Der Suess- Effekt – Daten und Fakten

Der österreichische Chemiker Hans E. Suess entdeckte ein Phänomen, dass er 1955 veröffentlichte und aufgrund seiner Wichtigkeit seinen Namen trägt.[1] Suess untersuchte den Gehalt des radioaktiven Kohlenstoffisotops C-14 in ‘Modern Wood’ (Anm.: ‘lebendes Holz’) Nordamerikas. Er stellte fest, dass sich die Aufnahme von C-14 in Bäume über einen Zeitraum von 50 Jahren verringert hatte.

Seine Entdeckung schlägt die Brücke zwischen der Radiokarbonmethode und der heutigen Klimadebatte. Der Suess-Effekt könnte von fundamentaler Bedeutung für die Klimadebatte sein.

Kohlenstoff – Fingerabdruck des Lebens

Das Kohlenstoffatom (C-Atom) existiert in der Natur in drei Formen. Alle drei besitzen im Atomkern sechs Protonen und unterscheiden sich nur in der Anzahl der vorhandenen Neutronen: C-12 hat sechs, C-13 hat sieben und C-14 hat acht. C-12 und C-13 sind stabile Isotope und existieren im Verhältnis von ca. 99/1, C-14 existiert nur in Spuren (Größenordnung: von etwa einer Billion, 10¹² , C-12 – Atomen ist eins ein C-14 -Atom) und ist radioaktiv mit einer Halbwertszeit von 5730 Jahren. C-14 wird in geringen Mengen in den oberen Schichten der Atmosphäre durch Einwirkung von Sonnenstrahlen auf Stickstoff-15 (N-15) gebildet, hat also einen natürlichen Ursprung.[2] Die erzeugte Menge hängt z. B. von der Sonneneinstrahlung ab, d.h. die erzeugte Menge an C-14 variiert; die in den 50er und 60er Jahre durchgeführten Tests von Kernwaffen verkomplizieren das Bild weiter.

Die mobile und universelle Leitwährung des Kohlenstoffs, und damit des Lebens, ist Kohlendioxid, CO2. CO2 wird von Pflanzen mittels Photosynthese in organische Substanzen umgewandelt. Die Verteilung der drei C-Isotope in Holzproben spiegelt die Verteilung der Isotope in der Atmosphäre wieder, ein ‘Fingerabdruck’ sozusagen (s. u. für eine genauere Betrachtung). Vor Millionen von Jahren entstand durch diese Prozesse das, was wir heute als fossile Brennstoffe nutzen; aufgrund des radioaktiven Zerfalls von C-14 ist dieses Isotop hier vollständig verschwunden.

Kompliziert, und damit interessant, wird es, wenn man die Verhältnisse der drei C-Isotope zueinander an verschiedenen Orten misst, z. B. den Ozeanen, der Biosphäre, der Atmosphäre und eben den fossilen Brennstoffen. Die Unterschiede sind gering, aber sie sind messbar. Die Messungen zeigen auch, dass der Suess-Effekt auf C-13 zutrifft. Das ist die Basis für die Erforschung des Suess-Effekts und potentielle Ursachen des Klimawandels.

Zentrale Fragen und eine vorläufige Antwort

Ist der Suess-Effekt eine Folge des Klimawandels? Oder ist der Suess-Effekt eine Folge der durch die Industrielle Revolution vermehrten Verbrennung fossiler Brennstoffe? In der öffentlichen Diskussion wird zwischen diesen beiden Fragen nicht unterschieden. Es wird verkauft als ‘wissenschaftlicher Konsens’, dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe den Klimawandel verursacht, und dass der Suess-Effekt eine Konsequenz davon ist und damit als Beweis für die Richtigkeit dieser ‘Beweiskette’ dient.

“‘Wissenschaftlicher Konsens’ ist ein Oxymoron. Es kann einen Konsens unter Wissenschaftlern geben, aber keinen Konsens als Wissenschaft, denn Konsens ist keine Wissenschaft, und Wissenschaft kein Konsens.[3] Wissenschaft beruht auf der Frage, ob “es auch anders sein könnte” (Nietzsche).

