Ökologische Transformation verliert an Attraktivität für Investoren

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Im Mai und im Oktober 2023 berichteten wir über das abnehmende Interesse von Banken und Investoren an ESG, Environment (Umwelt), Social (Sozial), Governance (Unternehmensführung). Nach ESG-Kriterien zu handeln, bedeutet, neben der Beachtung wirtschaftlicher Anlageziele auch ethische Wertvorstellungen zu berücksichtigen. Über die Bestimmung der ESG-Kriterien können bestimmte Branchen und Unternehmen, die diese Grundsätze missachten, bei der Kapitalanlage oder als Geschäftspartner ausgeschlossen werden.

Banken stehen unter der Aufsicht von Finanzaufsichtsbehörden, die unter anderem die Vergabe von Geldern gemäß ESG zu beurteilen haben. Aber, die Klimapolitik liegt außerhalb des Fachwissens einer Finanzaufsichtsbehörde. Angesichts der Unsicherheit innerhalb der klimawissenschaftlichen Gemeinschaft selbst gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass sie ein besseres Verständnis der Klimarisiken haben können. Das strenge ESG-Reglement löste in den USA bereits eine Bankenkrise aus.

Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, dass die größten institutionellen Investoren und Unternehmen der Welt ein ausgeprägtes Interesse an der Dekarbonisierung und der ökologischen Transformation der Wirtschaft einst an den Tag legten. Darüber berichtete aktuell Tichys Einblick 05/24 unter dem Titel „Geldgeber ziehen sich zurück“.

Mit dem Ziel „net zero bis 2050“ vernetzten sich unter der Initiative „Climate Action 100+“ [1] die größten Vermögensverwalter der Welt, Banken wie UBS und Versicherungen wie die HUK Coburg und die Evangelische Kirche in Schweden, um nur einige Beispiele zu nennen. Mittlerweile sollen sich laut Tichys Einblick 700 institutionelle Investoren der Initiative angeschlossen haben. 68 Billionen Dollar (!) sollen der Initiative zur Verfügung stehen.

Doch allmählich schliefe der Aktionismus ein. Im Februar machte eine Meldung die Runde, die außerhalb der Finanzwelt so gut wie kein Echo gefunden habe: JP Morgan und State Street mit einem verwalteten Vermögen von zusammen 7,2 Billionen Dollar zögen sich komplett aus dem Projekt zurück.

Tichys Einblick nennte weitere Beispiele. Die Umorientierung darf man mindestens als Zeichen deuten. Die ESG-Thematik ist offenbar nicht mehr der attraktivste Anlagesektor.

Der Ukraine-Krieg ließe Rüstungsindustrie für Investoren wieder attraktiver erscheinen…“Der Klimawandel ist nicht mehr als ein transparent gewordenes Feigenblatt.“

In den USA und in der EU, wo Wahlen bevorstehen, werden immer mehr klimapolitische Maßnahmen zurückgedreht, wenn man Stimmen fangen will. Das war noch vor einem Jahr undenkbar – hing doch die vermeintliche Rettung der Welt an den Netto-Null–Maßnahmen.

[1 https://www.climateaction100.org/