Australische Klimaforscher erhalten neue Aufgaben

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– oder werden entlassen, weil das Ergebnis ihrer Wissenschaft “entschieden” sei.

Von Günter Keil

Seit mehreren Jahren propagieren die prominenten wissenschaftlichen Vertreter der Theorie von der anthropogenen globalen Erwärmung (AGW), dass diese Wissenschaft von einer angeblich überwältigenden Anzahl der Forscher mit eindeutigen Ergebnissen entschieden („settled“) sei und dass die Politik nunmehr mit massiven Eingriffen (Dekarbonisierung) handeln müsse. Gleichzeitig wurde und wird diese Behauptung als Totschlagsargument gegen alle Kritiker benutzt, die als unbelehrbare „Klimaleugner“ abqualifiziert werden, auch wenn es sich um renommierte Wissenschaftler handelt. Damit erspart man sich, auf deren fachliche Argumente eingehen zu müssen.
Die Politiker ließen sich davon beeindrucken und sie besorgen seit Jahren das Geschäft der AGW-Fraktion, die ihr Zentrum in der politischen Organisation IPCC („Weltklimarat“) hat, die ihrerseits seit Jahren wegen ihrer einseitigen und manipulativen, als Wissenschaft ausgegebenen Klimapolitik in der Kritik steht.

Die Pariser Klimakonferenz vom Herbst 2015 war das neueste und eindrucksvollste Beispiel für den Erfolg dieser wissenschaftlich eingekleideten politischen Propaganda.
„Science is settled; beyond debate“ war und ist das Motto.

Der 4. Februar 2016 war nun der Tag, an dem sich diese Propaganda, die von einer wissenschaftlichen Grundlage und einer seriösen wissenschaftlichen Streitkultur meilenweit entfernt ist, gegen ihre Erfinder richtete.
An diesem Tage schickte der Leiter der australischen nationalen Wissenschafts-Agentur CSIRO (The Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation), Dr. Larry Marshall, eine Email an seine Mitarbeiter, in der er eine massive Restrukturierung dieser Organisation ankündigte.
• Zitat daraus: „Das CSIRO hat die Klimaforschung angeführt. Aber wir können uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, weil das der Weg in die Mittelmäßigkeit ist. Unsere Klimamodelle sind unter den besten der Welt und unsere Messungen bestätigten diese Modelle, um den globalen Klimawandel zu beweisen.
Diese Frage ist beantwortet.“

Marshall will künftig den Fokus aller Arbeiten und dementsprechend auch deren Finanzierung auf die Anpassung an das sich verändernde Klima und auf Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und die Abmilderung der Auswirkungen („adaption and mitigation“) richten und dazu die bisherigen Arbeiten zur Messung und Modellierung des Klimas weitgehend reduzieren.
Weil die Frage des Klimawandels ja nun wissenschaftlich geklärt sei, wie die Wissenschaftler selbst ständig feststellen – s.o. – sei eine Fortführung der Arbeiten zur Klärung dieser Frage unnötig – stattdessen müssten sich die Mitarbeiter um die Folgen des Klimawandels kümmern. Ob das die bisher mit Messen, Überwachen und Modellieren beschäftigten Forscher überhaupt können, würde sich zeigen. Entlassungen und Neueinstellungen wären dann unvermeidlich; einen Nettoverlust an Jobs werde es aber nicht geben.
Treffen wird das in erster Linie die Oceans and Atmosphere Division der CSIRO.

