Fusionsaktionsplan der Bundesregierung

Fusion eines Tritium- und eines Deuteriumatoms zu einem Heliumatom unter Abgabe von Energie 

Die Bundesregierung betrachtet die Fusionsenergie*) als wichtigen Bestandteil des Strommixes. Im Koalitionsvertrag haben die Koalitionspartner darum festgehalten: „Wir wollen die Fusionsforschung stärker fördern. Unser Ziel ist: Der erste Fusionsreaktor der Welt soll in Deutschland stehen.“ Auf dem Weg dahin seien noch erhebliche technologische Herausforderungen zu überwinden.

Das Bundeskabinett hat deshalb nun am 1. Oktober 2025 den Aktionsplan „Deutschland auf dem Weg zum Fusionskraftwerk“ beschlossen. Er stellt Maßnahmen zusammen, um die Weichen für ein Fusionskraftwerk in Deutschland zu stellen und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen [1].

Der Aktionsplan sieht acht Maßnahmenbereiche vor, Stärkung der Forschungsförderung, Aufbau eines Fusionsökosystems, Errichtung von Forschungsinfrastrukturen und Technologiedemonstratoren, Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, Einbindung der Öffentlichkeit, Regulierung der Kernfusion im Strahlenschutz, Schutz geistigen Eigentums und Standardisierung sowie strategische internationale Kooperation.

Fördermittel

Die Forschungsförderung soll für die kommenden vier Jahre deutlich um ca. 1,7 Milliarden Euro aufgestockt werden, so dass bis einschließlich 2029 etwa 2,4 Milliarden Euro zur Verfügung stehen sollen, statt der bisherigen nationalen Mittel von etwa 740 Millionen Euro im gleichen Zeitraum. 855 Millionen Euro der zusätzlichen Mittel sollen auf technologieorientierte Verbundforschung und den Aufbau eines Fusionsökosystems entfallen, 755 Millionen Euro auf die Errichtung von Forschungsinfrastrukturen und Technologiedemonstratoren. Darüber hinaus werden auch die institutionellen Fördermittel aufgestockt.

Bei der Schaffung eines Fusionsökosystems steht die Zusammenarbeit von Forschung und Industrie mit dem Ziel von Planung und Bau eines Fusionskraftwerkes im Mittelpunkt. Entsprechende Verbundforschungsvorhaben sollen gefördert und mit Einrichtung einer „Leitstelle Fusion“ unterstützt werden. Ziel dieser Maßnahmen, die gemäß Aktionsplan sofort starten sollen, ist der Aufbau von Wertschöpfungsketten, bei denen die Industrie langfristig die Führungsrolle übernimmt. Hierfür sollen die Fusionsindustrie und der Aufbau ihrer Wertschöpfungsketten unterstützt und etwa entsprechende FuE-Vorhaben gefördert werden. Dabei und auch für die Förderung der Startup-Szene werden steuerliche Vergünstigungen wie Forschungszulagen, degressive Abschreibungen, und Vergünstigungen für gemeinnützige Forschung in den Blick genommen.

Rechtsrahmen

 Zur Schaffung eines der Kernfusionsentwicklung förderlichen Rechtsrahmens wird eine Regulierung im Rahmen des Strahlenschutzgesetzes angestrebt, wie sie sich bereits für die Forschungsanlagen als geeignet und verlässlich für den Schutz von Menschen und Umwelt vor ionisierender Strahlung erwiesen hat. Ein entsprechendes Gesetzgebungsverfahren soll noch 2026 abgeschlossen werden.

Fachkräfte- und Nachwuchsgewinnung

 Eine weitere Maßnahme zielt auf die Gewinnung und den Nachwuchs von Fachkräften für die Kernfusion sowohl in akademischen als auch Ausbildungsberufen. Hier geht es um die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften einschließlich der Schaffung von Lehrstühlen und Studiengängen an den Hochschulen. In Kooperation mit der Industrie soll jährlich ein Innovationspreis Fusion vergeben werden.

Aussichten

Fusionsenergie galt lange als Zukunftsvision, doch neue Fortschritte rücken sie plötzlich in greifbare Nähe. Deutsche Unternehmen wie Marvel Fusion mischen dabei vorne mit. Im Interview erklärt COO Heike Freund, was nötig ist, damit das erste Fusionskraftwerk in Deutschland Realität wird [2]:

„Technologisch sind wir der Fusionsenergie deutlich näher, als viele vermuten. Eine weltweite Umfrage der Fusion Industry Association zeigt: 70 Prozent der privaten Fusionsunternehmen rechnen damit, dass erste Kraftwerke bis 2035 ans Netz gehen.

Es gibt sogar erste Kundenverträge für Strom aus Fusionsenergie. Commonwealth Fusion Systems hat einen Vertrag mit Google abgeschlossen, Helion Energy mit Microsoft.

Wir sehen auch technologische Durchbrüche. Im Bereich der Laserfusion, in dem wir aktiv sind, gab es im Dezember 2022 zum ersten Mal einen Energiegewinn. Die kalifornische Forschungseinrichtung National Ignition Facility hat damals mehr Energie aus der Fusionsreaktion erzeugt, als durch die Laser eingespeist wurde.“

 Erklärung

*) Fusion ist der Energieumwandlungsprozess unserer Sonne. Bei extrem hohen Temperaturen von 15 Millionen Grad Celsius und einem Druck von 100 Milliarden Bar verschmelzen im Zentrum der Sonne mehrere Wasserstoffatome zu einem Heliumatom. Dabei wird viel mehr Energie als in konventionellen Verbrennungsprozessen freigesetzt: die sogenannte Fusionsenergie.

Quellen

[1] https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/fusionskraftwerk-deutschland-2386532

[2] https://t3n.de/news/fusionsreaktor-deutschland-nahe-dran-1699226/?xing_share=news