Kann man die Grünen energiepolitisch (noch) verstehen?

Dipl.-Phys. Ulrich Waas*)

Nach rund 50 Jahren Beschäftigung mit der Energiediskussion muss ich die Frage mit „Jein“ beantworten.

Nach dem sprunghaften Anstieg der Ölpreise1973 wurde in einer Energiewende damals der schnelle Ausbau der Kernenergie (KE) als die Lösung angesehen. Alle Parteien im Bundestag, Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften, Kirchen waren pro KE, die Fortschreibung des Energieprogramms der Bundesregierung sah 1977 den Bau von 50.000 MW Kernkraftwerke (KKW) bis 1985 vor, ein Stromverbrauchswachstum von 7% pro Jahr wurde als gut für Wirtschaft und die Verringerung der Arbeitslosigkeit bezeichnet. Nur ein paar „Außenseiter“ wiesen darauf hin, dass mehr darüber gesprochen werden müsse, welche „Energiedienstleistungen“ wirklich benötigt würden und wie diese technisch effizient und umweltverträglich den Verbrauchern bereitgestellt werden könnten.

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Weiterbetrieb der letzten drei Kernkraftwerke bis 15. April 2023

Bundeskanzler Olav Scholz machte von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch, weil sich seine Koalition nicht auf eine gemeinsame Linie zum Weiterbetrieb der letzten drei Kernkraftwerke verständigen konnte.

Per Brief wurde am Montagabend 16.10.2023 den drei Parteien seine Entscheidung mitgeteilt:

„Es wird die gesetzliche Grundlage geschaffen, um den Leistungsbetrieb der Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 sowie Emsland über den 31. Dezember 2022 hinaus bis längstens zum 15. April 2023 zu gewährleisten“.

Darüber hinaus kündigte der Kanzler an, dass ein „ambitioniertes Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz“ vorgelegt werde.

Während Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für den Weiterbetrieb der beiden süddeutschen Reaktoren bis Ende März 2023 und die Beendigung von KKE bis 31.12.2022 beharrte, bestand Bundesfinanzminister Christian Lindner auf einen Weiterbetrieb aller drei Rektoren unter Einsatz neuer Brennelemente bis ins Jahr 2024 und gegebenenfalls der Reaktivierung der bereits stillgelegten drei Kernkraftwerke.

Der Weiterbetrieb entspannt vorerst die kritische Situation der Stromversorgung, die durch den Ausfall der Gaskraftwerke infolge Gasmangels aufgetreten ist. Eine Dauerlösung fehlt weiterhin. Auch der angestrebte Ausbau der Windenergie- und Solaranlage macht bei Flaute und nachts weiterhin die Stromerzeugung aus Kohle und/oder Kernkraftwerke zwingend erforderlich.

Der Einsatz von Gaskraftwerken dürfte angesichts der Gasknappheit keine Option sein. Strebt man weiterhin eine klimaneutrale Stromversorgung an, bliebe vorerst nur die CO2-freie Stromerzeugung in Kernkraftwerken als Option.

Und Wasserstoff? Machen wir uns nichts vor: Herstellung und Einsatz von „grünem“ Wasserstoff bleibt über Jahre hinaus mengenmäßig eine Fata Morgana, von den Kosten ganz zu schweigen.

 

Gasverfügbarkeit: Schlimm wird es erst im Winter 2023/2024

Selbst wenn der Gasvorrat im kommenden Winter reichen sollte, aber wie sieht die Situation im Winter 2023/2024 aus?

Acht Monate nach der russischen Invasion in der Ukraine war der Übergang Europas weg von russischen Energieimporten nicht einfach. Im vergangenen Jahr importierte Europa für 99 Milliarden Euro (117 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021) Energie aus Russland, was rund 40% des europäischen Erdgasverbrauchs und 30% seines Rohöls umfasste. Das Ergebnis ist, zumindest kurzfristig, eine zunehmende Energiekrise auf dem gesamten Kontinent, die durch rekordhohe Erdgaspreise und vielerorts eine Verdreifachung der Stromrechnungen gekennzeichnet ist.