Dr. Marshall fügte nach dem Bekanntwerden dieses Plans und nach dem Erhalt von zahlreichen Protestschreiben aus dem In- und Ausland – selbstverständlich auch vom IPCC – einige Bewertungen dieses Vorgangs hinzu:
• Die Protestschreiben mit der Forderung, diese Veränderungen rückgängig zu machen, hätten ihn nicht überzeugen können. „Damit das geschieht, müsste mich jemand davon überzeugen, dass Messen und Modellieren weitaus wichtiger sind als die Milderung der Folgen („mitigation“) – und auch keiner meiner Vorgesetzten glaubt das.“
• „Es handelt sich mehr um einen Wechsel, eine neue Strategie und eine Richtungsänderung und nicht um das Klima – und es ist stets die menschliche Natur, eine Veränderung abzulehnen.“
• „Wir werden durch diesen Veränderungsprozess gehen und herausfinden, wer sich verändern kann und wer nicht.“
• „Ich komme mir vor wie die ersten Klimaforscher, als sie in den 70ern gegen die Erdöl-Lobby kämpften. Mir ist klar geworden, dass die Klima-Lobby möglicherweise mächtiger ist als es die Energie-Lobby in den 70ern war – und in der Klimapolitik scheinen sehr viele Emotionen in der Debatte zu sein.“
• „Tatsächlich kommt es mir fast wie eine Religion anstatt einer Wissenschaft vor.“
• „Einige extreme Elemente teilten mir mit, dass sie mich nun an die Spitze der Liste der Klimaleugner gesetzt haben. Was mich verblüfft, ist dass meine Aussage, mehr Ressourcen in die Milderung und Anpassung umzuleiten – d.h. etwas zum Klimawandel zu tun im Gegensatz zu nur Messen und Modellieren – mich angeblich zum Klimaleugner macht.“
• „Ich meine, dass der einzige Zweck der Messungen und der Modellierungen und der ganze Zweck des Versuchs, den Klimawandel zu verstehen, darin besteht, herauszubekommen, was man dafür tun kann – und das ist es, wohin wir jetzt gehen.“
• „Wir werden weiterhin unsere Messungen fortsetzen und auch die Modellierungen, aber es geht um die effektivste Art der Nutzung unserer Ressourcen. Wir müssen das deshalb zurückfahren, um die Ressourcen auf die Anpassung und Milderung neu auszurichten.“

Zu Marshalls großem Lob für die vom CSIRO entwickelten Klimamodelle muss leider gesagt werden, dass sie – wie auch alle übrigen, deren Zahl deutlich über 40 liegt – sämtlich nicht einmal imstande waren, auch nur die bisherige, exakt bekannte Entwicklung des Klimas auf diesem Planeten auch nur annähernd nachzubilden. Der Grund dafür liegt immer noch im Fehlen einer wissenschaftlich fundierten Kenntnis über ausschlaggebende Einflüsse auf das Klima – z.B. der Einfluss von Wolken, der Sonne oder der Ozeane – und der sich daraus ergebenden Unmöglichkeit, diese fehlenden Kenntnisse in beschreibende Algorithmen in den Klimamodellen umzusetzen. Deshalb sind alle Klimamodelle unbrauchbar. Zu Projektionen der zukünftigen Klimaentwicklung sind sie daher erst recht nicht zu gebrauchen. Dennoch verwendet sie das IPCC für derartige Projektionen und leitet daraus Bewertungen und Forderungen an die Politik ab.
Experimente, die in der Wissenschaft die einzige anerkannte Möglichkeit zur Verifizierung oder Falsifizierung von Theorien darstellen – wie z.B. die Klärung der tatsächlichen Rolle des „Treibhausgases CO2 – hat es in der Klimaforschung nie gegeben. Alles wird aus den unbrauchbaren Modellen herausdestilliert.

Australiens Presse hat teilweise sehr ironisch Marshalls Ankündigung und insbesondere seine durchschlagende Begründung kommentiert.
Einige Beispiele:
Tim Blair (1) schrieb im Daily Telegraph unter der Überschrift „Die Klimaforschung ist abgeschlossen – außer, sie ist es nicht.“:
„Während der letzten Dekade haben uns die CSIRO-Forscher – zusammen mit Alarmisten der Globalen Erwärmung überall – gesagt, dass die Wissenschaft entschieden (settled) ist, was den Klimawandel betrifft. Mit anderen Worten: Sie haben ihr Urteil gesprochen. Schwerer Fehler.“
Jake Sturmer von ABC News (2) setzt Marshalls Satz „Die Klimapolitik ist mehr eine Religion als eine Wissenschaft“ in den Titel seines Berichts.
Andrew Griffin schreibt im Independent-Titel, dass „Australien Hunderte Klimawandel-Wissenschaftler entlassen wird, weil es alles, was es braucht, über die Grundlagen der Wissenschaft zur Globalen Erwärmung gelernt hat“.
Und Willie Soon schreibt in seinem Blog auf Joanne Nova‘s Webseite (s.u.): „Die Widersprüche in der Propaganda beißen brutal zurück.“

