Innovationen haben den Kernenergiesektor maßgeblich angetrieben und werden dies auch in Zukunft tun. Allerdings muss die Kernenergiebranche offen für Neuerungen in sämtlichen Bereichen sein, nicht nur in der Reaktortechnologie. Zu diesem Schluss kamen Expertinnen und Experten in der abschließenden Diskussionsrunde des Science Forum 2023 der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), wie das Schweizer Nuklearforum [1] auf Basis der WNN vom 27.9. berichtete.
Während der zweitägigen Konferenz «Science Forum 2023» haben Ende September 2023 führende Expertinnen und Experten diskutiert, wie Innovationen zur Förderung und zum Ausbau der klimafreundlichen und sicheren Kernenergie und somit zum Erreichen der Netto-Null-Ziele beitragen können. Neue Reaktortechnologien wie die kleinen, modularen Reaktoren (SMRs) sind eine wichtige Innovation, aber man muss auch weitere Bereiche im Auge behalten.
Der finnische Klima- und Umweltminister, Kai Mykkänen, betonte die entscheidende Rolle der Kernenergie für Finnlands Energieunabhängigkeit. Bereits beim Bau des Kernkraftwerks Olkiluoto-3 habe man von «Hunderten» von Innovationen profitieren können. «Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auch in den nächsten 10 Jahren eine größere Menge an nuklearer Innovation auf dem Markt sehen werden … einschließlich SMRs, aber auch bei größeren, traditionelleren Reaktortypen», so Mykkänen. Die lange Bauzeit bei Olkiluoto-3 hat sich gelohnt: Das neue Kernkraftwerk sei der Hauptgrund, dass Finnland seine Abhängigkeit von Strom- und Gasimporten aus Russland habe beenden können und nun gleichzeitig niedrigere Strompreise genieße.
Der britische Staatssekretär für Kernenergie, Andrew Bowie, sprach über Großbritanniens ehrgeizige Ziele in der Kernenergie. Dabei betonte er, dass das Wissenschaftsforum klar gezeigt habe, dass Netto-Null ohne Kernenergie nicht möglich sei. Aber die Kernenergie biete noch viele weitere Vorteile: «Es geht nicht nur um Netto-Null … Es geht auch um erschwingliche Energie, Energieunabhängigkeit und -sicherheit», so Bowie.
Die Voten aus China und Belgien unterstrichen die Bedeutung einer ausreichenden Anzahl an gut ausgebildeten Fachkräften – im Falle Chinas war dies maßgeblich beim schnellen Zubau an Kernreaktoren und bei den Belgiern bezüglich eines sicheren Langzeitbetriebs der Kernkraftwerke. Sama Bilbao y León, Generaldirektorin der World Nuclear Association (WNA), wies darauf hin, dass Innovationen auf Forschung basierten und es deshalb eine enge Zusammenarbeit zwischen der Industrie und Forschungsinstitutionen brauche. Neben den technischen Weiterentwicklungen seien aber auch Innovationen in Bereichen wie bei den Zulassungsverfahren und der Finanzierung neuer Kernkraftwerke notwendig. Es sei wichtig, Investitionen anzuziehen und die Genehmigungsverfahren weltweit zu beschleunigen.