Warum also nehmen Pflanzen seit Beginn der Industriellen Revolution immer weniger C-14, bzw. C-13 auf? Nimmt deren Konzentration in der Atmosphäre ab? Wenn ja, warum nimmt sie ab?

Ein zentrales Argument für die gänzlich vom Menschen verursachte Erderwärmung stützt sich auf den Suess-Effekt: Die Verbrennung fossiler Brennstoffe führt zur Emission von CO2, das ja kein C-14 mehr enthält. Dieses CO2 ist zusätzlich in der Atmosphäre. Es wird als der menschliche Fingerabdruck gesehen, weil CO2 alleine für die Erderwärmung verantwortlich gemacht wird. Dieses CO2 verdünnt das natürlich vorkommende C-14, so die Argumentation, und dadurch nehmen Pflanzen heute, relativ gesehen, weniger C-14 auf als früher. Das wird als Beweis der obigen Hypothese angesehen, aber, „Wissenschaftliche Theorien lassen sich zwar widerlegen, aber niemals bestätigen“ sagt der Wissenschaftsphilosoph Karl Popper, und damit hat er objektiv gesehen recht.

Die Daten von Suess stehen nicht in Zweifel, der Trend setzt sich sogar bis heute fort. Die Erklärung für die Ursachen klingt logisch, aber was logisch klingt, muss nicht richtig sein, oder wie es der Evolutionsbiologe J. B. S. Haldane ausdrückte: „Wenn meine Meinungen das Ergebnis der in meinem Gehirn ablaufenden chemischen Prozesse sind, dann sind sie durch die Gesetze der Chemie bestimmt und nicht der Logik.

Die Hypothese könnte z. B. Teil einer komplexeren Wahrheit sein, oder sie könnte sogar gänzlich falsch sein.

Daten und Fakten

Daten werden im einfachsten Fall durch Messungen erhalten. Sie sind, was sie sind, sie können nicht ignoriert werden. Daten haben aber für sich alleine genommen keine Bedeutung. Der Mensch stellt die Daten miteinander in Zusammenhang, er versucht sie zu interpretieren, er ist es, der ihnen Bedeutung gibt. Der Mensch beurteilt Daten und schafft dadurch Fakten.

Um den Unterschied genauer zu verstehen, ist es hilfreich die Antwort von AI zu analysieren auf die Frage ‘was ist der Suess-Effekt’. Die Antwort von AI Overview lautet: “Der Suess-Effekt beschreibt die Verdünnung der atmosphärischen Kohlenstoffisotope ¹³C und ¹C durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, da diese reich an normalem ¹²C und arm an ¹³C und ¹C sind.” Hier verknüpft AI eine Beobachtung (‘Verdünnung von’, was durch Daten belegt ist) mit einer Bewertung (‘durch die Verbrennung von’, einer Hypothese) und wiederum Daten (‘fossile Brennstoffe sind arm an’, gemessene Daten). Diese Bewertung von AI ein Fakt, ein AI-Fakt. Sie ist unwissenschaftlich.

Das Motiv der verschleierten Isis, bzw. der Göttin von Sais gilt als Symbol für die Unfassbarkeit der Natur. Und genau das ist die Natur, unfassbar. Der Mensch kann sich der Wahrheit immer nur annähern, und zwar durch Formulierung verschiedener testbarer, also widerlegbarer, Hypothesen (Prinzip der Falsifizierbarkeit, nach Popper). Wissenschaftliche Forschung ist der einzige Weg, die Göttin Sais schrittweise zu entschleiern, ohne jedoch jemals den Schleier ganz heben zu können.

Fakten, die logisch und einfach zu verstehen sind, sind zwar erwünscht, aber sie können immer nur Teil der Wahrheit sein. Die Wahrheit ist komplex und erfordert ein tieferes Verständnis für das zu lösende Problem.

Fraktionierung – Isotopeneffekt von C-13 und C-12

Der Isotopeneffekt beruht auf den kleinen Unterschieden, die zwischen den Isotopen eines chemischen Elements bestehen. In der Arzneimittelforschung wird z. B. der Austausch von Wasserstoffatomen mit Deuteriumatomen gezielt eingesetzt, um die Wirkung von Medikamenten zu verbessern. Hier kann der Effekt besonders groß sein, da Deuterium doppelt so schwer ist wie Wasserstoff.