Plötzlich ist alles keineswegs geklärt, sondern wieder vollkommen unklar
Die Reaktionen der AGW-Wissenschaftler auf die Entscheidung der CSIRO-Leitung hat Willie Soon auf der Webseite der Klimaforscherin Joanne Nova (Lit.3) ausgewertet. Diese Zusammenstellung zeigt das ganze Elend der AGW-Gemeinde, die sich leichtfertig vom seit Beginn jeglicher Wissenschaft üblichen Disput verabschiedet hat und zur Schande der Politik und der Presse die abenteuerliche Meinung verbreitet und durchgesetzt hat, dass wissenschaftliche Erkenntnisse „demokratisch“ durch eine Art von Abstimmung zur Wahrheit ernannt werden können.
Spätestens seit Galileo Galilei weiß man aber sehr genau, dass es in der Wissenschaft ausreicht, wenn ein Einzelner, der mit seiner Meinung gegen alle anderen steht, am Ende Recht behält und alle Übrigen widerlegt – wenn er seine Meinung durch ein wiederholbares Experiment beweisen kann. Die Wissenschaftsgeschichte ist voll mit solchen Beispielen.
Es ist ein unglaublicher Akt der Selbstzerstörung des Ansehens und jeglicher Glaubwürdigkeit der Klimawissenschaft, dass sich ein bedeutender Teil der Beteiligten dazu bereitfand, diesen Verstoß gegen die Grundlagen ihres Berufs zu unterstützen.
Jetzt beginnen die Potemkinschen Fassaden zu bröckeln. Der endgültige Einsturz wird vermutlich innerhalb der kommenden 10 Jahre erfolgen, wenn die von den Sonnenforschern schon lange angekündigte globale Abkühlung allen Erwärmungsprognosen ein unwiderrufliches Ende setzt und die AGW-Theorie als der größte Wissenschafts-Schwindel in sich zusammenfällt.

Die Reaktion der AGW-Gemeinde ist natürlich logisch. Man befürchtet eine Ausbreitung der australischen Umorientierung in andere Länder, wo gleichfalls Wissenschaftler mit Messungen und Modellierungen zum Klimathema beschäftigt sind. Es geht um die Angst, dass auch ihren Politikern die Argumente des CSIRO-Chefs einleuchten. Es geht schlicht um‘s Geld.
Weil man das nicht zugeben kann, obwohl es jedermann weiß, müssen irgendwelche Argumente erfunden werden, die den Schritt von Dr. Marshall als falsch erscheinen lassen können. Das Dilemma ist natürlich riesengroß, denn Marshall hat das politisch höchst erfolgreiche Hauptargument der AGW-Lobby gegen sie selbst angewendet.

Willie Soon (3) hat dafür mehrere Beispiele vorgestellt:
– Prof.Penny Sackett, ein früherer australischer Chef-Wissenschaftler, erklärte: „Paris hat nicht bestimmt, ob der Klimawandel stattfindet oder ob nicht. Das taten Wissenschaftler, die Daten erzeugt und studiert haben. Die große Frage, die aller Klima-Anpassungsarbeit unterliegt, ist jetzt: Wie verändert sich das Klima?“
W. Soon kommentiert: „Also wissen wir angeblich nicht, wie sich das Klima ändert? Also Penny, wann haben Sie denn erwähnt, dass alle Vorhersagen zu Überschwemmungen, Dürren und furchtbaren Stürmen unsicher waren?“

– Prof. Will Steffen, ein Emeritus der ANU und Klimaberater beim Klimarat von Australien, gibt plötzlich zu, dass „wir“ die grundsätzliche Funktionsweise des Klimasystems nicht kennen. Er sagt: „Die Auswirkungen des Klimawandels werden bereits rund um Australien in einem zunehmenden Ausmaß bemerkt und mehr davon wird kommen. Wir müssen absolut mehr über das grundsätzliche Funktionieren (basic operation) des Klimasystems wissen – wie es sich verändert und wie wir am besten auf diese Herausforderung reagieren können.

– Plötzlich ist auch Prof. Steven Sherwood (UNSW) nicht so sicher, dass wir das Klima verstehen: „Larry Marshall hat gewiss einen Anlass, die Organisation zu verjüngen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Aber ich bedauere seine Erklärung, dass es keine weitere Notwendigkeit nach COP21 (anscheinend ein Klimaforschungsprogramm, G.K.) gibt, um den Klimawandel zu verstehen – nun, da wir wissen, er ist real.“

– Dr. Sarah Perkins-Kirkpatrick, Climate Change Research Centre UNSW (New South Wales) : „Während wir wissen, dass sich das Klima wegen menschlicher Aktivitäten ändert, haben wir diese Frage nach der Pariser Übereinkunft nicht einfach „beantwortet“ – viele weitere Fragen bleiben noch.
Die Forschung in irgendeinem Bereich stoppt nicht und kann nicht stoppen, nachdem eine scheinbare (!) (apparent) Frage beantwortet wurde.

