…Man muss das Wahre immer wiederholen, weil der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum oben auf, und es ist ihm wohl und behaglich, im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist. (J.W. Goethe)
Erst vor wenigen Tage behandelten wir die Frage: Was bringt der Zubau an Windenergie- und Solaranlagen? Beim Vergleich der Grafiken kommt die berühmte Arie aus der Oper Tosca in den Sinn: Wie sich die Bilder gleichen…
Die Besorgnis erregende Entwicklung des Überschussstroms in Deutschland wird durch den zunehmenden Ausbau der erneuerbaren Energien ausgelöst, insbesondere Photovoltaik und Windenergie. Dies führt bereits aktuell zu periodischen Überschüssen, die zu Netzinstabilitäten mit der Folge permanenter stabilisierender Netzeingriffe und zu gewaltigen Strompreisschwankungen führen, bis hin zu negativen Strompreisen so häufig wie nie zuvor. Sie entstehen, wenn die Stromproduktion größer ist als die Nachfrage. Damit der Strom in solchen Situationen abgenommen wird, erfolgt der Export nicht nur kostenlos, sondern der Empfänger lässt sich Abnahme obendrein noch bezahlen.
An den beiden folgenden Grafiken von Rolf Schuster wird die kritische Entwicklung erneut deutlich:
Im Mai 2025 erreichte die Wind- und Solareinspeisung (gelbe Spitzen) periodisch schwankend nicht nur den Stromverbrauch (braun), sondern übertraf ihn auch zeitweise.
Die Besorgnis über die negativen Strompreise hatte auch das Handelsblatt [1] aufgegriffen. Sie würden in Deutschland so häufig wie nie zuvor auftreten. Das ergibt eine Auswertung von Daten der Internetplattform Energy Charts durch das Handelsblatt. Den Daten zufolge, die vom Fraunhofer-Institut ISE stammen, sank der Börsenstrompreis seit Beginn dieses Jahres insgesamt in 248 Stunden unter null Euro pro Megawattstunde. Das sei ein Rekord. Doch dabei soll es nicht bleiben…
Die nachfolgende zweite Grafik zeigt, wohin die Visionen des ehemaligen Wirtschaftsministers Dr. Robert Habeck zum Ausbau der „Erneuerbaren“ auf 345 GW bis 2030 führen werden: Ein Übermaß an periodisch schwankenden Überschussstrom, ohne dass auf konventionelle Kraftwerke verzichtet werden kann, aber zugleich ein Übermaß an Ausgleichzahlungen fällig würde, wenn es bei der bisherigen Regelung bleibt.
Die maximale Leistung steigt in dieser Grafik zur Mittagszeit bei strahlendem Sonnenschein auf über 100 GW. Nachts ist naturgemäß der Sonnenleistung Null. Die nachgefragte Netzleistung schwankt je nach Tageszeit und Wochentag zwischen rund 40 und 70 GW. Im Mai 2025 erreichte die Wind- und Solareinspeisung (gelbe Spitzen) periodisch schwankend nicht nur den Stromverbrauch (braun), sondern übertraf ihn auch zeitweise.
Aber auch bereits aktuell gibt es immer häufiger Stromüberschüsse, weil immer mehr neue Solaranlagen und Windräder in Deutschland gebaut werden. Für den Bund sind Phasen mit negativen Strompreisen sehr teuer. Betreiber vieler Windräder und Solaranlagen profitieren von einem staatlich garantierten Mindestpreis für ihren Strom. Der Bund zahlt die Differenz, falls der Marktpreis unter diesem garantierten Wert liegt.
Der Staat rechnet damit, dass er im Jahr 2025 rund 17 Milliarden Euro für EEG-Vergütungen ausgeben wird. Im Vorjahr waren „nur“ rund zehn Milliarden Euro veranschlagt worden – allerdings wurden tatsächlich bis zum Jahresende 18,5 Milliarden Euro nötig [1].
Zudem erhalten Betreiber von Ökostromanlagen Zahlungen, wenn sie ihre Anlagen wegen Netzengpässen abschalten müssen. Ausgleichszahlungen für abgeregelte Ökostromanlagen haben nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums im vergangenen Jahr genau 553,9 Millionen Euro gekostet.
Die Ausgaben für alle diese Subventionen sind hoch, aber kurzfristig kaum zu verhindern. Theoretisch sollten bei Stromüberschuss konventionelle Kraftwerke vom Netz gehen. Die aber werden nach wie vor für Zeiten ohne Wind und Sonne gebraucht. Und sie können nicht flexibel kurzfristig hoch- und herunterfahren. Also gibt es beispielsweise zur Mittagszeit häufig zu viel Strom, gerade an sonnigen Tagen – und die Preise werden negativ.
Zwar hat schon die abgelöste Ampelregierung die EEG-Förderung neu geregelt: Sinken die Strompreise unter null, sollen große Erneuerbaren-Anlagen keine EEG-Vergütung mehr erhalten. Doch diese Regel kann nicht rückwirkend für bereits gebaute Solaranlagen und Windräder greifen, für die eine staatlich garantierte Vergütung existiert. Diese Vergütung gilt für sage und schreibe 20 Jahre. Alte, hoch vergütete Anlagen fallen erst Stück für Stück aus der Bezahlung heraus. Und so setzen sich die Vorteile der niedrigen Börsenstrompreise nur sehr langsam durch. Wenn überhaupt jemals, denn etliche weitere Kosten der Energiewende für Netzausbau, neue Gaskraftwerke, Energiespeicher und Wasserstoffstrategie stehen noch an. Der Bund kommt nicht so einfach aus seiner selbst planwirtschaftlich verordneten Bezahlpflicht heraus.