Was bringt Ökostrom für die Umwelt?

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Der Schwindel mit dem Ökostrom

Auf der VdM-Tagung 2013 in Düsseldorf gab es einen Vortrag über Car-Sharing in Berlin mit E-Autos. „Natürlich werden unsere Autos nur mit „Ökostrom“ betrieben“, so der Vortragende Stephan Lützenkirchen. Auf der IAA wurden viele E-Autos vorgestellt, natürlich nur Betrieb mit „Ökostrom“. Und wenn man bei der Deutschen Bahn AG ein Ticket kauft, bekommt man die Zusicherung: „Wir fahren zu 100 % mit Ökostrom“ (Wasserstrom). Viele Stadtwerke verkaufen nur „Ökostrom“. Also alles „Öko“?
Die Realität sieht anders aus: Es ist nicht alles „Öko“ und „Bio“.

Keine Definition

Es gibt keine amtliche Definition, was „Ökostrom“ ist – deshalb kann schon jeder Anbieter im Grundsatz seinen Strom als „Ökostrom“ bezeichnen. Er holt sich dabei, um eine „reine Weste“ zu haben, ein Zertifikat z.B. beim TÜV Nord oder auch TÜV Süd. Die TÜVs wiederum geben sich eigene Regeln, was sie als „Ökostrom“ bezeichnen. Für den Kunden ist es wichtig, dass er mit dem Zertifikat in der Tasche nun sagen kann: „Ich verwende Ökostrom.“.

Der „Ökostrom“ wird in Wirklichkeit aus dem Strommix bezogen, wo alle Stromerzeuger (Kohlekraftwerke, Kernkraftwerke, Photovoltaik, Windkraftanlagen, Biogaserzeuger) ihren Strom einspeisen. Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, dann ist das reale Angebot an „Ökostrom“ sehr gering, es geht gegen „Null“. Es kommt auch vor, dass das Ökokonto sogar ein Minus aufweist. Aber, der Kunde selbst beruhigt sich, weil er ja das Zertifikat des TÜV hat. Und der TÜV verlässt sich bei einer Zertifizierung darauf, dass ja irgendwann mal richtiger Ökostrom eingespeist wurde. Eigentlich ein Etikettenschwindel.

Wasserkraft in Deutschland – sehr wenig

Ich kann mich daran erinnern, dass vor Jahrzehnten in einer Grafik im Walchenseekraftwerk gezeigt wurde, dass der Anteil von Strom aus Wasserkraft in Deutschland bei etwa 2 % lag, daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

Wenn nun die Deutsche Bahn verkündet, dass sie mit der RWE/EON einen langfristigen Strombezugsvertrag abgeschlossen hat und auf dessen Basis irgendwelche CO2-Einsparungen fiktiv errechnet, dann ist das glatter Schwindel.
Tatsache ist, dass RWE noch nie auch nur einen einzigen verfügbaren Kubikmeter Wasser in einem der zahlreichen Wasserkraftwerke RWE AG an der Turbine hat vorbei laufen lassen und diesen nicht zur Stromerzeugung genutzt hätte. Nun gehört nur noch der Deutschen Bahn AG dieser größere Anteil guter Wasserkraftwerksstrom und alle anderen RWE-Kunden erhalten entsprechend mehr Kohle- oder Kernenergiestrom.

Doch wo kommt der Strom aus Wasserkraft her?

• Einmal aus deutschen Flusskraftwerken (Main, Elbe, Aller, Mosel, …) sowie aus dem Walchenseekraftwerk und Talsperrenkraftwerken (Eder, Oker, Rur, Möhne, …).
• Aus Wasserkraftwerken einschließlich Speicherkraftwerken in Österreich und der Schweiz.
• Aus Norwegen.

Zum Auffüllen der Wasserspeicher wird auch überflüssiger Strom aus dem deutschen Stromnetz verwendet, der entweder für billiges Geld gekauft oder den die österreichischen und schweizerischen Stromversorger sogar geschenkt bekommen – manchmal gibt es für die Stromabnehmer auch Geld dazu, wenn der Strom in Deutschland ‚überläuft‘.
Kommt der Strom zurück, dann wird er als „Ökostrom“ deklariert.

Ist das E-Auto ökologisch?

Betrachtet man die vorstehenden Ausführungen zum Thema „Ökostrom“, so muss man schnell erkennen, dass der Strom überwiegend aus normalen Kraftwerken (Kohle, Kernkraft) erzeugt wird. Solange keine ausreichenden Wasserspeicherkraftwerke zur Verfügung stehen, wird das auch so bleiben. Welchen Vorteil hat dann ein E-Auto, das sehr teuer ist und einen begrenzten Radius hat? Ein sparsamer Dieselmotor hat da eine bessere Energiebilanz.

Vergessen wir auch nicht, dass Ökostrom aus Windkraftanlagen und Photovoltaik sowie ggf. Biogasanlagen sehr sehr teuer und auf die Dauer sogar unbezahlbar ist. Und künftig müssen auch Straßen gebaut werden und dafür muss auch „Ökostrom“ zusätzlich besteuert werden, wenn man damit Autos antreibt.

Resümee

Alle wollen „Öko“ oder „Bio“: Aber das bringt doch nur etwas, wenn dadurch der Umwelt tatsächlich geholfen wird. Bei dem derzeitigen Etikettenschwindel sind wir davon weit entfernt.

Quellen

Prof. Dr.Helmut Alt Aachen,
Dipl.-Ing. Hans Stirnberg Hennef
Helmut Böttinger Petersberg (Grafik)

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