Sorge um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft

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Die Kreishandwerkerschaft Leipzig hat in einem offenen Brief *) an Bundeskanzler Scholz und Ministerpräsident Kretschmer ihre Sorgen zur gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Lage in Deutschland dargestellt. Die Ausführungen im Brief beschreiben die Folgen einer verfehlten, ideologiebehafteten Energiepolitik, Folgen, wie sie vom Handwerk und der Bevölkerung wahrgenommen werden.

“Die Unterzeichner dieses Briefes eint die Sorge um den sozialen Frieden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in ihrer Heimat. Ausgelöst wird diese Sorge durch Entscheidungen, die den klimapolitischen Umbau unserer Gesellschaft forcieren und die außenpolitischen Reaktionen auf den Krieg in der Ukraine. Wir befürchten erheblichen Schaden für unser Land. Wir befürchten insbesondere, dass der Lebensstandard, den sich die Generationen seit dem zweiten Weltkrieg in Ost und West erarbeitet haben, in kürzester Zeit aufs Spiel gesetzt wird.

Handwerk ist innovativ, familiär, systemrelevant und regional. Handwerk verlagert keine Produktion ins Ausland. Handwerk ist immer da, in urbanen Zentren und auf dem Land. Handwerk, das sind Unternehmer und Arbeitnehmer vor Ort. Beim Handwerk laufen viele Fäden zusammen, ob mit Corona oder ohne. Das Ehrenamt in Sportvereinen, Freiwilligen Feuerwehren oder Kirchenvorständen funktioniert nicht ohne das Handwerk.

Diese Attribute sind alle in Gefahr, wenn die politischen Entscheidungsträger des Landes den gegenwärtigen Kurs fortsetzen. Einen Kurs, der in unserem Land zu- nehmend polarisiert, der Stadt und ländlichen Raum gegeneinander aufbringt. Einen Kurs, der den Ausstieg aus der Energieerzeugung mit heimischen Brennstoffen und der Kernenergie besiegeln will, ohne dass zuverlässige und bezahlbare Alternativen vorhanden sind. Einen Kurs, bei dem unsere Abhängigkeit von nur im Ausland verfügbaren Energieträgern offenbar jahrelang ignoriert wurde. Einen Kurs, der durch Zuspitzung und Konfrontation bei vielen Menschen in unserem Land eine spürbare Kriegsangst auslöst.

Die innenpolitischen Folgen dieses Kurses sollen mit Geld und noch mehr Geld ge- heilt werden. Geld, welches Leistungsträger erst einmal erarbeiten müssen, bevor es umverteilt werden kann. Diesen Leistungsträgern werden jedoch die Grundlagen für ein sinnvolles und kontinuierliches Wirtschaften nach und nach entzogen.

Vieles, was in den letzten Jahren in Deutschland entschieden wurde, ist nicht zu Ende gedacht. Politische Bühnenbilder ersetzen in vielen Fällen sachliche und durchdachte Konzepte.
Aus diesen Gründen sorgen wir uns sehr um die Lebensumstände unserer Kinder, Enkel, aller zukünftigen Generationen und nicht zuletzt um unser Handwerk.

Wir fordern Sie auf, diesen Weg in die Sackgasse unverzüglich zu verlassen! Denken Sie die Dinge vom Ende her! Unterlassen Sie außenpolitische Provokationen, die uns als rohstoffarmes Land und globalisierte Volkswirtschaft schaden! Setzen Sie auf die Technologien, die wir beherrschen, die uns versorgen und ernähren! Lassen Sie den Leistungsträgern Luft zum Atmen!

Kein Krieg, kein Embargo, zurück zu unseren Wurzeln, die in den letzten Jahrzehn- ten unsere Lebensgrundlagen gesichert haben!

Ohne eine Umkehr zum realpolitischen Machbaren und Verantwortbaren wird unsere Gesellschaft auseinanderdriften. Leistungsträger werden aufhören, Leistungen zu erbringen. Bedürftige werden beginnen, ihre Ansprüche auf der Straße zu artikulieren. Und es wird keinen Kitt mehr geben, der diese Gesellschaft zusammenhalten kann.”

*) https://www.handwerk-pro-leipzig.de/news/1/749467/nachrichten/offener-obermeisterbrief-an- den-bundeskanzler-und-ministerpr%C3%A4sidenten-von-sachsen.html