Senkung der Strompreise? Für Haushalte eine Null-Nummer

Gordischer Knoten

Vor der Energiewende im Jahr 2000 betrug der durchschnittliche Strompreis für deutsche Haushalte knapp 14 Cent pro Kilowattstunde, heute sind es rund 40 Ct/kWh. Der höchste Strompreis in Europa. Mit Einführung und Ausbau der Energiewende stiegen die jährlichen Stromkosten für Industrie und Haushalt auf inzwischen nicht mehr tragbare finanzielle Belastungen, wobei die Kosten noch längst nicht ihre Obergrenze erreicht haben. Die erwarteten Gesamtkosten der Energiewende laufen aus dem Ruder.

Die zur Ausbauförderung der erneuerbaren Energie gesetzlich eingeführte EEG-Umlage (als Teil der Einspeisevergütung für den „grünen“ Stroms) wurde zur Kostendämpfung ab 1. Juli 2022 wieder annulliert. Die Umlage wird seither aus dem Bundeshaushalt finanziert, somit aus dem Steueraufkommen. Der aktuelle Finanzierungsbedarf für das EEG-Konto in 2025 wird von den Übertragungsnetzbetreibern auf 17,03 Milliarden Euro geschätzt, ohne den Kontostand zum Jahresende 2024, der auf etwa 0,5 Milliarden Euro prognostiziert wird.

Entwicklung der Strompreise-Anteile

 Die folgende Grafik zeigt die Zusammensetzung des Strompreises und deren Entwicklung in den letzten 10 Jahren [1] ohne die über den Staatshaushalt finanzierten Einspeisevergütungen von 2 bis 4 ct/kWh:

Strompreissenkung?

 Die neue Bundesregierung hatte in ihrem Koalitionsvertrag versprochen, Bürger und Wirtschaft bei den Strompreisen zu entlasten.: „Wir wollen Unternehmen und Verbraucher in Deutschland dauerhaft um mindestens fünf Cent pro kWh mit einem Maßnahmenpaket entlasten.“  Doch nun soll die Steuer nur für wenige Branchen sinken.

Nur für die energieintensive Industrie soll der Strompreis durch Subventionen deutlich gesenkt werden. Große Anteile der Netzkosten sollen in den Staatshaushalt überführt werden. Mit dieser Umschichtung der Kosten verringern sich zwar die Stromrechnungen, aber nur optisch. Die Steuerlast dagegen steigt stärker, denn für die Umschichtung muss der staatliche Beitrag vergrößert werden. Diese geplante Strompreissenkung ist in Wirklichkeit eine undurchsichtige Preiserhöhung. Die Kosten für den Strom werden nur umgeschichtet von den Stromverbrauchern hin zu allen Steuerzahlern, zu denen auch die Stromverbraucher gehören und vor denen der Staat den tatsächlichen Strompreis versteckt [2].

Kosten für Stromnetze seit 2015 verdoppelt

Der Bau erneuerbarer Energien erfordert enorme Investitionen in die Stromnetze. Damit der Windstrom von der Küste bis in die Industrieregionen im Westen und Süden Deutschlands und bundesweit bis zu den Verbrauchern kommt, sind tausende Kilometer neue Netze notwendig.

Die Kosten für Deutschlands Stromnetze haben sich binnen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Wie aus Zahlen der Bundesnetzagentur hervorgeht, betragen die von den Verbrauchern und Unternehmen mit dem Strompreis zu zahlenden Netzentgelte in diesem Jahr 33 Milliarden Euro. 2015 waren es 15,9 Milliarden Euro [3].

 Im Jahr 2015 betrug der Netzentgelt-Anteil am Strompreis noch 6,3 Ct/kWh Strom, im vergangenen Jahr waren es laut Grafik 11,4 Ct/kWh. Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber kündigten eine weitere Netzentgelte-Erhöhung für 2025 um durchschnittlich 3,4 % an. Dabei wird es nicht bleiben, insbesondere, wenn weiterhin die Erdverkabelung angestrebt wird.

Die Energiewende – ein gordischer Knoten

 Die Energiewende gleicht einem gordischen Knoten. Sie ist unter den gegebenen technischen Umständen und Voraussetzungen nicht lösbar. Insbesondere lassen sich nicht „Klimaschutz, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und soziale Ausgewogenheit zusammenbringen“, wie es im Koalitionsvertrag heißt. Dieser „Dreisatz“ wurde von Beginn der Energiewende an missachtet.

