Der andere Klimaschock

Am 11.März 2025 schrieb die WELT-Autorin Anna Schneider einen Artikel mit dem Titel „Noch bitterer ist das für die Unionswähler“ über die für die CDU zur Vorbereitung einer Koalition verhandelnden Personen, speziell natürlich über den Kanzlerkandidaten Friedrich Merz.

Nur wenige Tage danach kann man nun das inzwischen erreichte maximale Bitternis-Konzentrat beschreiben.

Es ging dabei in den Gesprächen mit der Parteiführung der GRÜNEN vor allem um die stärkere Berücksichtigung der deutschen Klimaschutzmaßnahmen. Friedrich Merz hatte ja bereits vor den Verhandlungen angekündigt „Wir werden natürlich Maßnahmen zum Klimaschutz aufnehmen“. Das hatten die GRÜNEN gut verstanden und ihre entsprechenden Forderungen aufgestockt.  Merz hatte zuletzt im Bundestag geradezu verzweifelt ausgerufen „Wieviel wollen Sie denn noch?“ Was dann folgte, erfuhr man in den Medien: Dort wurden zwei von Merz & Kollegen akzeptierte Forderungen ihrer Gesprächspartner mitgeteilt: Ein riesiger Aufwuchs um mehrere hundert Milliarden Euro für den Klimaschutz deutscher Art – vor allem wohl Windräder – und damit nicht genug, die Erweiterung des Grundgesetzes um ein „“neues Sondervermögen für zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur und zur Erreichung der Klimaneutralität (Art. 143h GG-Entwurf)“ [1].
Diese Grundgesetzerweiterung würde für eine enorme Anzahl von Prozessen Tür und Tor öffnen, weil dann jede behördliche Entscheidung, dass zum Beispiel die Waldzerstörung durch eine breite Schneise für den Bau einer Windkraftanlage untersagt wird, zu einer Klage wegen des Verstoßes gegen das Grundgesetz und damit zu einem Gerichtsprozess führen wird, um nur ein Beispiel zu nennen. Jedes Produkt müsste auf Klimaneutralität bei seiner Herstellung geprüft werden.

Wenn man Kanzler werden möchte, muss man aber wohl über bestimmte Stöckchen springen können.

Die tatsächliche Bedeutung des Klimaproblems ist nicht schwer zu verstehen:

Ein weniger um seine Karriere besorgter Politiker hätte vielleicht vorher auf einem Bierdeckel eine einfache Rechenaufgabe lösen müssen: Links steht die Zahl 1,8 und rechts die Zahl 98,2. Die mit Grundschul-Mathe zu klärende Aufgabe lautet: Welche Zahl ist die größere?

Er hätte herausgefunden, dass 98,2 die größere ist. 98,2 Prozent beträgt der Anteil der Welt – außer Deutschland – am globalen Kohlendioxid (CO2) -Ausstoß. Somit bleiben 1,8 Prozent für Deutschland. Allein für China sind es 32 Prozent. Deutschlands Bemühung um eine milliardenteure Verringerung seines CO2-Anteils um weitere 0,1 Prozent – was inzwischen unerreichbar geworden scheint – kollidiert leider mit Chinas Plan, in diesem Jahre 100 neue Kohlekraftwerke zu bauen. Bislang waren es jährlich immer nur 50.

Das führt dazu, dass allein Chinas steigende CO2-Emissionen die gesamten deutschen Einsparungen in wenigen Wochen übersteigen.

Der ebenfalls recht große Staat USA hat soeben das Pariser Klimaabkommen gekündigt – wie schon zuvor einmal. Unter Herrn Trump. Auch die USA setzen weiter auf Fossilenergie: „Drill, baby, drill.“

Der dänische Statistiker Prof. Björn Lomborg hat eine weitere Rechnung veröffentlicht: Auf der Grundlage der Globaltemperatur-Berechnungmethode des UN-gegründeten Weltklimarats IPCC kam Lomborg zu dem Ergebnis, dass durch die deutschen Klimaschutzmaßnahmen die Klimakatastrophe nur um einige Tage in die Zukunft hinausgeschoben wird.

Der Beitrag Deutschlands ist immerhin nicht Null. Reicht es für die die Weltrettung?

Das behauptet inzwischen niemand mehr. Stattdessen wird aber allen Ernstes die Erwartung verkündet, dass die übrigen Staaten dieses Planeten an uns ein Beispiel daran nehmen können, bzw. sollten. Das deutsche Vorbild scheint aber nicht überzeugend genug zu sein, siehe China und die USA. Aber auch bei einem anderen Energiethema will uns keiner folgen: Ringsum sehen wir einen geradezu spektakulären Zubau der Kernkraft. Auch Frankreich, das bereits 56 (!) Reaktoren betreibt, baut weiter aus. Damit heizen die Franzosen preiswert. Deutschland ist außer Österreich das einzige Land in der EU, das weiterhin auf den Kernenergie-Verzicht beharrt. Nicht einmal die Erforschung neuer Reaktorgenerationen darf betrieben werden.

Bei allen diesen anscheinend neuen Entwicklungen sollten vielleicht gerade Politiker einige Lektionen aus der Vergangenheit wieder ins Gedächtnis zurückholen:

Da gibt es zum Beispiel den umfangreichen 231 Seiten starken „Minority Report“ des US-Senats von 2008. Hans J. Labohm*) berichtete darüber im Dezember 2008 [2]. In diesem Report wurden die kritischen Aussagen und Bewertungen von über 650 prominenten internationalen Wissenschaftlern beschrieben, die sich gegen die vom UN-Klima-Rat IPCC verbreiteten Behauptungen über den angeblich vom Menschen verursachten Klimawandel (AGW genannt) gewandt hatten. Diese Anzahl ist 12-mal größer als die der 52 Wissenschaftler, die die von den Medien 2007 hochgejubelte „Zusammenfassung für Politiker“ des IPCC verfasst hatten. Es gibt eine weitere Liste von 31.000 Wissenschaftlern, die sich öffentlich von der Hypothese des menschengemachten Klimawandels (AGW) distanziert haben.

Am Ende seines Artikels nannte Labohm einen weiteren Grund dafür, weshalb diese Wissenschaftler diese Hypothese ablehnten: Diese Listen sollten ein für allemal das so oft in den Medien verbreitete Märchen von den angeblich vielen Wissenschaftlern beenden, die zugestimmt hätten, weshalb „die Wissenschaft abgeschlossen“ (settled) sei. Das basiere nicht auf Tatsachen.

[1] Die Welt, „Staatsziel Klimaneutralität? Mitnichten!“ von Philipp Amthor, 17.03.2025

[2] Über den Minority-Report des US-Senats berichtete Hans J. Labohm im Dezember 2008; er bezog sich dabei auf A.J.Voortman, der am 12.12.2008 den o.e. Senatsbericht ausgewertet hatte.

*) H.J. Labohm (NL) ist ein unabhängiger Ökonom und auf Klimafragen spezialisierter  Publizist und einer der offiziellen Gutachter des interstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel – des Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) der UN.