‘Die Energiewende’ – Vorreiter oder Geisterfahrer?

Von Dr. Jürgen Schulz, 28.6.2024 

Der Norweger Jan Emblemsvåg veröffentlichte im Mai 2024 im ‘International Journal of Sustainable Energy’ eine ausführliche Studie über die deutsche Energiewende [1]. Die historischen Wurzeln für diese Energiepolitik sind in der deutschen Anti Kernkraft Bewegung der 70er und 80er Jahre verankert. Die Ziele der Bundesregierung sind klar formuliert: ‘Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Bis 2030 soll sich der Anteil der Erneuerbaren Energien fast verdoppeln – ausgehend vom Jahr 2021. Dafür muss sich die Ausbaugeschwindigkeit sogar verdreifachen [2]. Das Bundesverfassungsgericht hat am 29. April 2021 Klimaschutz sogar zum deutschen Staatsziel erklärt [3a, b].

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Zunahme der Stromimporte: Ein Zeichen für Strommangel?

Die Stromerzeugung allein auf der Basis von Wind und Sonne (Ökostrom) ist unter Beibehaltung des Klimazieles und der Versorgungssicherheit in den nächsten Jahren nicht möglich. Der Ökostrom bedarf zur Sicherstellung der Stromversorgung einer grundlastfähigen Energiequelle in der Größenordnung von ca. 40 GW, wozu Wind und Sonne – auch bei weiterem Ausbau – wegen Dunkelflauten logischerweise nicht in der Lage sind.

Überdies kommt noch hinzu, dass wegen der Elektrifizierung der Industrie und des Verkehrs gigantische Mengen Strom zusätzlich zum gegenwärtigen Bedarf gebraucht werden.

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Analyse des Bundes zur Strom-Versorgungssicherheit: Ein Blendwerk

Anhand von 15 Indikatoren untersucht das Beratungsunternehmen McKinsey seit 2012 halbjährlich den Status der Zielentwicklung, entlang der drei Dimensionen des energiewirtschaftlichen Dreiecks: Klima- und Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Zuletzt berichteten wir im September 2019 um den Status der Zielentwicklung. Konkret geht es um die Frage, wie realistisch es ist, dass die für 2030 gesteckten Ziele erreicht werden.

Wie die neueste Analyse [1] im Frühjahr 2023 zeigt, gerät die „historisch stabile Stromversorgung in Deutschland unter Spannung: Die verfügbare Leistung zu Spitzenlastzeiten sinkt durch den Plan, aus Kernkraft und aus allen fossilen Energien auszusteigen, von heute 99 GW auf 90 GW im Jahr 2030. Und dies bei insgesamt steigender Spitzenlast, die 2030 auf bis zu 120 GW ansteigt. Damit droht eine Stromlücke von bis zu 30 GW im Jahr 2030 – dies entspricht umgerechnet etwa 30 thermischen Großkraftwerken“.

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Stromversorgungsengpass in Frankreich

Die gesicherte Stromversorgung in Frankreich bereitet gegenwärtig Sorgen. Nur gut die Hälfte der französischen Kernkraftwerksleistung stand im Dezember 2022 zur Verfügung. Grund für die Versorgungsengpässe, die insbesondere im Januar erwartet werden, ist die verzögerte Wartung vieler Reaktoren. Das neue Kernkraftwerk in Flamanville soll erst 2024 ans Netz gehen, ein weiteres Jahr später als geplant.

Frankreich probt derzeit den Ernstfall, heißt es in den Medien. Die Bevölkerung müsse sich deshalb auf die Unterbrechung der Versorgung von jeweils zwei Stunden vorbereiten. Es soll sich um lokale Stromausfälle handeln, die kleine Gebiete und nicht ganze Städte oder ein komplettes Département betreffen.

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