Das Fukushima-Unglück und seine Ursachen

Print Friendly, PDF & Email

Leserbrief vom 12.3.2013, aktualisiert 25.3.2015

Vorbemerkung: Regelmäßig im März werden die Leser und die Fernsehzuschauer an die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in Japan erinnert. Dabei spielen die vielen in diesem Unglück umgekommenen Menschen keine Rolle. Die deutschen Medien interessiert ausschließlich der durch den Tsunami ausgelöste Unfall der Kernreaktoren am Standort Fukushima. Dieser spektakuläre Unfall hatte zwar kein einziges Menschenopfer zur Folge, aber für die Redaktionen ist das weitaus wichtiger als das ungeheure menschliche Leid, das Japan damals traf.

In den Tageszeitungen und im Fernsehen wurden niemals die wahren Ursachen offengelegt, die dazu führten, dass allein am Standort Fukushima-Daiichi und nicht an den ebenfalls vom Erdbeben und vom Tsunamii gleich stark betroffenen benachbarten Kernkraftwerken an der Küste die Reaktoren zerstört wurden. Die Offenlegung der wahren Gründe hätte die Behauptung widerlegt, dass es allein an prinzipiellen Risiken der Kerntechnik lag – eine Behauptung, die Angela Merkel benutzte, um die Abschaltung der deutschen Kernreaktoren zu rechtfertigen.

Der Leserbrief von 2013:

„Der am 11. März 2011 durch ein extremes  Erdbeben ausgelöste Tsunami  kostete über 19.000 Menschen das Leben – und zerstörte auch die 4 Reaktoren des Kernkraftwerks  Fukushima-Daiichi.  Die von schweren Erdbeben und Tsunamis nicht heimgesuchte Bundesregierung reagierte  dennoch überstürzt mit  dem Ausstiegsbeschluß, wobei sie alle bewährten Regeln einer seriösen Arbeit des Parlaments grob missachtete. Weil die fachlich zuständige Reaktorsicherheitskommission den deutschen Kernkraftwerken eine hohe Sicherheit bescheinigte, setzte die Kanzlerin eine Experten-freie „Ethikkommission“ ein, die dann auch das gewünschte Ergebnis ablieferte.

Kein einziges Land in der Welt folgte diesem Beispiel.  Weshalb blieb Deutschland ganz allein ? Und weshalb planen heute  29 Länder  Kernkraftwerks-Neubauten, darunter sogar 7 Länder, die bisher die Atomenergie noch nicht nutzten ?  Sind alle diese Regierungen dumm und verantwortungslos  und ist allein unsere als einzige klug ?

Die Erklärung ist: Die von der Bundesregierung für den Ausstieg benutzte   entscheidende Begründung, daß diese Katastrophe technische Ursachen  hatte, weil der  Kerntechnik ein unbeherrschbares und offenbar hohes „Restrisiko“ innewohnt, war sachlich falsch und nur vorgeschoben, weshalb das die anderen Regierungen nicht ernst nahmen.

Tatsächlich gab es bei den Reaktoren in Fukushima-Daiichi kein Technikversagen, aber stattdessen lagen bei der Betreiberfirma TEPCO geradezu kriminelle, bewusste Planungsfehler vor, durch die sowohl der einfachste Schutz vor den dort nicht seltenen Tsunamis sowie eine professionelle, erfolgversprechende Bekämpfung von Störungen bzw. deren Unterdrückung durch geeignete Ausrüstungen in den Reaktoren unterblieb. TEPCO unterließ jahrelang sämtliche sicherheitstechnischen Nachrüstungen, die bei anderen Kernreaktor-Betreibern eine Selbstverständlichkeit sind. Auch eine drastische Kritik der Wiener Atombehörde IAEA, die zwei Jahre vor dem Unglück alle Schwachpunkte benannte und Abhilfe forderte, ließen die TEPCO-Vorstände unbeachtet.

Dann kam das Erdbeben mit der ungeheuren Stärke 9. Die Reaktoren überstanden die Erdstöße unbeschadet, aber die Stromversorgung von der Landseite wurde unterbrochen – auch das wäre durch eine bessere Konstruktion vermeidbar gewesen. Für die Kühlung durch die Pumpen war man nun auf die Notstromdiesel angewiesen. Aber die vom Erdbeben verursachte spätere Flutwelle konnte über eine viel zu niedrige Mauer zur Seeseite hin zu dem im Tiefgeschoß liegenden Turbinengebäude mit den Notstromdieseln vordringen, nachdem sie ein lächerliches Rolltor durchbrochen hatte, das an Stelle wasser- und druckdichter Tore diese extrem wichtigen Anlagen in keiner Weise schützen konnte.

Dann erst nahm das Unglück seinen Lauf. Hätte das Reaktorgelände eine zum Meer hin ausreichend hohe Mauer gehabt und wären die Turbinengebäude durch wasserdichten Türen geschützt gewesen – beides bei den benachbarten Kernkraftwerken an der Küste eine Selbstverständlichkeit – dann wären die Reaktoren intakt geblieben.

Zu dem verantwortungslosen Verhalten der TEPCO-Vorstände kam allerdings auch das völlige Versagen der japanischen Kontrollinstanzen hinzu, die die unhaltbaren Zustände am Standort Fukushima duldeten.

Weil die Welt sehr bald erfuhr, daß kriminelle Unterlassungen, kaum vorstellbare Schlamperei und fehlende Kontrolle und nicht eine prinzipiell störanfällige Technik dieses Unglück verursachten – was die japanische Regierung in ihrem NAAIC-Report bestätigte -, gab es auch nirgends derartige hysterische Reaktionen wie in Deutschland. Auch ironische Kommentare aus unseren Nachbarländern zum abrupten deutschen Atomausstieg halfen nicht – so kommentierte der tschechische Ministerpräsident, daß in Mitteleuropa eigentlich keine schweren Tsunamis auftreten.

In unseren Nachbarländern werden jedenfalls neue Kernreaktoren gebaut, während wir unsere Anlagen, die die modernsten Sicherungseinrichtungen besitzen, abschalten.“