Waldsterben: Chronik einer Panik

Vorwort

Nachfolgender Artikel “Chronik einer Panik” wurde in der ZEIT vom 9.12.2004 veröffentlicht. Eigentlich gab es bisher keinen Anlass, ihn erneut zu publizieren – und das 44 Jahre nach dem Anfang der Katastrophenprophezeiung vom baldigen Waldsterben.  Kann es abermals Leser interessieren ? Das Stichwort heißt „bisher“ – und heute besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich diese Panikgeschichte wiederholt.

Zwar sind die damaligen Akteure – Forstwissenschaftler, Beamte, Journalisten, Politiker – nicht mehr aktiv. Sie können sich daher weder an einer Auferstehung eines  großen Waldsterbeschreckens beteiligen, weder es propagieren noch dagegen argumentieren.

Aber das politische System ist heute noch das gleiche wie damals; im Grunde sogar eher noch aggressiver in einer bewussten Irreführung der Bürger.

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Dem Wald geht’s schlecht – nur anders

„Dem deutschen Wald geht es schlecht. Sehr schlecht. Heute wissen wir, der Wald ist in Gefahr.“ Mit diesem Urteil begann ein langer Artikel in der FAZ vom 13.1.2023. Das Waldsterben ist also immer noch da. Es war in der Zeit zwischen 1990 und 2000 ein großes Thema- übrigens nur in diesem Lande –  und die damit verbundene Prophezeiung eines Göttinger Professors.   Er verkündete 1979, dass die ersten Wälder schon in fünf Jahren sterben würden; sie seien nicht mehr zu retten. In Frankreich prägte man dafür die Worte „le angst“ und „le waldsterben“ als Schlüsselbegriffe für deutsche Befindlichkeiten.

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Deutschland auf der Geisterbahn der Angst

Die Angst war schon immer die wichtigste Methode der Steuerung eines Volkes in die von den Herrschenden gewünschte Richtung. Zuständig für die Angstverbreitung und –pflege war in antiken Zeiten die Priesterschaft, die mit Göttern, aber auch Dämonen und Geistern – später mit Engeln – das Herrschaftssystem zu stabilisieren hatte. Insbesondere durch Opfer wurde das Volk dazu gebracht, die höheren Wesen gnädig zu stimmen. Die häufig erfolgende Bestrafung der Sünder äußerte sich in Katastrophen verschiedenster Art: Seuchen, Missernten, Sintfluten , Erdbeben oder auch das längere Ausbleiben von Regen und andere schmerzliche Ereignisse, die den Menschen ihre Machtlosigkeit gegen die Götter vor Augen führte.
Die christlichen Religionen hatten für diesen Zweck die Hölle eingeführt. Während die Evangelischen kaum Chancen haben, angesichts ihrer Sünden der Hölle zu entkommen, hat die katholische Kirche ein kluges System etabliert, mit dem sich die Sünder freikaufen können: Im Mittelalter buchstäblich mit Geld (der von Martin Luther bekämpfte Ablasshandel), heute mit dem Absolvieren bestimmter Rituale (Wallfahrten, Rosenkränze beten etc.).

Im Grunde hat sich auch in unseren angeblich aufgeklärten Zeiten nicht viel an dieser Methode der Kontrolle und Steuerung einer Bevölkerung geändert, denn die Benutzung von Angst zur Erreichung politischer Ziele war und ist unübertroffen wirksam. Die Priesterschaft vergangener Zeiten ist heute durch eine enge Arbeitsgemeinschaft von Regierenden und Medien ersetzt worden; die Götter haben zumindest in unserem Lande nicht mehr viel zu melden, aber die Dämonen sind geblieben. An die Stelle der Götter sind flexibel nutzbare Begriffswolken wie Umwelt, Klima und Natur getreten; seltener die Mutter Erde persönlich in Gestalt von Gaia.
Was aber im Vergleich zum Mittelalter sehr viel stärker in der Angstpolitik genutzt wird, ist der Ablasshandel.

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