  • Der Ausstieg aus Kernenergie, Kohle, Erdöl und Erdgas und eine Stromerzeugung nahezu ausschließlich auf der Grundlage von Wind- und Solar-Energie ist für einen Industriestaat wie Deutschland unmöglich. Diese Stromerzeugung ist nicht grundlasttauglich. Mithin müssen zum Ausgleich der volatilen Stromerzeugung zwangsläufig Fossilkraftwerke mitbetrieben werden und/oder in permanenter Betriebsbereitschaft zur Verfügung stehen. Deren Kapazität muss für eine sichere Stromversorgung mindestens in der Größenordnung von 50 bis 60 GW liegen. Deren je nach Wetterlage intermittierender Betrieb ist unwirtschaftlich und daher teuer.
  • Der Ausstieg aus der Kernenergie, deren Stromerzeugung CO2-frei ist, steht im eindeutigen Widerspruch zur politischen Absicht der CO2-Reduzierung.
  • Der vollzogene Ausstieg aus der Kernenergie wie auch der beabsichtigte Ausstieg aus der Kohle, Erdöl und Erdgas ist kontraproduktiv und verletzt das grundlegende Sicherheitsprinzip der Diversität der Stromerzeugung.
  • Mit dem Verbot der Erdgasförderung durch das Fracking-Verfahren bleibt eine heimische Energiequelle ungenutzt. Deutschland verfügt über mächtige Fracking- resp. Schiefergasvorkommen.
  • Dies ist umso unverständlicher, da zum Ausgleich fehlenden Stroms in der Dunkelflaute der Bau von 10 bis 20 GW Gaskraftwerke geplant ist.
  • Die Absicht, das Erdgas später durch Wasserstoff zu ersetzen, widerspricht jeder vernünftigen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, wobei der Wasserstoff mittels „grünem“ Strom und Elektrolyse aus Wasser gewonnen werden soll. Da diese Produktion in Deutschland bei weitem nicht ausreichen wird, wird Deutschland auf Importe angewiesen sein. Aber, die zweifache Energieumwandlung (Ökostrom zu Wasserstoff, Transport und dann wieder zu Strom) sowie die Zwischenspeicherung unter hohem Druck schlucken viel Energie. Am Ende der Kette sind 90 Prozent des eingesetzten Ökostroms verloren. Dieser Weg ist eine riesige Energievernichtung und wirtschaftlich total abstrus. Von versprochener „wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit“ kann absolut keine Rede sein.
  • Die Unverzichtbarkeit von Fossilkraftwerken macht das Netto-Null-Ziel unerreichbar. CO2-Emissionen sind unvermeidbar und führen durch steigende Besteuerung des CO2 zu weiter steigenden Strompreisen.
  • Der weiterhin betriebene Zubau an Windenergie- und Solaranlagen führt an Tagen mit geringem Strombedarf zu Überschussstrom („Hellbrise“), der abgeleitet werden muss, um die Netzstabilität nicht zu gefährden. Starke Strompreisschwankungen sind die Folge. Die Stromableitung führt zu Kosten, die dem Strompreis aufgeschlagen werden.
  • Energiespeicher, die von ihrer Kapazität her eine mehrtägige Dunkelflaute überbrücken könnten, sind in Deutschland nicht realisierbar. Überdies wären sie unbezahlbar, z.B. Batterie- Großspeicher oder Pumpspeicherkraftwerke.
  • Der Umbau des Energiesystems ist nicht finanzierbar. Laut Studie des Energiewirtschaftlichen Institutes Köln (EWI) vom Oktober 2023 werden über 2 Billionen Euro bis 2030 benötigt, um das „grüne“ Versprechen einzuhalten.
  • Last but not least: Umstellung der Heizungen von Gas und Öl auf erneuerbare Energien oder elektrisch betriebene Geräte (z.B. Wärmepumpen) im Haus- und Wohnungsbestand ist ausnahmslos teuer und im Hinblick auf Mietauswirkung von Wohnungen und Häusern weitgehend unsozial. Ebenso die in diesem Zuge notwendigen baulichen Maßnahmen zur Wärmedämmung. Diese im Heizungsgesetz aufgestellten Forderungen sind nicht finanzierbar.

Klimaschutz statt Umweltschutz

 Im oben genannten „Dreisatz“ wurde Umweltschutz durch Klimaschutz ersetzt. Wen wundert’s? Bei dem geplanten Ausbau der Windenergie- und Solaranlage mit der „Verspargelung“ unserer Landschaft, der Abholzung von Wäldern, der Umwidmung von Agrarflächen, der tausendfachen Tötung von Flugtieren und im Fall der Offshore-Windenergieanlage die Beeinträchtigung des Meer-Ökosystems kann von Naturschutz beim besten Willen keine Rede mehr sein. Um deren Bau nicht zu gefährden beziehungsweise zu beschleunigen, wurden ursprüngliche Umweltschutzauflagen sogar abgemildert.

Und was bleibt, wenn sich herausstellt, was zu erwarten ist, dass die Energiewende einen nur unbedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leistet, a) weil die hiesigen CO2-Einsparungen nichts an der CO2-Konzentration in der Atmosphäre ändern werden und b) weil sich die wissenschaftliche Erkenntnis einer nur unbedeutenden Beeinflussung der Erdtemperatur durch CO2 allgemein durchsetzen wird? Antwort: Ein abgewirtschaftetes Deutschland, wenn es die Folgen nicht rechtzeitig erkennt. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“.

Zurück zum gordischen Knoten:

Er bezieht sich ursprünglich auf eine komplizierte Aufgabe in der griechischen Mythologie, die von Alexander dem Großen mit dem Schwert „gelöst“ wurde. Also eine Lösung mit unkonventionellen oder drastischen Mitteln. Warum nicht, wenn’s hilft!

 

[1] https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/bdew-strompreisanalyse/

[2] NAEB Pressemitteilung 2514 vom 22.07.2025

[3] https://www.heise.de/news/Strom-Netzkosten-haben-sich-seit-2015-verdoppelt-10495103.html?xing_share=news