Im Vergleich dazu ist der Unterschied zwischen C-13 und C-12 um eine Größenordnung geringer, aber immer noch messbar. Misst man das Verhältnis von C-13/C-12, so findet man, dass es in Ozeanen größer ist, als in der Atmosphäre. In der Atmosphäre ist das Verhältnis wiederum größer als in der Biosphäre, und hier wiederum größer als in fossilen Brennstoffen (uralte, tote Biosphäre). Mit anderen Worten: der Gehalt an C-13 nimmt beim Übergang vom Ozean zu Atmosphäre zu Biosphäre zu fossilen Brennstoffen ab.

Das jeweils gemessene Verhältnis von C-13/C-12 bezieht sich auf die Referenz Vienna Pee Dee Belemnite (PDB) Kalkstein. Folgende Werte sollen als Richtwerte dienen:[4]

Ozeane:                      C-13/C-12 = 11,237453 ‰

PDB – Standard:       C-13/C-12 = 11.2372 ‰

Fossile Brennstoffe: C-13/C-12 = 11.23164 ‰

Der Grund für dieses beobachtete und gemessene Phänomen liegt in der sogenannten Fraktionierung (Isotopeneffekt), dem Auftrennen von C-13 und C-12 durch (bio)chemische und physikalische Prozesse: physikalische und (bio)chemische Prozesse diskriminieren gegen C-14 und C-13, zugunsten von C-12.

Im Ozean gelöstes C-12 – haltiges CO2 entweicht leichter als Gas in die Atmosphäre, als gelöstes C-13 – haltiges CO2; C-12 – CO2 ist de facto leichter als C-13 – CO2. Das Ausgasen der Ozeane, z. B. durch Temperaturerhöhung, führt aus diesem Grund zur Verdünnung von C-13 (und C-14) in der Atmosphäre.

Der biochemische Prozess der Photosynthese fraktioniert ebenfalls zu Gunsten von C-12 – CO2 und reichert sich somit im sich neu bildenden Pflanzenmaterial an. Nach mehreren Millionen Jahren findet sich C-12 angereicherter Kohlenstoff in fossilen Brennstoffen wieder.

IPCC-Daten über die uns bekannten CO2-Flüsse [5]

Die folgenden Daten sind direkt der informationsreichen Grafik 5.12 ((Figure 5.12 | Global carbon (CO2) budget (2010-2019)) auf Seite 700 des vollen Zustandsberichts AR6 des IPCC von 2021 entnommen; Beiträge von diversen anderen Quellen für Absorption und Emission sind der Übersichtlichkeit wegen hier und in den folgenden zwei Abschnitten nicht aufgelistet:[5]

Fossile Brennstoffe – Emission:                  +9,4 Pg C/Jahr (+/- 0,5)

Landnutzung – Emissionen:                        +1,6 Pg C/Jahr (+/- 0,7)

Anthropogen – Fossil und Landnutzung: +11 Pg C/Jahr (+/- 1,2)

Nettobilanz von CO2 in der Atmosphäre: +5,1 Pg C/Jahr (+/- 0,02)

Es sei hier betont, dass Emissionen durch Landnutzung (+1,6 Pg C/Jahr) ca. 15% der anthropogenen Emissionen (+11 Pg C/Jahr) ausmachen. Das relativiert fossile Emissionen, die 85% ausmachen. Landnutzung hat ausserdem schädliche Konsequenzen für die Natur, die weit über die Wirkungen von CO2 hinausgehen.

Fraktionierung: CO2-Flüsse – Ozeane / Atmosphäre

Der Klimawandel ist real, und die Erhöhung der Oberflächentemperatur der Ozeane ist ebenfalls real; beide Phänomene sind durch Messungen bestätigt.

Die Ozeane bedecken 71% der Erdoberfläche. Sie sind die mit Abstand größten mobilen Speicher für CO2  auf der Erde. Der AI Overview gibt einen Überblick über die Dimensionen: die Ozeane speichern ca. 136.000 Gigatonnen CO2 (= 37.057 Gigatonnen C = 37.057 Pg C) in verschiedenen Formen, das entspricht der etwa 50 fachen Menge, die in der Atmosphäre vorhanden ist.

