Kernkraftwerke der Welt 2018

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Im Jahr 2018 haben neun neue Kernkraftwerke den Strombetrieb aufgenommen: sieben in China und zwei in Russland. China hat damit innerhalb eines Jahres so viele Kernkraftwerke wie noch nie in Betrieb genommen. Somit stehen dort neu 45 Kernkraftwerke in Betrieb. Der Anteil der Kernenergie an der chinesischen Stromproduktion stieg von 3,9% auf 4,2%. Hauptlieferant vom Strom ist nach wie vor Kohle mit einem Anteil von rund zwei Dritteln. Sechs Kernkraftwerke, je zwei in Japan und Südkorea sowie je eines in Russland und den USA wurden endgültig stillgelegt. Der zivile Kernkraftwerkpark der Welt umfasste somit beim Jahreswechsel 450 Reaktoren in 31 Ländern. Die installierte Leistung stieg auf knapp 397.100 Megawatt (2017: 391.400 Megawatt). Je ein Neubauprojekt wurde im vergangenen Jahr im Einsteigerland Bangladesch, in Großbritannien, Russland, Südkorea und der Türkei lanciert. Weltweit werden damit 55 Neubauprojekte betrieben[1], darunter 28 Reaktoren der fortgeschrittenen dritten Generation.

 

CHINA:

Im vergangenen Jahr haben fünf Kernkraftwerkseinheiten mit Reaktoren der fortgeschrittenen dritten Generation ihren Betrieb aufgenommen haben. Mit Sanmen-1 hat dies am 21. September 2018 der weltweit erste AP 1000 getan. Auch der zweite AP 1000, Haiyang-1, ist seit September 2018 kommerziell in Betrieb. Sanmen-2, der dritte Reaktor dieses Typs, folgte am 5. November 2018. Der vierte AP 1000, Haiyang-2, ging Mitte Oktober ans Netz und bald nach dem Jahreswechsel in den kommerziellen Betrieb. Am 13. Dezember 2018 nahm der weltweit erste EPR in Taishan-1 die kommerzielle Stromproduktion auf.

JAPAN

Vor 2011 lieferte die 54 Kernkraft rund 30% der japanischen Stromerzeugung. Nach dem Unfall in Fukushima wurden jedoch alle Kernreaktoren des Landes zwecks Durchführung vorgeschriebener Sicherheitsinspektionen und -nachrüstungen außer Betrieb gestellt. Zwischen September 2013 und August 2015 fand keine nukleare Stromzeugung statt. Ein Großteil des Strommangels wurde zwischenzeitlich durch verstärkte Nutzung von Erdgas-Kraftwerken kompensiert.

Fünf Reaktoren – Genkai 3 und 4, Ohi 3 und 4 und Ikata 3 – wurden im Jahr 2018 wieder in Betrieb genommen, wodurch die Gesamtzahl der in Betrieb befindlichen Einheiten auf neun  und die Gesamtkapazität auf 8,7 GWe anstieg [2].

Japans langfristige Energiepolitik fordert, dass der Anteil der Kernkraftwerke bis 2030 20-22% erreichen soll, was die Wiederinbetriebnahme von 30 Reaktoren erfordern würde. Zusätzlich zu den neun von 39 betriebsfähigen Reaktoren Japans, die den Betrieb bereits wieder aufgenommen haben, wurden weitere 16 Reaktoren für den Neustart beantragt [2].

Diese Entwicklung ist deshalb besonders bemerkenswert, weil der Unfall in Fukushima in Deutschland zum Ausstieg aus der Kernenergie führte. Acht deutsche Kernkraftwerke mussten unmittelbar nach dem Unfall stillgelegt werden, das letzte wird in 2022 vom Netz genommen.

 FINNLAND

Die finnische EPR-Einheit Olkiluoto 3 kann sicher betrieben werde. Zu diesem Schluss kommt die finnische Aufsichtsbehörde Stuk nach einer umfassenden Sicherheitsprüfung. Die heißen Funktionstests des Reaktors sind im vergangenen Jahr abgeschlossen worden. Die Inbetriebnahme wurde mit Januar 2020 angekündigt, elf Jahre nach der ursprünglichen Planung.

Olkiluoto EPR, Aufnahme vom April 2016 (Quelle: TVO)

FRANKREICH

Beim EPR in Flamanville beginnen jetzt die heißen Funktionstests. Die Brennelementbeladung des 1650 MWe Druckwasserrektors wird für Ende dieses Jahres erwartet. Der Bau begann im Jahr 2007, der kommerzielle Betrieb war ursprünglich in 2013 vorgesehen.

Eine Qualitätsabweichung beim Schweißen des Haupt-Sekundärsystems des EPR von Flamanville wurde am 21. März vergangenen Jahres während der ersten umfassenden Inspektion festgestellt, eine aufsichtsrechtliche Anforderung vor der Inbetriebnahme des Reaktors. Diese Inspektion beinhaltet eine Überprüfung der Schweißnähte im Primär- und Sekundärsystem und ermöglicht die Festlegung eines anfänglichen Referenzzustands der Anlage, bevor sie in Betrieb geht. Anschließend wurden weitere Abweichungen in Sekundärsystemnähten festgestellt [3].

[1]  Nuklearforum Schweiz, Newsletter Kernpunkte, März 2019

[2]  World Nuclear News, Japan LNG imports fall as nuclear plants restart, 05.03.2019

[3]  World Nuclear News, Flamanville EPR hot tests to start next month, 22.01.2019