Die Regierungen haben sich erfolgreich bemüht, unterirdische Erdgasspeicherreserven aufzufüllen, um sich auf die kälteren Wintermonate vorzubereiten – wenn der Energiebedarf am höchsten ist. Diese Woche erreichte Deutschland einen entscheidenden Meilenstein, indem es seine Gasreserven über zwei Wochen früher als geplant zu 95% auffüllte, während die Gasspeicher in der gesamten EU jetzt zu fast 92% gefüllt sind und damit ein früheres Ziel übertreffen, bis zum 1. November 80% der Speicher gefüllt zu haben.

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Hohe Strompreise eine Gefahr für Solar-PV- und Batteriefertigungen

Investitionen in die Produktion von Solar-PV und Batteriezellen könnten eingemottet werden, wenn die Stromkosten nicht sinken, sagt Rystad Energy, ein unabhängiges Energieforschungs- und Business-Intelligence-Unternehmen mit Hauptsitz in Oslo, Norwegen.

Wie Renews [1] schreibt, zeigen Untersuchungen von Rystad Energy, dass 35 GW Solarproduktion und mehr als 2000 Gigawattstunden Produktionskapazität für Batteriezellen in der EU eingemottet werden könnten, wenn sich die Strompreise nicht wieder normalisieren.

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Batterieproduktion: Berlin-Grünheide oder Texas?

Tesla hat Berichten [1] zufolge Probleme beim Aufbau seiner Batteriezellenproduktion in der Gigafactory Berlin und verlegt Batterieproduktionsanlagen nach Texas.

Seit über zwei Jahren arbeitet Tesla daran, eigene Batteriezellen mit einem neuen 4680-Format zu bauen. Der Plan ist entscheidend für das langfristige Wachstum des Unternehmens, da es seine nächste Generation von Elektrofahrzeugen mit einer neuen strukturellen Batteriepack-Architektur antreibt.

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„Merit Order“ – Grundlage der Preisbildung

In unserem Artikel „Der Strompreis spielt verrückt“ erläuterten wir unter anderem den Einfluss des Merit Order-Prinzips. An einem Fallbeispiel veranschaulicht der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages 1), wie sich dieses Prinzip auf  die Strompreisbildung auswirkt:

„In der aktuellen Diskussion über hohe Energiepreise spielt „Merit Order“ eine zentrale Rolle. Dieser englische Ausdruck lässt sich mit „Reihenfolge der Vorteilhaftigkeit“ übersetzen. Er beschreibt in der Ökonomie, wie sich an der (Großhandels-)Strombörse Handelspartner finden und Preise bilden. Diese Preisbildung entspricht den ökonomischen Interessen der Marktteilnehmer. Dies verdeutlicht folgendes stark vereinfachtes Beispiel:

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Eine öko-besessene Elite hat Energie und Ernährungssicherheit der Klimaagenda geopfert

Der Assistenzprofessor für Volkswirtschaft und Politikwissenschaften an der Webster University Vienna, Dr. Ralph Schoellhammer, ist ein Mann deutlicher Worte: „Deutschland begeht nationalen Selbstmord“, „Europa vor den Trümmern seiner Energiepolitik“, wie auch aus seinem folgenden Artikel*) hervorgeht:

 

„Die Bundesregierung hat vergangene Woche beschlossen, den Ausstieg aus zwei Kernkraftwerken vorübergehend zu stoppen (Anm: Noch ist die Entscheidung nicht gefallen). Dies ist ein Versuch, die Energieversorgung Deutschlands zu sichern, nachdem Russland seine Gasexporte nach Deutschland effektiv eingestellt hat.

Aber es gibt noch viel mehr, was die deutsche Regierung tun könnte, wenn sie es ernst meinen würde, ihre Energiesicherheit zu stärken. Sie könnte beispielsweise ihr Fracking-Verbot von 2017 aufheben. Wie ein Regierungsbericht aus dem Jahr 2016 zeigt, sitzt Deutschland auf Schiefergasvorkommen von mehr als zwei Billionen Kubikmetern – das 20-fache seines jährlichen Gasverbrauchs. Fracking könnte realistischerweise 10 Prozent des deutschen Gasbedarfs pro Jahr decken. Noch ermutigender ist, dass der Bericht zeigt, dass Fracking in Deutschland ohne Schädigung der öffentlichen Gesundheit oder der Umwelt durchgeführt werden könnte. Fracking könnte daher dazu beitragen, eine langfristige Lösung für die sich verschärfende Energiekrise zu finden.