Für die Löslichkeit von CO2 in Wasser gilt, dass mit steigender Wassertemperatur die Löslichkeit sinkt, d. h. es entweicht vermehrt CO2 in die Atmosphäre, welches aufgrund des Isotopeneffekts mit C-12 angereichert wird. Der Gasaustausch ist ein dynamischer Prozess, d. h. dass auf molekularer Ebene findet permanent Fraktionierung der beiden C-Isotope statt, es besteht ein Fließgleichgewicht.

Laut IPCC-Daten ergibt sich für den Austauschprozess folgende Bilanz:[5]

Ozean – Emission: +77,6 Pg C/Jahr

Ozean – Absorption: -79,5 Pg C/Jahr

Nettobilanz von CO2 (Ozeane/Net ocean flux): -1,9 Pg C/Jahr (+/- 0,6) 

Trotz steigender CO2-Konzentration in der Atmosphäre und gleichzeitig sich erwärmenden Ozeanen beobachtet man eine Nettoabsorption von CO2 durch die Ozeane. Das impliziert, dass die Ozeane mitnichten nahe der Sättigung mit CO2 sind; die Medien behaupten oftmals das Gegenteil. Ozeane sind CO2-Senken.

Wichtig bzgl. des Suess-Effekts ist, dass die Größenordnung des Gasaustauschs zwischen Ozean / Atmosphäre den der Verbrennung fossiler Brennstoffe um den Faktor 8-9 übersteigt. Beide Prozesse erklären den Suess-Effekt.

Es sei hier betont, dass die Nettoabsorption (-1,9 Pg C/Jahr) von CO2 durch die Ozeane ca. 17% der anthropogenen Emissionen (+11 Pg C/Jahr) ausmachen.

Aufgrund von Untersuchungen an Eisbohrkernen der Antarktis (Vostok – Eisbohrkern, [6]) hat man die vergangenen 420.000 Jahre des Erdklimas rekonstruiert und festgestellt, dass die CO2-Kurve der Temperaturkurve folgt. Anders ausgedrückt: zuerst ändert sich die Temperatur (Ursache) und dann ändert sich die CO2-Konzentration (Wirkung); die Zeitverzögerung wird mit ca. 800 Jahren angegeben.[6] Diese Daten deuten auf eine natürliche Ursache der Ozeanerwärmung hin, und diese wiederum führt zur Erwärmung der Atmosphäre.

Gut erklärbar ist das dadurch, dass die spezifische Wärmekapazität von Wasser etwa 4-mal so hoch ist, als die von Luft, d. h. Wasser ist ein wesentlich besserer Wärmespeicher als Luft. Anschaulich zeigt sich das darin, dass sich Luft über warmem Wasser relativ schnell erwärmt, wohingegen warme Luft nur langsam Wasser erwärmt.

Fraktionierung: CO2-Flüsse – Biosphäre / Atmosphäre

Aufgrund von Satellitenmessungen weiss man, dass die Erde seit mehreren Jahrzehnten immer grüner wird. Das ist leicht zu erklären, denn CO2 ist essentiell für das Wachstum von Pflanzen, und die Konzentration dieses ‘Nahrungsmittels’ in der Atmosphäre steigt seit Beginn der Industriellen Revolution stetig an.

Laut IPCC-Daten ergibt sich für den Austauschprozess folgende Bilanz:[5]

Biosphäre – Emission (Respiration & Feuer):       +136,7 Pg C/Jahr

Biosphäre – Absorption (Photosynthese):              -142 Pg C/Jahr

Nettobilanz von CO2 (Biosphäre/Net land flux): -5,3 Pg C/Jahr (+/- 0,9)

Es sei hier betont, dass die Nettoabsorption (-5,3 Pg C/Jahr) von CO2 durch die Biosphäre ca. 48% der anthropogenen Emissionen (+11 Pg C/Jahr) ausmachen.

Wie oben bereits erläutert, unterliegen diese Austauschprozesse der Fraktionierung. Während des Wachstums akkumulieren Pflanzen bevorzugt C-12 – haltiges CO2 und reichern dadurch, relativ gesehen, C-13 – haltiges CO2 in der Atmosphäre an. Fossiles organisches Material nimmt nicht mehr am Austausch der C-Isotope teil und ist aus diesem Grund noch angereicherter an C-12 als lebende Organismen. Während also das Entweichen von CO2 aus den Ozeanen die Atmosphäre mit C-12 – CO2 verdünnt, so wirkt die Photosynthese der Biosphäre diesem Effekt entgegen.

