Historische Ahrtal-Hochwasser

Der General-Anzeiger Bonn vom 3./4. 2. 2024 geht der Frage nach: “Warum leugnen Menschen den Klimawandel?“ Anlass dazu gibt das Ahr-Hochwasser im Juli 2021. Bezeichnenderweise beginnt der Zeitungsartikel mit folgenden Worten:

„Dass die Erwärmung des Weltklimas a) stattfindet, b) am Menschen liegt und c) gefährlich ist – darüber kann es außerhalb gewisser Kreise doch eigentlich keine Diskussion mehr geben, oder?“

Es gäbe durchaus reichliche wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, die sich in eine Diskussion einbringen ließen, die den menschlichen Einfluss auf das Klima als gering belegen. Das aber soll an dieser Stelle nicht geschehen. Vielmehr soll der Blick auf historische Hochwasserereignisse gelenkt werden, denen man nicht das Attribut „Leugnung“ anheften kann und die der Zeitung offensichtlich nicht bekannt sind.

Ahrtal-Hochwasser Juli 2021 Quelle: Freiwillige Feuerwehr Bad Neuenahr

Der von Werner Eisenkopf verfasste Artikel im Textatelier [1] widerspricht anhand von Überlieferungen und Urkunden allen heutigen Behauptungen, dass das Ahr-Extremhochwasser vom 14./15. Juli 2021, eine “Folge menschgemachten Klimawandels” und mit irgendwelcher “Klimaschutzpolitik” sogar künftig vermeidbar sei.

Am 12./13. Juni 1910 war das letzte derart verheerende extreme Hochwasser im Ahrtal vor 2021 gewesen. Damals kamen trotz ungleich dünnerer Besiedlung als heute und ungleich weniger Bebauung in Flussnähe auch bereits 52 Menschen ums Leben. Es war aber das erste Ahr-Hochwasser, bei dem Fotografien und moderne Nachrichtentechnik für eine weite Verbreitung der Unglücksnachrichten sorgten. Dennoch scheinen weder die Fernsehsender, noch die meisten Zeitungen, noch der etwa neue Chef des deutschen Umweltbundesamts, davon je gehört oder gelesen zu haben. Sonst wären deren pauschale simple Zuweisungen des Ahr-Extremhochwassers 2021 an die “schuldige” Adresse, nämlich “Der Mensch ist als ‘Klimasünder’ daran schuld!” – ganz schnell widerlegt. Es gibt auf diesem Planeten nun mal kein “Norm-Wetter” bzw. ein das Wettergeschehen zusammenfassendes “Norm-Klima” und schon gar nichts, das irgendwie per irgendwelchen CO2-Regulierungen/Verminderungen auch nur ansatzweise willkürlich “steuerbar” wäre.

Inmitten der Nürburgringstadt Adenau befindet sich eine Hochwassermarke, wohl 1,5 Meter höher als das Straßenniveau, mit dem Zusatz „1910“. Die Aufnahme zeigt die Überflutung der Hauptstraße in Adenau. Die Wassermassen kamen aus den Tälern mit den Orten Quiddelbach und Herresbach. Dort fließt normalerweise der Adenau-Bach mit einem Nebenbach. Er war förmlich übergelaufen. Aber, nicht nur Adenau war betroffen, sondern auch das Ahrtal bis zur Mündung bei Remagen.

Im Jahre 1910 wurde die strategischen „Ahrtalbahnen“ gebaut mit Gastarbeitern aus Italien. Viele Gastarbeiter kamen in den Fluten ums Leben, auch etliche Bewohner des Ahrtals überlebten die Fluten nicht. Vom Hochwasser 1910 mitgerissenes Baumaterial der Eisenbahn-Baustellen verschärfte damals die Schäden und Zerstörungen an den Straßenbrücken und Uferteilen. Fotografien und zeitgenössischen Berichte von den Eisenbahnbauten damals sind heute wichtige Quellen zu der damaligen Hochwasserkatastrophe 1910.

106 Jahre früher war das wohl allerschlimmste überlieferte Ahr-Hochwasser seit den historischen Aufzeichnungen, nämlich im Jahre 1804. Zu damals wurde folgendes berichtet: “Im gesamten Einzugsbereich der Ahr verursachte das Unwetter und das anschließende Hochwasser riesige Sachschäden und forderte 63 Menschenleben. 129 Wohnhäuser, 162 Scheunen und Stallungen, 18 Mühlen, 8 Schmieden und nahezu alle Brücken, insgesamt 30, wurden von den Wassermassen weggerissen. Weitere 469 Wohnhäuser, 234 Scheunen und Ställe, 2 Mühlen und 1 Schmiede wurden beschädigt. 78 Pferde und Zugrinder kamen in den Fluten um, Obstbäume wurden entwurzelt, Weinberge abgespült, die gesamte Ernte vernichtet und Wiesen und Felder in der Talaue hoch mit Sand und Kies überschüttet.”

Es ist allein anhand der drei Ereignissen 1804, 1910 und 2021 unübersehbar, dass solche extremen Hochwasserkatastrophen an der Ahr immer wieder vorkamen und wahrscheinlich künftig wieder vorkommen werden. Ganz egal was man den Menschen heute auch zum “Klimaschutz” erzählen mag.

Ohne die damalige Besonderheit der “Bannmühlen”, heißt es in [1], wäre die Aufzeichnungslage gerade der Hochwasser im Ahrtal wohl knapper und geringer. Der damalige Mühlenzwang erlaubte das Mahlen des Getreides zu Mehl nur allein den dafür legitimierten jeweiligen Bannmühlen. Diese waren damit ganz wichtige Gebäude für die Ernährung der lokalen Bevölkerung und die Abgaben-Einnahmen der jeweiligen Herrschaften. Im Ahrtal ist am Dorf Hemmessen (heute Teil von Bad Neuenahr) eine solche Bannmühle vermerkt, als durch viele Ahr-Hochwasser jeweils beschädigt bis sogar komplett weggerissen worden. So in den Jahren 1547, 1582, 1590, 1603, 1606, 1659, 1677, 1680, 1686 und 1789 (unvollständig), was zu heute noch in den Archiven vorhandenen Urkunden und Berichten führte. Der älteste derzeit bekannte Eintrag eines Ahr-Hochwassers, datiert vom 16. August 1348 zu einem “Landkauf bei Bachern” (später Bachem) an der früheren Landesgrenze zwischen dem Kurfürstentum Köln und dem Herzogtum Jülich (heute im Stadtgebiet Bad Neuenahr-Ahrweiler liegend).

Schlussbemerkung

 Historisch belegte Ereignisse und Entwicklungen lassen sich nicht leugnen. Vielmehr sollte zu denken geben, wenn bei derartigen Extremereignissen in der heutigen Zeit stets der Klimawandel als Ursache angesehen wird und vor allem, dass jene, die die Ursache von Extremereignissen anhand von Dokumenten oder wissenschaftlichen Erkenntnissen zu erklären versuchen, als Leugner gebrandmarkt werden, was in der Formulierung „außerhalb gewisser Kreise“ im eingangs erwähnten Zeitungsartikel zum Ausdruck kommt.

 

[1] https://textatelier.com/index.php?id=996&blognr=6512&autor=Eisenkopf%20Werner

 

Weiterführende Details zu den historischen Ahrtal-Hochwassern unter den Links:

https://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1983/hjb1983.25.htm

https://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1955/hjb1955.11.htm