Das Balkonkraftwerk: Lohnt es sich?

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Um es gleich zu sagen: Diese Frage muss jeder für sich anhand der folgenden Angaben selbst beantworten. Die Werbeslogans sind verlockend. In Zeiten teuren Stroms besteht großes Interesse an einer Installation.

Solarpanels anbringen, Stecker in die Dose und Geld sparen: So lautet das Produktversprechen bei Balkonkraftwerken. Wegen ihrer einfachen Handhabung und der kompakten Abmessung sollen auch Laien ohne Eigenheim die Mini-Solaranlagen zu Hause zum Beispiel am Balkon anbringen können. Es gibt jeweils passende Halterungen zur Installation am Balkongeländer, an der Fassade, auf der Terrasse oder dem Dach.

Balkonkraftwerke bestehen meist aus ein bis zwei Solarmodulen und einem Wechselrichter. Der Wechselrichter wandelt den erzeugten Solarstrom in normalen Haushaltsstrom um – von Gleich- in Wechselstrom. Danach kann der umgewandelte Strom direkt in eine Steckdose eingespeist werden. Der Stromzähler zu Hause läuft dann langsamer, weil weniger Energie aus dem Netz bezogen wird.

Prof. Helmut Alt beließ es nicht bei dem Slogan. Für die realistische Diskussion mit seinen Studenten an der TH Aachen erwarb er zum Preis von 681,64 € plus 19% MWSt ein „400 W Balkonkraftwerk“. Seine persönlichen Erfahrungen nach wenigen Wochen Betrieb könnten ein Ratgeber für Interessenten sein:

Die Benutzungsdauer (Zeit der Sonneneinstrahlung) von Solaranlagenbeträgt rund 1000 Stunden (h) von insgesamt 8.760 h eines Jahres. 400 W- Balkonkraftwerk bedeutet 400 W Nennleistung. Hersteller schreiben unzulässig Wp (p steht für Peak). Die Einheit Wp gibt es nach DIN nicht, das ist eine private Erfindung der Solarbranche für die selten oder auch nie erreichbare „Peakleistung“.

Bei südlicher freier optimaler Aufstellung liefert dieses Balkonkraft eine Energie/Arbeit von 0,4 kW x 1000 h = 400 kWh.

Ab der Nullstellung des Zählers sind in den zwei sonnenscheinreichen Monaten Juli und August 2023 bis zum 29.08.2023: 100,5 kWh elektrische Energie erzeugt und eingespeist worden. Der Hauptzähler am Hausanschluss hat sich somit um 100,5 kWh weniger vorgedreht. Bezogen auf rund 30 Ct/kWh beträgt die Ersparnis also rund 30 Euro oder bei vermutlich bei 400 kWh/Jahr Einspeisung rd. 120 Euro pro Jahr. Die Kapitalrücklaufzeit beträgt demnach rd. 7 Jahre.  Man beachte, dass der Zähler des Anschlusses der Solaranlage rückwärts läuft und zählt, da dieser bewusst in Energieflussrichtung Stromlieferant (Solaranlage) – Hausnetzanlage angeschlossen ist.

Ob die bereits am 15.06.2023 auch vom Deutschlandfunk thematisierten sogenannten “Balkonkraftwerke“, in der Werbung unter dem Slogan “Auspacken, aufklappen, anschließen, fertig!” auf Dauer von den EVU`s, ohne – bei großer Verbreitung – dann aus netzsicherheitstechnischen Gründen der dokumentationsfreien Inbetriebnahme überlassen bleiben, wird die Zukunft erweisen. Derzeit gilt noch eine Leistungsbeschränkung auf 400 W Nennleistung der Anlagen.

Ob die Bestrebungen der “politisch Grünen Klientel” die zulässige Nennleistung auf 600 W oder wie in anderen europäischen Ländern auf 800 W zu erhöhen, auch bei VDE durchkommen, sei dahingestellt. Dass die Verbraucherzentralen das befürworten ist nicht verwunderlich, an die millionenfachen Anwendungen wird erst gedacht, wenn 10 Millionen Anlagen, d.h. 8 GW da sind und jeweils mit den Wolken vor der Sonne, ganz schnell wieder weg sind. Je weniger man Ahnung von der Sache hat, desto leichter kann man großzügiger sein.

Wie sieht es mit der Entsorgung aus?

Dazu heißt es unter Quarks1): Die Entsorgung stellt kein Problem dar. “Wichtig ist: Balkonkraftwerke und andere Fotovoltaikanlagen gehören nicht in den Restmüll, sondern müssen gesondert entsorgt werde, damit sie nach der Entsorgung nicht zur Umweltgefahr werden. Die aktuellen Regeln dazu kennt der lokale Abfallbetrieb.”

Warum Umweltgefahr wird auch gesagt: “Solarpaneele enthalten oft giftige und nicht unbedenkliche Stoffe wie…

  • Blei: Module auf Basis von Siliciumwafern (über 90 Prozent Marktanteil) enthalten häufig noch Blei. Blei ist ein giftiges Schwermetall und unter bestimmten Bedingungen auch löslich.
  • Polyvinylfluoride: Einige Module setzen Rückseitenfolien ein, die diese Fluorpolymere enthalten. Fluorpolymere gehören zu den Ewigkeitschemikalien, die sich in der Umwelt anreichern und mittlerweile quasi überall nachweisbar sind.
  • Cadmiumtellurid: CdTe-Module enthalten Cadmium in Form von Salzen. Sowohl metallisches Cadmium als auch Cadmiumoxid werden als äußerst giftig eingestuft, während CdTe als gesundheitsschädlich betrachtet wird.”

Diese Stoffe allerdings sind auch in vielen anderen industriellen Produkten enthalten.

1) https://www.quarks.de/technik/energie/balkonkraftwerk-solar-photovoltaik-pv-strom-faq/