher, da andere Länder ihr Ziele zur CO2-Senkung auch nur durch höheren Stromeinsatz im eigenen Land sicherstellen können.
  • Da vor allem eine technische Lösung für die wetterbedingten Unterbrechungen der erneuerbaren Stromversorgung durch Speicherung mit ausreichender Kapazität nicht in Aussicht ist, sollten vorhandene konventionelle Kraftwerke weiter betrieben und langfristig für einen fallweisen „Ersatzbetrieb“ zur Ergänzung der „Erneuerbaren“ vorgehalten werden.
  • Genehmigungsverfahren für jedwede Energieanlagen, die heute oft auf “Luxusinteressen“ Rücksicht nehmen, müssen um den Faktor 10 beschleunigt werden.
  • Die ambitionierten „Klimaziele“ wurden bisher weitgehend ohne Berücksichtigung technischer, wirtschaftlicher und physikalischer Grundlagen politisch verabschiedet in der Hoffnung, dass die Realisierung schon irgendwie folgen werde. Das ist völlig unrealistisch.
  • Damit wurde in der Bevölkerung der falsche Eindruck erweckt, das Klima sei mit wenig Aufwand ohne eigenen, persönlichen Beitrag zu „retten“. Statements einzelner Politiker in diesem Zusammenhang, „der Klimawandel bezahle sich selber“, sind völlig unverantwortlich.
  • Die Bevölkerung zumindest in den reichen Staaten muss aber wissen, dass alle Maßnahmen zur CO2-Eliminierung sehr hohe Investitionen und Kosten sowie gravierende Verhaltensänderungen erfordern, die gleichzeitig den Wohlstand der Menschen reduzieren.
  • Es ist vorrangige Aufgabe der Politik, den Bürgern ehrlich und unverblümt die Wahrheit über den von ihnen zu erbringenden Beitrag zu vermitteln, auch wenn diese unbequem ist. Dabei steht nicht nur unser teilweise dekadenter Konsum auf dem Prüfstand, da Wohlstand CO2 erzeugt.
  • Es muss davon ausgegangen werden, dass sich ein großer Teil der Welt nicht konsequent der CO2-Reduzierung anschließen will oder vor allem kann -unsere erfolgreichen Maßnahmen verlieren damit im Weltmaßstab schnell ihre Wirkung, denn CO2 kennt keine Ländergrenzen.
  • Allein die noch stark wachsende Gesamtbevölkerung des Planeten wirkt auch künftig allen erfolgreichen Aktionen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes entgegen.
  • Die Veränderung des Weltklimas durch den Menschen aufgrund von CO2-Emissionen ist dabei nur eines von mehreren Problemen im Bereich des Umweltschutzes, das noch zu lösen ist.

 

[1] https://www.windwahn.com/2023/08/01/dipl-ing-dipl-wirtsch-ing-thomas-maetzel-300-000-windraeder-sind-fuer-die-klimaneutralitaet-noetig/

 

*) Thomas Maetzel (65) blickt als Diplomingenieur für Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen auf 40 wechselvolle Berufsjahre zurück, in denen er überwiegend im Maschinen-und Anlagenbau an der Schnittstelle zwischen Technik und Betriebswirtschaft tätig war.

Kontakt: tmaetzel@t-online.de