Es gibt sie erfreulicherweise noch, die ehrlichen und weitblickenden Politiker. Der britische Ex-Premier Tony Blair kritisiert die „irrationale“ Energie- und Klimapolitik der britischen Labourpartei. Die Frankfurter allgemeine Zeitung berichtete am 3.Mai darüber.
Tony Blair hat sich mit einer Kritik an einer „irrationalen“ Klimapolitik zu Wort gemeldet, die den aktuellen Labour-Regierungschef Keir Starmer in die Bredouille bringt. Die Wähler hätten das Gefühl, „dass sie zu finanziellen Opfern und Änderungen ihres Lebensstils aufgefordert werden, obwohl sie wissen, dass die Auswirkungen auf die globalen Emissionen minimal sind“, schrieb Blair in einem Bericht des Tony Blair Institute. Er warnte, dass die Wähler sich deshalb vom Ziel der Klimaneutralität („Net Zero“) abwenden könnten. Trotz hoher Investitionen in erneuerbare Energien funktioniere der gegenwärtige Kurs nicht.
Statt auf einem Pfad zu beharren, der zu steigenden Kosten führe und zunehmend auf Widerstände im Volk stoße, fordert er eine pragmatische Politik, die mehr auf den Einsatz von Technologie setzt, um dem Klimawandel zu begegnen. Blair empfiehlt unterirdische Kohlenstofflagerung und den vermehrten Einsatz von Kernkraftwerken. „Nuklearenergie wird ein wesentlicher Teil der Antwort sein“, schreibt Blair. Die größten zusätzlichen CO2-Emissionen kämen künftig hauptsächlich aus Schwellen- und Entwicklungsländern, die in die Entwicklung ihres Wohlstands investieren wollen, auch wenn es dagegen „grüne“ Bedenken gebe. Daher resultiere ein Rückschlag gegen die Bemühungen, CO2-Emissionen zu reduzieren.
Westliche Politiker müssten ehrlich eingestehen, „der gegenwärtige Ansatz funktioniert nicht“, findet Blair. Obwohl die erneuerbaren Energien in den letzten 15 Jahren explosionsartig zugenommen hätten und obwohl es mehr Elektrofahrzeuge gebe, steige die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen. China habe allein im Jahr 2024 den Bau von 95 Gigawatt neuen Kohlekraftwerken begonnen. Indien habe mehr als eine Milliarde Tonnen Kohle gefördert. Zunehmende Urbanisierung verstärke die Nachfrage nach Stahl und Zement, die mit hohem Energieaufwand hergestellt werden. Afrikas Bevölkerung werde sich in den nächsten Jahren bis 2030 verdoppeln, auch das treibe die Nachfrage nach mehr Energie und den Ressourcenverbrauch.
Das seien „die unbequemen Tatsachen“, die bedeuteten, dass jede Strategie eines kurzfristigen Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen oder der Begrenzung des Verbrauchs zum Scheitern verurteilt sei. Stattdessen plädiert Blair für Investitionen in neue Technik, um das Ruder noch herumzureißen. Konkret hofft er auf Kernfusion, nachhaltigen Flugzeugtreibstoff, „grünen“ Stahl und emissionsarme Zementproduktion an. Besonders empfiehlt er die Technik der unterirdischen CO2-Lagerung, genannt Carbon Capture and Storage (CCS). Außerdem betont er, dass die Kernenergie einen wichtigen Beitrag leisten solle. „Die neue Generation kleiner modularer Reaktoren bietet Hoffnung auf eine Renaissance der Kernenergie, aber sie muss in die Energiepolitik integriert werden.“
Die Briten haben – wie hier, hier berichtet – erhebliche Problem mit der Klima- und Energiepolitik ihres Landes. „Die Öffentlichkeit wurde über die Kosten und Folgen von Net Zero in die Irre geführt. Veröffentlichte offizielle Analysen berücksichtigten Perioden mit langanhaltenden Windflauten nicht angemessen mit der Folge, dass die im Jahr 2050 benötigte Menge an Stromerzeugung und -speicherung nicht korrekt berechnet wurde“ heißt es bei “Netzerowatch.com“, einer britischen Agentur der GWPF, die sich seit langem mit kritischen Aussagen über die Netto-Null-Politik in Großbritannien äußert. Der „Climate Change Act“ sei eine politische Zwangsjacke (straitjacket), eine Vorschrift für den Einsatz von Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen und zu strengen Umweltstandards, die die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher einschränkt. Die Strompreise werden wahrscheinlich weiter steigen, ein Ergebnis, auf das die Branche der erneuerbaren Energien zu setzen scheint, weil Subventionen weiter fließen werden.