Die niederländische Regierung plant zwei neue Kernkraftwerke

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Die Niederlande sollen im nächsten Jahrzehnt zwei neue Kernkraftwerke bekommen. Als Grund gibt die neue Koalition unter Ministerpräsident Rutte den Klimawandel und die Versorgungssicherheit an. Die Koalition hat sich auf nicht weniger als die Rückkehr zur Kernenergie verständigt. Um den «Kampf gegen die Erwärmung der Erde» zu gewinnen, wie es im Vertrag der vier Parteien heißt, soll nicht nur das einzige noch bestehende Kernkraftwerk in Borssele in der Provinz Zeeland länger am Netz bleiben. Geplant ist auch, «die notwendigen Schritte für den Bau von zwei neuen Kernkraftwerken» zu unternehmen. Dafür will die Koalition 5 Milliarden Euro – ein Viertel der voraussichtlichen Baukosten – bereitstellen.

Es sollen dabei Anlagen der Generation III+ errichtet werden, da diese die schnellste Möglichkeit darstellen würden, einen Beitrag der Kernenergie zu einem stabilen, CO2-neutralen und diversifizierten Energiesystem zu erreichen. Zu diesen modernsten Reaktortypen, die Verbesserungen in Bezug auf Sicherheit, Betriebszeit, Brennstofftechnologie und Effizienz brächten, lägen auch in anderen Ländern umfangreiche Praxiserfahrungen mit Planung und Finanzierung dieser Technologie vor.

Die Kernenergie erzeugt bei der Stromproduktion keine Treibhausgase. Das ist für das wachsende Lager ihrer Befürworter das schlagende Argument.

Als bevorzugten Standort wies die Regierung nun die Gemeinde Borssele in der Provinz Zeeland an, wie das Energieministerium mitteilte. Dort in der Nähe zu Belgien ist bereits seit Jahrzehnten ein Kernkraftwerk in Betrieb – derzeit das einzige in den Niederlanden. Die endgültige Standortentscheidung soll Ende 2024 fallen. Als möglicher Standort ist auch noch Rotterdam im Gespräch. Aus dem Rennen ist Eemshaven an der Emsmündung unweit von Niedersachsen.

Erwartet wird eine Fertigstellung der neuen Kraftwerke um 2035. Mit einer Kapazität von 1000 bis 1650 Megawatt sollen die Reaktoren neun bis 13 Prozent der niederländischen Stromproduktion liefern. Wie das Ministerium erläuterte, soll die Betriebsdauer des bestehenden Kernkraftwerkes in Borssele über 2033 hinaus verlängert werden. Ein Meiler in Dodewaard bei Nijmegen nahe der deutschen Grenze wurde 1997 geschlossen.

Die Kernenergie spielte in den Niederlanden bisher keine große Rolle. Das Land deckt große Teil seines Energiebedarfs mit Erdgas aus der Provinz Groningen im Norden. Bis 2030 sollen Windkraft und Sonnenenergie 80 Prozent der Energieversorgung sicherstellen. Die neuen KKW sollen die verbleibende Versorgungslücke schließen helfen, wie die Zeitung “NRC Handelsblad” am 10.12.2022 berichtete.