Die Menge der jährlichen fossilen Emissionen (+9,4 Pg C/Jahr) ist gering im Vergleich zu den natürlichen Emissions- und Absorptionsprozessen. Die Prozesse sind dynamisch, d. h. Fraktionierung geschieht permanent und in beide Richtungen des Austauschs. Emissionen von fossilen Brennstoffen hingegen wirken erst einmal nur in eine Richtung, nämlich in Richtung Atmosphäre; dort unterliegt das CO2 dann jedoch den oben beschriebenen natürlichen Prozessen, die sich alle in Fließgleichgewichten miteinander befinden. 

Saisonalität des Pflanzenwachstums

In einer mutigen Publikation beschäftigt sich D. Koutsoyiannis mit diesem Thema [4]; seine Publikation war der Zündfunke für den vorliegenden Artikel.[4] Koutsoyiannis untersuchte die Messungen von C-13 in der Atmosphäre, die vom Scripps Institut in Kalifornien seit 1978 durchgeführt werden. Im Abstand von mehreren Tagen wurden an 4 verschiedenen Orten (Alaska, Mauna Loa – Hawaii, Kalifornien, Antarktis) regelmäßig Messungen vorgenommen und über komplizierte Berechnungen in allgemein verständliche Graphen veranschaulicht. Man fand, dass an allen 4 Messorten der C-13 Gehalt der Atmosphäre jedes Jahr sinkt. Das bestätigt den Suess-Effekt.

Die saisonalen Schwankungen der C-13 Konzentration sind erwartungsgemäß am größten in den Polregionen, denn dort ist die Saisonalität, bzw. Photosyntheseaktivität, zwischen Winter und Sommer am ausgeprägtesten: Während der Sommermonate steigt die C-13 Konzentration, während der Wintermonate fällt sie.

Während des Beobachtungszeitraums haben sich die anthropogenen CO2-Emissionen verdoppelt. Wenn sie ein Treiber für den Suess-Effekt wären, dann würde man erwarten, in den Graphen einen ‘Fingerabdruck’ zu erkennen; dieser ist jedoch nicht erkennbar.

Deuterium – Das unbekannte Unbekannte!

Wasserstoff wurde bereits 1776 entdeckt wurde. Mit der Ordnungszahlen 1 ist es sogar das erste Element des Periodensystems. Das letzte Element der Hauptgruppen, das entdeckt wurde, war das Edelgas Radon im Jahre 1900.

Danach erfolgte die Hochzeit der Physik mit unvorstellbaren Entdeckungen, wie Quantenphysik, Relativitätstheorie und Radioaktivität, aber von der Existenz von Deuterium wusste niemand.

Die Entdeckung des Deuterium von Urey 1935 bedeutete die Entdeckung von Schwerem Wasser. Wasser wurde bis dahin als Standard für alle möglichen Messungen genommen. Die Entdeckung von Deuterium hat bewiesen, dass Wasser in Wirklichkeit ein GEMISCH darstellt aus H2 O, DHO und D2 O.[7a] Schweres Wasser spielt z. B. eine zentrale Rolle in Kernreaktoren. NMR-Spektroskopie ist ohne Deuterium nicht vorstellbar.

Das Beispiel Deuterium verdeutlicht, dass man auch in modernen Zeiten auf dem Holzweg sein kann.