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Schlimmste Energiekrise seit Menschengedenken

Im folgenden Artikel skizziert Net Zero Watch*) die dramatische Energiesituation in Großbritannien, die, und das ist der Grund, warum der Artikel hier erscheint, sich von der Situation in Deutschland nicht wesentlich unterscheidet. Der komplette Verzicht auf Kernenergie in Deutschland würde die deutsche Situation noch verschärfen, wohingegen die Kernenergie in GB genutzt und weiter ausgebaut wird.

 

Das Vereinigte Königreich steht nun neben einem Großteil Europas vor der schlimmsten Energiekrise seit Menschengedenken, vielleicht der schlimmsten in der Geschichte.

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Petition: Deutsches Schiefergas nutzen

Deutschland verfügt über ein enormes nachgewiesenes Schiefergasvorkommen. Seine Förderung würde den Versorgungsmangel an Erdgas lindern und die Gaspreisentwicklung entspannen. Das Schiefergas müsste mit dem Fracking-Verfahren gefördert werden, jenem Verfahren, das in den USA angewandt wird, um Deutschland  mit LNG zu versorgen. Seit 2017 ist die Förderung in Deutschland gesetzlich untersagt.

Nach dpa-Meldung vom 15.08.2022 stellte der stellvertretende Vorsitzende der Expertenkommission „Fracking“, Holger Weiß, das in Deutschland geltende Verbot der Erdgasförderung durch das sogenannte Fracking infrage.

„Man kann das eigentlich nur mit ideologischen Vorbehalten erklären. Einer sachlichen Grundlage entbehrt das.“ Die beim Fracking mittlerweile verwendete Flüssigkeit sei kein Gift, das sei „Spüli“.  „Heutzutage kann man Fracking mit einem vertretbaren Restrisiko machen“, sagte Weiß.

Zum Förderungsverfahren erklärte der ehemalige Präsident des Bundesamtes für Geowissenschaften und Rohstoffe Prof. Dr. Hans-Joachin Kümpel:

„Fracking ist heute eine Hightech-Bohrlochtechnologie mit höchsten Sicherheitsstandards. Weder führt ihr Einsatz zu einer Verunreinigung von nutzbaren Grundwasserressourcen, noch löst sie fühlbare Erdbeben aus.“

Der für die Freigabe zuständige Wirtschaftsminister Robert Habeck zeigt kein Entgegenkommen. Eine Petition soll die politische Diskussion um die Förderung initiieren.

Wir rufen unsere Leser dazu auf, sich der Petition anzuschließen (bitte klicken):

 „Gasversorgung durch Schiefergas sichern

Haben Sie eine Frage oder einen Hinweis zur Petition? Werner Ressing, BMWi-Abteilungsleiter a.D., hat die Petition gestartet. Klicken Sie hier, um Kontakt aufzunehmen.

Für 15 europäische Staaten ist die Kernenergie quasi alternativlos

Die Klimaziele sind ohne Kernkraft nicht zu erreichen, wenn wir nur annähernd unseren Wohlstand erhalten wollen. Der Weltklimarat IPCC sprach sich in seinen Berichten für die Nutzung der im Betrieb CO2-freien Kernenergie aus. Von der Europäischen Union wurde die Kernenergie zusammen mit Gas in diesem Jahr als nachhaltig eingestuft.

Obwohl die letzten drei deutschen Kernkraftwerke einen Beitrag zur sicheren Stromversorgung liefern können, tun sich die Grünen schwer, den Weiterbetrieb über dem 31.12.2022 hinaus zu ermöglichen. Nach langem Hin und Her sollen nun die beiden Kernkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 bis Ende April 2023 weiterbetrieben werden.

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