Ist es nun ehrliche Überzeugung oder ein unternehmerisches Kalkül? Vor wenigen Tagen gab Bill Gates, ehem. CEO bei Microsoft, den Teilnehmern an der COP30 drei „Wahrheiten“ mit auf den Weg [1], die eine willkommene Dosis Klimarealismus in die Diskussion einbringen könnte:
- Der Klimawandel ist ernst, aber wir haben große Fortschritte gemacht. Wir müssen weiterhin die Entwicklungen unterstützen, die der Welt helfen werden, Null-Emissionen zu erreichen.
- Aber wir können die Mittel für Gesundheit und Entwicklung nicht kürzen, um Programme zu erreichen, die den Menschen helfen, angesichts des Klimawandels widerstandsfähig zu bleiben.
- Es ist an der Zeit, das Wohlergehen der Menschen in den Mittelpunkt unserer Klimastrategien zu stellen, zu denen auch die Reduzierung der Ökoprämie auf null und die Verbesserung von Landwirtschaft und Gesundheit in armen Ländern gehören.
„Es gibt eine Weltuntergangsansicht des Klimawandels, die so lautet:
In einigen Jahrzehnten wird der katastrophale Klimawandel die Zivilisation dezimieren. Die Beweise dafür sind überall um uns herum – schauen Sie sich nur all die Hitzewellen und Stürme an, die durch den globalen Temperaturanstieg verursacht werden. Nichts ist wichtiger, als den Temperaturanstieg zu begrenzen.
Zum Glück für uns alle ist diese Ansicht falsch. Der Klimawandel wird zwar schwerwiegende Folgen haben – vor allem für die Menschen in den ärmsten Ländern –, aber nicht zum Untergang der Menschheit führen. Die Menschen werden in absehbarer Zukunft an den meisten Orten der Erde leben und gedeihen können. Die Emissionsprognosen sind gesunken, und mit der richtigen Politik und den richtigen Investitionen werden wir durch Innovationen die Emissionen noch viel weiter senken können.“
Wie Gates richtig erklärt: „Der derzeitige Konsens ist, dass die Durchschnittstemperatur der Erde bis zum Jahr 2100 wahrscheinlich zwischen 2 und 3 Grad Celsius höher sein wird als im Jahr 1850.“
Hier besteht zwar weitgehend Konsens, aber nicht, weil die Welt die Emissionen rapide reduziert hat (wie Gates fälschlicherweise behauptet), sondern weil Wissenschaftler erkannt haben, dass die Extremszenarien, die die Klimaforschung und -politik dominiert haben, von Anfang an danebenlagen.
Leider führt die apokalyptische Betrachtung des Klimawandels dazu, dass sich ein Großteil der Klimagemeinschaft zu sehr auf die Temperaturentwicklung und kurzfristige Emissionsziele konzentriert. Die Temperatur sei nicht der beste Weg, um unsere Fortschritte beim Klima zu messen. Sie lenkt leider von effektiveren Möglichkeiten ab, die wir tun sollten, um sich auf den Klimawandel einzustellen und das Leben in einer sich erwärmenden Welt zu verbessern. Die technischen und wissenschaftlichen Voraussetzungen seien dafür gegeben, wie an dem Wirtschaftswachstum in viele Teilen der Welt wie auch an der Bekämpfung von Katastrophen zu erkennen ist. Vom Standpunkt der Verbesserung des Lebens aus wäre es gut, mehr Energie zu verbrauchen, weil er so eng mit dem Wirtschaftswachstum korreliert. Ein höherer Energieverbrauch ist ein wesentlicher Bestandteil des Wohlstands. Der weltweite Energieverbrauch würde sich bis2050 mehr als verdoppeln, lautet seine Prognose.
Leider hätten wir noch nicht alle Instrumente, die wir brauchen, um den wachsenden Energiebedarf zu decken, ohne die Kohlenstoffemissionen zu erhöhen. Aber wir würden die Instrumente haben, die wir brauchen, wenn wir uns auf Innovation konzentrieren würden.
Gesundheit und Wohlstand sind die beste Verteidigung gegen den Klimawandel. Um diese Behauptung zu verstehen, muss man nicht auf die Zukunft in Computermodellen schauen, sondern nur auf die Welt, wie sie heute ist.
Notwendig sei, eine andere Sichtweise einzunehmen und die Strategie verstärkt auf den Umgang mit dem Klimawandel auszurichten. COP30 biete die Möglichkeit, sich wieder auf die Verbesserung des Lebens zu konzentrieren, was wichtiger sei als Emissionen und Temperaturentwicklungen. Gates plädiert für Investitionen im Zugang zu Energie, zu Gesundheitsvorsorge und für eine widerstandsfähige Landwirtschaft – insbesondere in gefährdeten Regionen. Diese Bereiche böten aus seiner Sicht gerechtere Vorteile als reine Temperaturziele. Klimahilfen müssten stärker auf ihre Wirkung hin überprüft werden. Priorität hätten Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen des Menschen.
Kommentar
Das Verständnis über die wahre Natur eines Problems ist ein wichtiger erster Schritt, um es effektiv anzugehen. Der Klimawandel ist in der Tat real, aber er ist nicht die Apokalypse. Gates Statement ist ein wesentlicher Beitrag im zunehmendem Kreis derer, die für Klimarealismus und Energiepragmatismus plädieren. Mit der Andeutung, dass extreme Klimaszenarien heute aufgrund klimawissenschaftlicher Erkenntnisse unplausibel sind, hat er das Argument vom anthropogenen Klimawandel vom Tisch gewischt.
Quelle
[1] https://www.gatesnotes.com/home/home-page-topic/reader/three-tough-truths-about-climate