Stromversorgungsengpass in Frankreich

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Die gesicherte Stromversorgung in Frankreich bereitet gegenwärtig Sorgen. Nur gut die Hälfte der französischen Kernkraftwerksleistung stand im Dezember 2022 zur Verfügung. Grund für die Versorgungsengpässe, die insbesondere im Januar erwartet werden, ist die verzögerte Wartung vieler Reaktoren. Das neue Kernkraftwerk in Flamanville soll erst 2024 ans Netz gehen, ein weiteres Jahr später als geplant.

Frankreich probt derzeit den Ernstfall, heißt es in den Medien. Die Bevölkerung müsse sich deshalb auf die Unterbrechung der Versorgung von jeweils zwei Stunden vorbereiten. Es soll sich um lokale Stromausfälle handeln, die kleine Gebiete und nicht ganze Städte oder ein komplettes Département betreffen.

Frankreich muss von den europäischen Partnern Elektrizität einkaufen, darunter vor allem von Deutschland und Belgien, aber auch von Spanien und Großbritannien. Mit Deutschland hat Frankreich gerade ein Solidaritätsabkommen getroffen. Deutschland liefert Strom an Frankreich, Frankreich Gas an Deutschland.

Strom, der in den Wintermonaten in Deutschland zu über 90 % mittels Kohle, Gas und (noch) Kernenergie erzeugt wird, weil den Windenergieanlagen die Puste ausgegangen ist. Aber genau diese Kraftwerke sollen bis 2030 abgeschafft werden, wobei mit der Kernenergie bereits ab 16.4.2023 Schluss sein soll. Die Stromversorgung aus Deutschland ist somit auf Dauer kein Garant. Normalerweise haben französische Kernkraftwerke Deutschland mit Strom versorgt.

Die angespannte Stromlage in Frankreich kommt nicht von ungefähr und ist zum Teil hausgemacht. Unter dem Präsidenten Françoise Hollande sollte das „Flaggschiff“ der Stromversorgung verkleinert und durch Windenergieanlagen ersetzt werden. Eine halbherzige Kernenergiepolitik wurde verfolgt, die erst durch Präsident Emanuel Macron beendet wurde.

Bei der neuesten Baureihe der Reaktoren traten an 12 Anlagen Spannungskorrosionsrisse an Primärkreisanschlüssen auf. Unschön aber heilbar: Die Fehlstellen werden ausgeschliffen und neu verschweißt. Aber in dieser massierten Form und im Zeittakt mit der Instandhaltungs-Bugwelle aus Corona-Zeiten wurde es schwierig. Plötzlich fehlten hinreichend qualifizierte Schweißer. Dann kam noch ein Streik hinzu. Inzwischen helfen Schweißer aus den USA und Kanada aus.

18 der 56 Kernrektoren waren im Dezember 2022 noch für Wartungs- und Reparaturarbeiten abgeschaltet. Die 38 betriebenen Reaktoren lieferten 38,4 GW (62,6 %) der installierten Leistung von 61,4 GW. Im französischen Energiemix werden rund 74 % des Stroms in Kernkraftwerken erzeugt, dazu (in gerundeten Angaben) 2 % aus Kohle, 7 % aus Erdgas, 10 % aus Wasserkraft, 4 % aus Windenergie, 2 % aus Sonne und 1 % aus Biomasse.

Quelle: Wikipedia

ACHGUT zitierte im Dezember 2022 Manfred Haferburg*):

„Aber eines ist ziemlich sicher. Frankreich wird in diesem Winter Deutschland nur wenig mit Atomstrom aushelfen können. Dies kann besonders in Süddeutschland zu „stundenhaften Strom-Mangellagen“ (Habeck) führen. Vielleicht hätte sich Bundeswirtschaftsminister Habeck mit dem Umweltministerium in Baden-Württemberg abstimmen sollen, bevor er am 8. Dezember verkündete: „Die Verfügbarkeit von Energie für die elektrische Stromerzeugung ist für diesen Winter gesichert“. Blackout-Szenarien seien nicht zu befürchten. Deutschland sei sogar in der Lage, Frankreich mit Strom auszuhelfen. Am besten, Habeck teilt dies mal den Beamten vom Umweltministerium im grünen Ländle mit.“

Wobei Haferburg sich auf einen vertraulichen internen Vermerk aus dem baden-württembergischen Umweltministerium vom 2. Dezember 2022 bezieht, der an die „Bild“ durchgestochen wurde.

Nachtrag:

Laut Meldung der ouest-france vom 15.1.2023 sind aktuell 12 Reaktoren abgeschaltet, verglichen mit mehr als 30 Reaktoren am Ende des Sommers. In Frankreich sind demnach 44 Reaktoren von insgesamt 56 in Betrieb.

 

*)https://www.achgut.com/artikel/wer_ist_schuld_wenn_die_lichter_ausgehen