„Klimakatastrophe“ – für Evangelische Kirchenführer „menschengemacht“ ohne Gottes Einwirkungen

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Nach einem Bericht im Idea Spektrum 18.23 hält der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, die Anliegen der Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ für berechtigt. Die Aktivisten würden sich ernsthaft um die Zukunft sorgen. Wie der Kirchenpräsident sagte, „ist es unmöglich, den kirchlichen Auftrag von den gegenwärtigen Herausforderungen des Klimawandels zu lösen.“ Wie sich die Kirche den Herausforderungen stelle, sei „Teil der Glaubwürdigkeit unserer Botschaft“.

Bereits in meinem Artikel „Eine Herausforderung: Klimawandel in christlicher Verkündigung“ hatte ich mich mit der Frage befasst, ob Theologen nicht unglaubwürdig werden, wenn sie etwa im Hinblick auf Aussagen zu Klimaschwankungen mit spezialisierten Wissenschaftlern konkurrieren wollen. Die obige Aussage von Volker Jung veranlasste mich zu folgendem Kommentar:

Evangelische Geistliche als „ Möchtegern-Politiker“ – daran haben sich evangelische Christen zu gewöhnen. Der Versuchung, eigene politische Vorstellungen damit bedeutender erscheinen und großartiger klingen zu lassen, dass man sie als „im Sinne Gottes“ oder „offensichtlich von Gott so gemeint“ deklariert, können evangelische Kirchenführer nur schwer widerstehen: Die Geschichte der EKD seit dem 2. Weltkrieg bietet bis in unser ‚Heute’ genug Beispiele dafür. Was das ganze aber sehr bedenklich und bedauerlich macht: Dass es keine offene Diskussion gibt um die politischen Vorstellungen der 20 funktionsmäßig „gleichwertigen“ Leiter von EKD-Landeskirchen – und warum sie gewisse Behauptungen aufstellen. Es ist verständlich, dass sie unterschiedliche Meinungen haben – aber äußern sie diese Meinungen auch dann, wenn sie kontrovers sind? Oder tun sie das nicht „um des lieben Friedens willen“ oder weil „eine Krähe der andern kein Auge aushackt?“

Seit der Etablierung der Bundesrepublik als Staat und seit ihrer Einbindung in das „Westliche Bündnis“ hat es bis heute eine Reihe von Konstellationen gegeben, wo „evangelisches Führungspersonal“ sich herausgefordert gesehen haben konnte, zu politischen Fragen in die Öffentlichkeit hinein „pro und contra“ – Stellung zu beziehen. Je nachdem – ‚dafür oder dagegen’ oder ‚schärfer oder moderater’. Das galt geradezu zwangsläufig in einer Zeit, als sich zwei Systeme mit „geladenen Gewehren“  gegenüberstanden. Aber was damals so eingeübt wurde, das ist in der Zeit „danach“ nicht nur geblieben, sondern eher noch weiter entwickelt worden. In der „innerdeutschen Parteien- und Politlandschaft“, in den Verpflichtungen im Hinblick auf Forderungen und Interessen der europäischen Politik und in weltweiten Bündnissen und Wirtschaftsinteressen haben sich deutsche Frontbildungen etabliert und verfestigt. Und wenn etwa evangelische Pfarrer lautstark zum „Kampf gegen rechts“ aufgerufen haben und aufrufen, so zeigen sie damit, was sie für Vorstellungen von Demokratie haben.

Und bei solch betonter Einseitigkeit lassen sie fragen: Wollen sie in ihren Gemeinden – und darüber hinaus in ihrer Kirche – keine Gemeindeglieder haben, die sich selbst als „rechts“ verstehen oder die so gesehen werden?  Wollen sie nur „linke“ und bestenfalls noch „mittige“ Gemeindeglieder? Pfarrer „gegen rechts“ können sich voll bestätigt sehen, wenn sie die Mehrheit der deutschen Presseakteure als Vorbild nehmen: Umfragen unter Journalisten – Nachwuchskräften wie auch lange im Dienstbefindlichen – bestätigen immer wieder eine Einstellung der großen Mehrzahl der Journalisten als  links bis ganz  „links von der Mitte“. Evangelische Pfarrer können sich also darin bestätigt sehen, dass sie in ihren politischen Ansichten die Einstellung der „veröffentlichen Mehrheit“ teilen und so „Pfarrer für diese“ wären – wenn diese so politisch ausgerichtete Mehrheit an Pfarrern und ihrer Botschaft interessiert wäre. Wenn überhaupt, dann sind in der Medienwelt nur politisch gleichgesinnte Pfarrer willkommen.

