Ein revolutioniertes Verfahren der Schiefergas-Förderung

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Seit der Unterbrechung des Gasimportes aus Russland besteht in Deutschland das Risiko des Gasmangels. Ein akuter Mangel konnte seither durch Import von Flüssiggas unter anderem aus den USA verhindert werden. Bei diesem Gas handelt es sich um Schiefergas oder auch als Fracking-Gas bezeichnet, das mit Schiffen angeliefert wird.

In der aktuellen Lagebewertung heißt es auf der Webseite der Bundesnetzagentur

  1. Die Gasversorgung in Deutschland ist stabil. Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet. Die Bundesnetzagentur schätzt die Gefahr einer angespannten Gasversorgung im Augenblick als gering ein. Ein sparsamer Gasverbrauch bleibt dennoch wichtig.
  2. Um die Gasversorgung für den kommenden Winter zu sichern, muss bis zum 1. Oktober 2024 ein Speicherfüllstand von 85 % erreicht werden.

In Deutschland bestände kein Risiko ausreichender Gasversorgung, wenn die Bundesregierung bereit wäre, die im Lande vorhandenen mächtigen Gasvorkommen zu fördern und zu nutzen.  Das mit dem Fracking-Verfahren zu fördernde Gas ist in Deutschland gesetzlich untersagt. Wir berichten hier, hier, und hier darüber.

Das Fracking-Verfahren in Deutschland zu verbieten, gleichwohl Fracking-Gas zu importieren, ist eine nicht nachvollziehbare politische Logik.

In einem Interview der Weltwoche [1] mit dem amerikanischen Pionier der Schiefergasrevolution Harold Hamm, wird das Fracking-Verfahren erläutert, das sich auch in den USA gegen Kritik durchsetzen musste. Nachfolgend ein Auszug aus dem Interview:

Weltwoche: Mr. Hamm, Sie haben Amerika von der Energieknappheit zur Energieunabhängigkeit geführt. Wie sind Sie zum Revolutionär im Öl- und Gasgeschäft geworden?

Harold Hamm: Es hat alles in den Feldern von Oklahoma, meiner Heimat, begonnen. Viele der Unternehmen, die ich aufgebaut und geleitet habe, waren Dienstleistungsunternehmen rund um die Ölfelder, vom Bohren bis zum Abtransport mit Lastwagen. Sukzessive bauten wir unsere Kapazitäten aus. Wir gründeten eine Firma namens Trend Drilling Company und führten damit Vertragsbohrungen für viele verschiedene Unternehmen durch. Wir haben uns auf die Kunst des Bohrens spezialisiert.

Weltwoche: Woraus besteht diese Kunst?

Hamm: Als der Wert des Produkts, insbesondere des Erdgases, stieg, begannen wir damit, Bohrungen unterhalb von Städten durchzuführen, wo ungenutzte Gasvorräte lagerten, die aufgrund der schwer erreichbaren Lage nicht erschlossen worden waren. Wir haben mehrere Bohrungen unter Oklahoma City und in Chickasha durchgeführt. Wir machten sechzehn Bohrungen unterhalb der Stadt Enid, Oklahoma, und im Alamo-Gasfeld in Texas. Damals arbeiteten wir mit rudimentären Bohrmethoden wie «Side-Cracking». Dabei stellten wir fest, dass wir viel mehr Rohstoff fördern konnten, wenn wir genau horizontal entlang den Gesteinsschichten anstatt senkrecht in den Boden bohrten.

Weltwoche: Sie waren einer der Pioniere dieser Horizontalbohrung. Inwiefern hat sich diese Technik im Vergleich zur konventionellen Vertikalbohrung zu einem Gamechanger entwickelt?

