Leserbrief vom 3.12.2014
Die Nachricht, daß der größte deutsche Energieversorger Eon sein gesamtes Kohle-, Gas- und Kernkraftgeschäft in eine eigene Gesellschaft ausgliedern wird, hat teilweise merkwürdige Stellungnahmen hervorgerufen. Der grüne NRW-Umweltminister Remmel begrüßte diesen Schritt, was nicht sehr verwundert, denn die Grünen wollten schon immer die konventionelle Kraftwerkswirtschaft zerstören. Die Kapitulation von Eon vor den Dauerverlusten durch das Erneuerbare Energien-Gesetz EEG ist für ihn ein Erfolg. Auch der zweite der drei großen Energiekonzerne, die schwedische Vattenfall, will ihre deutsche Braunkohlensparte verkaufen, was wohl Tausende von Arbeitsplätzen kosten wird. Ein weiterer Erfolg. Dem dritten Konzern RWE geht es aus dem gleichen Grunde ebenso schlecht; schon wurde die Dividende drastisch gesenkt und den Stadtkämmerern etlicher großer Städte im Ruhrgebiet, die RWE-Anteile besitzen, öffnen sich riesige Löcher in ihrem Haushalt. Und auch die meisten Heizkraftwerke der Kommunen schreiben bereits rote Zahlen; die Stadtwerke Gera sind bereits insolvent.
Eon-Chef Teyssen hat sich nun eine raffinierte Foltermaschine für die Regierung ausgedacht: Die Ausgliederung der konventionellen Energiebereiche in eine Tochtergesellschaft, die anscheinend sogar vollkommen abgespalten werden soll. Das eröffnet Eon die Möglichkeit, diesen riesigen Verlustbringer, der einst das Rückgrat des Konzerns war, ohne weitere Hilfe untergehen zu lassen.
Zigtausende von Arbeitsplätzen würden verloren gehen. Das Ganze wird noch mit der Ankündigung verbunden, daß man sich nun auf die sog. Erneuerbaren Energien konzentrieren will – was nichts anderes ist als eine Schutzbehauptung und reine Ironie, mit der man der Regierung die Möglichkeit nehmen will, Eons Entscheidung zu kritisieren.
Der Konzern weiß nur zu gut, daß die Windparks inzwischen ebenfalls Verlustbringer sind, daß es mit dem Biogas-Ausbau seit der EEG-Reform Schluß ist und die Produktion von Solarstromanlagen längst fest in chinesischer Hand ist. Wer Eon´s Ankündigung als „radikale neue Ausrichtung“ ansieht, hat nichts begriffen.
Die unmissverständliche Botschaft an die Regierung lautet: Bezahlt uns die Weiterexistenz von durch Eure Schuld unrentabel gewordenen Kohle- und Gaskraftwerken, oder unsere neue Altlastenfirma macht sie alle zu. Und dann viel Spaß mit den Gewerkschaften – und mit den Stromkunden, die das zusätzlich bezahlen müssten.
Man kann nun darauf warten, wann RWE nachlegt. Die spannende Frage ist nun: Kommt zuerst das Ende der konventionellen Kraftwerkswirtschaft oder vielleicht doch zuerst das Ende der Energiewende ?