Japan nimmt stufenweise weitere Kernreaktoren in Betrieb

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Japan will wieder weitere Kernreaktoren ans Netz bringen. Die Regierung von Ministerpräsident Fumio Kishida erwägt neben einer Verlängerung der Laufzeiten der bestehenden KKW auf mehr als 60 Jahre auch die Entwicklung und den Bau von Kernkraftwerken der nächsten Generation. Bis zum Ende des Jahres wolle man diesbezüglich zu einem Ergebnis kommen, wie Kishida am Mittwoch ankündigte.  Er und das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie fordern die Entwicklung von sicheren Reaktoren, deren Bau dann in den 2030er Jahren beginnen könnte. Dies wäre eine deutliche Abkehr von der bisherigen Linie Japans, keine zusätzlichen Kernkraftwerke zu bauen. Dies ist auch insofern bemerkenswert, da es auch in Japan Einwände gegen die Kernenergie gibt.

Dem Land fehlen bei der Energieversorgung schlichtweg die Alternativen. Die Situation dort ist der in Deutschland nicht unähnlich.

Regierungschef Fumio Kishida argumentiert mit den energiewirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges. Die Deutschen halten dagegen angsterfüllt und rigoros an der einst im Fukushima-Schock getroffenen Ausstiegs-Entscheidung fest.

Nach der durch einen Tsunamie ausgelösten Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 schaltete Japan damals seine sämtlichen 54 Kernreaktoren ab. 21 davon auf Dauer. Von den restlichen 33 Reaktoren haben die Stromkonzerne für 25 Anlagen eine neue Betriebsgenehmigung beantragt und diese für 17 Reaktoren erhalten, wie der Zürcher Zeitung [1] zu entnehmen war.

Aktuell sind 6 Reaktoren am Netz. Bis Ende dieses Jahres sollen sich 10 Reaktoren am Netz befinden und weitere 7 Anlagen bis zum Sommer 2023.

Diese Maßnahme würde Japan dabei kurz- und mittelfristig helfen, seine Abhängigkeit von Energieimporten und das Risiko von Stromausfällen zu verringern. Das Land importiert zwar weniger als 10 Prozent seines Flüssiggasbedarfs aus Russland. Aber zum einen treibt das globale Wettbieten die Gaspreise drastisch in die Höhe. Zum anderen reichte die Kapazität der bestehenden Kraftwerke während einer Hitzewelle im Frühsommer in mehreren Metropolen nur dank Stromeinsparungen von Unternehmen und Bürgern aus.

Die bisherige Klimastrategie sieht vor, bis 2050 den Anteil von regenerativen Energien von derzeit 20 auf 60 Prozent zu verdreifachen. Wasserstoff und Ammoniak sollen weitere 10 Prozent zum Energiemix beitragen, den Rest Kern- und thermische Kraftwerke. Je mehr Kernenergie Japan dabei zur Verfügung hat, umso geringer wird dann der Anteil von Kohle- und Gaskraftwerken.

 

[1] https://www.nzz.ch/wirtschaft/nukleare-renaissance-japans-regierung-will-neue-atomkraftwerke-entwickeln-und-bauen-ld.1699728