Zusammenfassung – Daten

Der Klimawandel ist real. Der Suess-Effekt ist real: Ozeane besitzen den höchsten Anteil an C-13 (C-13/C-12 = 11,237453 ‰), fossile Brennstoffe den kleinsten (C-13/C-12 = 11.23164 ‰).[4]

Der Nettozuwachs von CO2 in der Atmosphäre beträgt ca. 5,1 Pg C/Jahr.[5]

Anthropogene Emissionen durch Verbrennung fossiler Rohstoffe und Landnutzung betragen ca. 11 Pg C/Jahr; der Anteil der Landnutzung daran beträgt 1,6 Pg C/Jahr, ca. 15%.[5]

Die Erwärmung der Ozeane ist real. Die Ozeane verzeichnen eine Nettoaufnahme von CO2 von ca. 1,9 Pg C/Jahr, das entspricht ca. 17% der anthropogenen Emissionen (+11 Pg C/Jahr).[5]

Die Begrünung der Erde ist real. Die Biosphäre verzeichnet eine Nettoaufnahme von CO2 von ca. 5,3 Pg C/Jahr, das entspricht ca. 48% der anthropogenen Emissionen (+11 Pg C/Jahr).[5] Die Saisonalität weist die Biosphäre als den Treiber des Suess-Effekts aus.[4]

Die Fraktionierung der C-Isotope bei wichtigen (bio)chemischen und physikalischen Prozessen ist ein gut verstandenes Phänomen. Dieses Phänomen liegt dem Suess-Effekt zugrunde. Qualitativ betrachtet, sind die Effekte Fraktionierungen Ozean/Atmosphäre (Verdünnung von C-13 in der Atmosphäre) und Biosphäre/Atmosphäre (Anreicherung von C-13 in der Atmosphäre) gegenläufig. 

Daten der Vostok – Eisbohrkerne zeigen, das historische Klimaveränderungen initiiert wurden durch Veränderung der Temperatur (Ursache: divers und teilweise unbekannt), was als Konsequenz (Wirkung) eine Veränderung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre zur Folge hatte; die Zeitverzögerung dieser Veränderung beträgt ca. 800 Jahre.[6]

Ende des 18. Jahrhunderts endete die ‘Kleine Eiszeit’ mit der Konsequenz, dass die Erde begann sich zu erwärmen.

Zusammenfassung und Diskussion – Fakten

Über Daten lässt sich nur bedingt streiten, über Fakten dafür umso besser; auch AI eigene Fakten.

Es besteht eine Korrelation zwischen Suess-Effekt und Erderwärmung. Die Korrelation könnte aber zufällig sein, da sie von einem anderen Phänomen überdeckt sein könnte, das parallel stattfindet. Die Interpretationen führen zu konträren Auffassungen, die durch die jeweiligen Gruppen vertreten werden: die Industrielle Revolution führt zur Erderwärmung (aufgrund der Verbrennung fossiler Rohstoffe) oder dem Ende der ‘Kleinen Eiszeit’. Beide Auffassungen sind Fakten.

Suess untersuchte lebendes Holz von etwa 1900 – 1950, und er veröffentlichte seine Entdeckung 1955. Die tatsächlich massiv ausgeweitete Verbrennung fossiler Rohstoffe nahm aber erst globale Ausmaße an, nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Es scheint unwahrscheinlich, dass sein Anteil am Klimawandel 100% beträgt, wie oftmals behauptet wird. Ob der Anteil 100% oder 0% beträgt, hat niemand bisher experimentell gemessen.

Die Prozesse, die dem Suess-Effekt zugrunde liegen, sind mehrere dynamische Prozesse, die alle miteinander im Zusammenhang von Fließgleichgewichten stehen. Die Dimensionen sind unvorstellbar: wie oben bereits erwähnt wird geschätzt, dass die Ozeane 37.057 Gigatonnen CO2  enthalten, das ist 50 mal mehr als in der Atmosphäre. Dagegen verzwergen die anthropogenen Emissionen von 11 Pg C/Jahr. Über 50% dieser Emissionen werden wieder absorbiert in den Ozeanen und der Biosphäre. Diese verschwindend kleine Menge steht im dynamischen Austausch mit den gigantischen CO2-Vorräten der Ozeane und der Biosphäre.

Der Suess-Effekt ist klein, aber selbst die verschwindend kleinen Unterschiede, abhängig von Ort und Zeit, des Verhältnisses von C-13/C-12 sind messbar. Sie stellen wichtige Datenpunkte dar, die erklärt werden müssen. Dazu gehören die gegenläufigen Trends der Fraktionierungsprozesse. Die Erklärungen sind nicht so einfach, wie allgemein suggeriert wird.