Hamm: Nehmen wir eine Formation mit einer Dicke von zwölf Fuß: Wird sie vertikal gebohrt, ist der Ertrag um ein Vielfaches geringer, als wenn wir horizontal bohren. Horizontal können wir eine Meile entlang der Gesteinsformation vorstoßen. So rechnet sich der Ertrag plötzlich zwölf Fuß mal eine Meile. Die Horizontalbohrung war ein absoluter Wendepunkt. Sie öffnete die Tür zu ganz neuen Reservoirs. Den Felsen, den wir zuerst bohrten, nannten wir «Generation One Rock». Es handelt sich um dichtes Gestein, das bei horizontalen Bohrungen wunderbar erschließbar ist. Heute arbeiten wir mit Gesteinen der dritten Generation, die normalerweise auch bei horizontalen Bohrungen schwer zu durchdringen sind. Doch mit der richtigen Simulationstechnik bringen wir die fossilen Energieträger tatsächlich ans Tageslicht. Dieses Gestein enthält viele Tone und andere Mineralien, die normalerweise die Durchlässigkeit blockieren würden. Heute sind wir in der Lage, eine Menge von diesem Gestein zu durchdringen, und wir werden immer besser darin.

Weltwoche: Die Technik der Horizontalbohrung, die Sie anwenden, ist im Volksmund bekannt als «Fracking». Sie verwenden diesen Begriff nicht gerne. Warum?

Hamm: Die Industrie hat diesen Begriff sicherlich nie verwendet. Er wurde der Branche von einem Autor aufgezwungen, der ein Buch mit dem Titel «The Frackers» geschrieben hat (Greg Zuckerman: «The Frackers. The Outrageous Inside Story of the New Billionaire Wildcatters», 2013). Der Begriff ist tatsächlich aus dem Zusammenhang gerissen und beschreibt überhaupt nicht, was wir tun.

Weltwoche: Der Widerstand gegen Fracking ist weit verbreitet. Kritiker warnen vor Gefahren durch kleine Erdbeben oder Wasserverschmutzung. Zu den vielen prominenten Oppositionellen gehört der Country-Musik-Star Willie Nelson. Er sagt: «Es ist schlecht für das Land, schlecht für die Bauern, schlecht für den Boden. Es ist einfach rundum eine schlechte Idee.» Was sagen Sie dazu?

Hamm: Manche Leute sind aus ideologischen Gründen gegen fossile Brennstoffe, und sie waren von Anfang an gegen Horizontalbohrung. Bei dem Streit geht es vor allem um politische Macht, denn die meisten Öl- und Gasproduzenten sind Geschäftsleute und konservativ. Wenn man in der Wirtschaft tätig ist, schreibt man Gehaltsabrechnungen, stellt Leute ein, ist also normalerweise ziemlich konservativ in seinem Ansatz. Viele Leute wünschen, dass diese Unternehmer vom Erdboden verschwinden. Doch plötzlich hat die Horizontalbohrung alle Türen aufgestoßen. Plötzlich haben diese Ideologen, die dachten, wir würden verschwinden, gemerkt, dass wir das nicht tun. Wir sind hier und werden für immer bleiben.

Weltwoche: Wollen Sie damit sagen, dass die Kritik politisch motiviert ist?

Hamm: Die meiste schon. Es geht um politische Macht. Plötzlich wehrten sie sich auf unterschiedlichste Weise. Sie erwähnten die Tatsache, dass ich eine Abneigung gegenüber Leuten habe, die uns «Frackers» nennen. «Fracking» ist ein F-Wort, und man hat es gezielt gegen uns verwendet. Dieser Typ, der das Buch geschrieben hat, arbeitete als Reporter für das Wall Street Journal. Er kam zu uns unter dem Vorwand, einen Artikel für das Journal zu schreiben. Wir sprachen ein wenig, und wir stellten fest, dass er in Wirklichkeit für ein Buch recherchierte. «The Frackers» verkaufte sich sehr gut. Leider hat der Autor über jeden in unserer Branche schlecht geredet. Außer über mich. Ich war der Einzige, den sie wirklich halbwegs anständig behandelten.

[1] https://weltwoche.de/story/erdgas-im-ueberfluss/