Weitere Stellungnahmen:
– John Church, Meeresspiegel-Experte, ein CSIRO-Klimaforscher, der befürchtet, seinen Job zu verlieren, sagte Nature News: „Die Klimaforschung ist nicht getan.“
– Todd Lane, Präsident der australischen Meteorologischen und Ozeanographischen Gesellschaft: „Die Klimaforschung ist nicht beendet (solved). Die meiste Ungewissheit in den Klimaprojektionen gibt es wegen der Ungewissheit über die Art und Weise, um physikalische Prozesse in Klimamodellen darzustellen.
(Auf einmal ! Ein vernichtendes Urteil über die Qualität der Klimamodelle !)

Der Journalist Tim Blair (s.u.) kommentiert diese plötzliche Lawine der Ungewissheit und des Nicht-Wissens mit den Worten: „So viel zur absoluten Gewissheit – dem angeblichen „Konsens“ – von dem wir bisher immer hörten. Der einzige Konsens unter den Wissenschaftlern besteht jetzt darin, dass die Finanzierung durch Steuerzahler wirklich cool ist und dass Klimaforscher viel davon haben möchten – für immer.
Nun, diese Tage sind vorbei. Die ökonomischen und politischen Prioritäten haben sich verschoben; in Australien und in der Welt. Der Klimawandel nahm ab als ein Thema der öffentlichen Besorgnis seit dem Höhepunkt der Panik im Jahre 2006, als Al Gore’s unehrliche Dokumentation „An Inconvenient Truth“ erfolgreich war, indem sie Naive erschreckte.“
Ende der Zitate.

Mögliche nationale und internationale Konsequenzen des Vorgehens in der CSIRO

Zunächst einmal hat der Schritt von Larry Marshall geradezu blitzlichtartig den zentralen Widerspruch der gesamten alarmistischen Klimapolitik offengelegt. Deren Glaubwürdigkeit wird erheblich erschüttert. Die Wirkung dürfte in vielen Ländern ein zunehmendes Desinteresse der Bürger an dem Thema sein.
Eine weitere Konsequenz ist der Vertrauensverlust, den die Wissenschaft erneut erleidet. Und das trifft nicht nur die Klimaforschung. In Deutschland hat die am Ende offen gelegte Lüge vom Waldsterben der gesamten, zu 99 Prozent daran unschuldigen Forstforschung auf Jahre hinaus schwer geschadet, insbesondere ihrem internationalen Ruf.
In Australien könnten weitere Maßnahmen gegen die AGW-Aktivitäten ergriffen werden, weil der jetzt bekannt gewordene Schritt in eine Reihe ähnlicher Aktionen der Regierung passt und offenbar auch von dieser abgesegnet war – siehe die Bemerkung von Dr. Marshall.
Ob es auch in anderen Ländern Folgen hat, ist schwer zu sagen. Zu den Ländern, die dafür in Frage kämen, zählt Indien, Großbritannien – und die USA, falls die Republikaner die Präsidentschaftswahl gewinnen.
Aber schon jetzt könnte sich die Stimmung in den USA weiter gegen die Klimapolitik Obamas verstärken. Es ist auch möglich, dass im Anschluss an eine verstärkte Anti-AGW-Klimapolitik in den USA die Volksrepublik China die Gelegenheit nutzt, um sich selbst weitgehend von allen ohnehin nur halbherzig angekündigten Aktivitäten zu verabschieden und seine ursprüngliche und faktisch niemals in Frage gestellte Energiepolitik – mit Schwerpunkten auf Kohle, Kernkraft und Shalegas – offen zu betreiben.
Das deutsche Bundesumweltministerium hingegen wird wohl kaum den Herren Schellnhuber und Latif eine ähnliche Mitteilung schicken, wie sie Dr. Marshall seinen Wissenschaftlern per Mail zukommen ließ. Aber der Schreck aus Down Under wird dennoch seine Wirkung nicht verfehlen: Jetzt wird etwas vorsichtiger formuliert.

Die Aussagen der zitierten Personen sind über die Webseite der GWPF (s.u.) und die dort angebotenen Links erreichbar.

Tim Blair : „Climate Science is settled, except when it’s not“, The Daily Telegraph (Australien), 11.2.2016, www.thegwpf.com/climate-science-is-settled-except-when-it’s-not/
Sankt Augustin, 12.2.2016