Bei der öffentlichen Debatte werden ständig wichtige Aspekte weggelassen, was das Bild (absichtlich?) verzerrt. Der Anteil der Landnutzung wird generell unterschlagen, er spielt aber in vielerlei Hinsicht eine Rolle. Der IPCC quantifiziert (Berechnungen mit grossen Fehlerbalken) den CO2-Anteil, aber das ist zu eingeschränkt gedacht. Die unzähligen Mikroklimata werden direkt durch anthropogene Landnutzung in vielerlei Weise negativ beeinflusst. Diese Fakten werden gerne ignoriert.

Die Daten von Vostok-Eisbohrkernen weisen CO2 als Folge von Klimaveränderungen aus und nicht als Ursache. Dem wird entgegnet, dass sich das seit dem Beginn der Industriellen Revolution geändert hat: die zusätzlichen anthropogenen CO2-Emissionen sind zum neuen Treiber der Erderwärmung geworden.

Eine Anmerkung ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung: neue NASA-Studien beschreiben ein stetige Abnahme der Wolkendecke seit 25 Jahren.[8] Dieses Phänomen ist durch Satellitenmessungen bestätigt. Als Ursache wird die drastische Abnahme der Luftverschmutzung (z. B. Aerosole) diskutiert. Die Folge davon ist eine stetig und global zunehmende Sonnenscheindauer. Das wiederum führt zur Erhöhung der Erdtemperatur. Die Wissenschaftler schreiben diesem Phänomen 80% der Erwärmung der letzten 25 Jahre zu.[8] Das sind Daten und Fakten, die durch die Leitmedien ignoriert werden.

Schlussbemerkungen

Die nähere Betrachtung des allgemein wenig bekannten Suess-Effekts ist ein Paradebeispiel für die Komplexität der Natur. Umso eher ist es geboten, eine öffentliche und kritische Diskussion zu führen: „Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab“, so (Karl Popper) Stattdessen wird öffentlich nur eine Seite der Medaille, nämlich die gewünschte, propagiert.

Wissenschaft hat nichts mit Logik zu tun, in dem Sinne, dass Logik irgendeinen Wahrheitsanspruch hätte. Auch Konsens von Meinungen bei dem brisanten Klimathema hat keinen Wahrheitsanspruch, jedenfalls nicht in der Wissenschaft. Beweise, Logik und Konsens, sind menschengemachte Fakten, denen nur mit öffentlicher und offener Kritik in einer ‚Offenen Gesellschaft[7b] begegnet werden kann, um der eigentlichen Wahrheit tatsächlich näher zu kommen. Dabei sind Daten wichtiger als Fakten.

Es bleibt zu hoffen, dass Jürgen Habermas recht behalten wird, denn der zwanglose Zwang des besseren Arguments sollte eigentlich die Debatten dominieren.

Abkürzungen:

AI = Artificial Intelligence, Künstliche Intelligenz

IPCC = International Panel on Climate Change

AR6 = 6ter Zustandsreport

Pg C/Jahr = Petagramm Kohlenstoff pro Jahr

1 Petagramm =  1 Gigatonne = 1000000000000 Kilogramm 

Die Umrechnung von ‘Menge CO2‘ in ‘Menge C’ erfolgt indem man durch 3,67 teilt, da CO2 noch zwei Sauerstoffatome besitzt.

Quellen:

[1] H. Suess: https://www.science.org/doi/10.1126/science.122.3166.415.b

[2] https://studyflix.de/ingenieurwissenschaften/c14-methode-2117

[3] https://publikum.net/wissenschaftlicher-konsens-ist-ein-oxymoron/

[4] D. Koutsoyiannis:  https://www.mdpi.com/2413-4155/6/1/17

[5] IPCC, AR6 – Seite 700 – Figure 5.12: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/downloads/report/IPCC_AR6_WGI_FullReport.pdf

[6] Vostok ice core: https://euanmearns.com/the-vostok-ice-core-temperature-co2-and-ch4/

[7a] K. Popper ‚The Open Society & Its Enemies’, Seite 490 – 491; [7b] K. Popper ‚The Open Society & Its Enemies’

[8] NASA-Studien: Tägder: https://www.ageu-die-realisten.com/archives/8220/, Tselioudis: https://www.giss.nasa.gov/pubs/abs/ts01400p.html