Schweden auf gutem Weg zu einem Endlager für verbrauchte Brennelemente

Print Friendly, PDF & Email

Der Gemeinderat von Östhammer sprach sich am 13. Oktober 2020 für das geplante Endlager für abgebrannte Brennelemente am Standort Forsmark aus. Die endgültige Entscheidung obliegt der Schwedischen Regierung. Die im Besitz der Betreiber der schwedischen Kernkraftwerke befindliche Svensk Kärnbränslehantering AB (SKB), die für Standortauswahl, Planung, Errichtung und Betrieb der Endlager in Schweden zuständig ist, hat diese Entscheidung als historisch gewürdigt [1]. Über das Endlagervorhaben berichteten wir vor drei Jahren.

SKB hatte im März 2011 bei der Strahlenschutzbehörde (SSM) Anträge auf Errichtung des ersten Endlagers für Kernbrennstoffe und einer Anlage zur Einkapselung der Brennelemente eingereicht. Die integrierte Anlage – die Einkapselungsanlage und das Zwischenlager Clab – hat die Bezeichnung „Clink“. Der Antrag betrifft die Entsorgung von 6000 eingekapselten Brennelementen mit insgesamt 12.000 Tonnen radioaktivem Abfall in einer Tiefe von etwa 500 Metern. SKB reichte zugleich einen Antrag auf Erweiterung der Lagerkapazität der Clab-Anlage von derzeit 8000 Tonnen Kraftstoff auf 11.000 Tonnen ein.

Eine Darstellung, wie das unterirdische Endlager aussehen könnte (Quelle: SKB)

Die Anträge wurden von der schwedischen Atomaufsicht (SSM) und dem Land- und Umweltgericht (MMD) geprüft. Die SSM hat Fragen der nuklearen Sicherheit und Strahlung in den Einrichtungen gemäß dem Gesetz über nukleare Aktivitäten des Landes geprüft. Die vom Land- und Umweltgericht vorgenommene Überprüfung basierte auf dem Umweltgesetzbuch. Sowohl SSM als auch das Land- und Umweltgericht haben der Regierung im Januar 2018 ihre jeweiligen positiven Stellungnahmen zu den Anträgen von SKB vorgelegt.

Nach dem schwedischen Umweltgesetz muss die Regierung, bevor sie eine endgültige Entscheidung trifft, die Gemeinden Oskarshamn und Östhammar konsultieren, die befugt sind, gegen den Antrag ein Veto einzulegen. Im Juni 2018 stimmte der Gemeinderat in Oskarshamn für den Plan von SKB, die Einkapselungsanlage in der Gemeinde zu errichten. Der Gemeinderat von Östhammar hat nun das geplante Endlager in Forsmark genehmigt.

“Die Entscheidung der Regierung wird der Ausgangspunkt für eines der größten und wichtigsten Umweltschutzprojekte Schwedens sein und Investitionen in Höhe von rund 19 Mrd. SEK (2,2 Mrd. USD) auslösen, wodurch rund 1500 Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden”, heißt es in einer SKB-Verlautbarung.

Der derzeitige Zeitplan der SKB sieht vor, Mitte der 2020er Jahre mit dem Bau des Endlagers für verbrauchte Brennelemente und der Einkapselungsanlage zu beginnen. Die Fertigstellung wird etwa zehn Jahre dauern.

In der Fachinfo der Kerntechnischen Gesellschaft vom 14.10.2020 heißt es zur obigen Entscheidung: „Nach dem finnischen Beispiel zeigt auch das schwedische Endlagerprojekt, dass in einem demokratischen und freiheitlichen Staat eine einvernehmliche Lösung der nuklearen Entsorgung erreichbar ist. Dies ist umso bemerkenswerter, als in einem ersten frühen Anlauf in Schweden ab 1977 auch dort ein Suchverfahren zunächst an erheblichen lokalen Widerständen gescheitert ist. Allerdings führte das aber nicht zu einem allgemeinen Vertrauensverlust oder einem generellen Unwillen von Gemeinden oder Bevölkerung, an der nuklearen Entsorgung konstruktiv mitzuwirken.“

 

[1] World Nuclear News, „Swedish municipality gives approval for fuel repository”, 14.10.2020