„Weltbewegend“ und immer größere Bereiche der Weltwirtschaft ergreifend kommt die Frage nach dem Klima und seiner zukünftigen Entwicklung in das Zentrum wirtschaftlicher und politischer Überlegungen: Ist Klima mit seinen Schwankungen eine Sache der Natur – oder sind die Auswirkungen menschlicher Eingriffe in die Natur so gravierend geworden, dass sie dieses Klima mehr und mehr beeinflussen? Eine Frage, die in den letzten Jahren zu einer Glaubensfrage geworden ist, in deren Zeichen sich Menschen vornehmlich in Europa immer kontroverser gegenüberstehen. Auf dem Wege in einen Glaubenskrieg, der Fronten aufreißt und Feindschaften etabliert – ganz besonders auch deshalb, weil generell wirtschaftliche und in ihrem Gefolge politische und schließlich ideologische Fragen eine immer wichtigere Rolle spielen. Da können sich neue Blockbildungen entwickeln.

Aber um zu den Ausgangsfragen zurückzukehren: Ich habe alles Verständnis dafür, dass in dieser Auseinandersetzung auch Wortführer und Funktionäre der Evangelischen Kirche Partei ergreifen und „ihre“ Christen in ihre Anschauungen „mitnehmen“ wollen. Wobei „peinlich“ sein kann, dass in den heiligen Schriften, die christlichen Glauben etablieren, „Klima“ nirgendwo vorkommt! Dort wird zwar von „Wetterphänomenen“ berichtet – auch über längere, wie etwa Jahresfristen  –  aber nicht über Phänomene, wie sie heute als „Klima“ bezeichnet werden. Müssen evangelische Wortführer also Vorstellungen über ein Handeln oder Eingreifen Gottes weglassen, wenn von Klimaentwicklungen oder Klimaschwankungen gesprochen wird? Können Christen hier sehr unterschiedliche Auffassungen vertreten, weil es keine Anweisungen aus der Bibel gibt, sondern nur den Rückgriff auf die Ergebnisse langjähriger Wetteraufzeichnungen und geologischer Forschungen, die in den letzten Jahrzehnten ein immer detailliertes und vollständigeres Bild über die Klimaentwicklung der Vergangenheit zutage gefördert haben? Immer mehr Einzelheiten über die Milliarden Jahre, so dass wir immer genauer Bescheid wissen, wie sich unsere Erde entwickelt hat und welche Annahmen über eine zukünftige Weiterentwicklung wir deshalb machen können?

Das aber sind dann Fragen an hochspezialisierte Wissenschaftler und nicht an Wortführer einer deutschen evangelischen Kirche, denen man hierzu nur sagen kann:  „Schuster, bleibt bei euren Leisten“ und kümmert euch um das, was ihr gelernt habt, wozu ihr berufen seid und was euer Auftrag ist in unserer Gesellschaft! Wenn ihr als Boten Gottes anerkannt werden und wirken wollt, dann gibt es mehr als genug für euch zu tun! Dann bemüht Euch doch darum, dass auch jüngere Menschen verstehen, was Ihr ihnen verständig machen, ihnen „überbringen“ wollt und was sie mitnehmen sollen aus euren Verkündigungen.

Als Physiker, der sich seit vielen Jahren mit Energie- und Klimafragen beschäftigt hat, sehe ich seit vielen Jahren regelmäßig evangelische Fernseh-Gottesdienste. Gottesdienste mit fast ausschließlich „älteren“ bis „alten“ Teilnehmern! Und da erlaube ich mir zu fragen: Verstehen diese ehrenwerten Glaubenden denn noch, wenn ihnen Pfarrer eher mehr als weniger pauschal erklären, was sie über „menschengemachte Klimakatastrophe“ glauben sollen? Was für eine Ideologie wird hier „auf die Schnelle“ verkündet, die diese Christen „glauben“ sollen? Von christlichen Verkündigern vom Vikar bis zum Bischof sollte doch erwartet werden, dass sie erklären können, was ist der „Unterschied“ zwischen einem „menschengemacht“ und dem, was Gott durch die Natur geschehen lässt.
Wie habe ich zu verstehen, dass Gott in solcher kirchlichen Erklärung gar nicht mehr erwähnt wird?

 

Thimm.kft@netcologne.de