Der Umbau des Energiesystems ist nicht finanzierbar

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Der Industrienation und dem früheren Exportweltmeister Deutschland geht es aktuell nicht gut. Nahezu täglich berichten die Medien über negative Veränderungen: Rezession, Deindustrialisierung, Abwanderung und vieles mehr. Verbände schlagen Alarm. Die Grafik des Statistischen Bundesamtes [1] weist einen stärkeren Einbruch aus als zu Covid-Zeiten.

Die hohen Gas-, Kohle- und insbesondere Strompreise haben dazu beigetragen. Eine Hauptschuld lastet auf der überstürzten und fehlgeleiteten Energiewende, deren wahren Kosten bislang von keiner offiziellen Stelle kalkuliert worden sind. Die Energiesicherheit steht inzwischen auf wackligen Beinen. Eine weitere dominant ökologische Netto-Null-Politik lässt das Schlimmste befürchten. Rund 1 Billion Euro wurden verschwendet, um NICHT von fossilen Brennstoffen wegzukommen. Vor der Wende bis heute hängt Deutschland zu 80% von Öl, Kohle und Gas bei der Primärenergie ab.

Was kommt an Kosten noch auf Deutschland zu?

Einen Hinweis lieferte das Handelsblatt [2]: „Beim Umbau des Energiesystems in Deutschland stehen in den kommenden Jahren Investitionen von mehr als einer Billion Euro an. Das zeigt eine Analyse von Prognosen und Studien, die das Handelsblatt Research Institute (HRI) ausgewertet hat. Das Ergebnis: Deutschland braucht 1,1 Billionen Euro, um das gesetzlich verankerte Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Zum Vergleich: Das ist 65-mal so viel wie die Haushaltslücke, über die die Ampelregierung Ende des Jahres wochenlang diskutiert hat.“

Diese Summe wird der Staat, aber vor allem Unternehmen, Finanzinstitute und Bürger tragen müssen. Das meiste Geld muss in den Ausbau erneuerbarer Energien fließen, aber unter anderem auch in Stromspeicher und -netze.

Doch beachten Sie, diese Kosten betreffen ausschließlich die künftige auf Wind und Sonne ausgerichtete Stromversorgung im Hinblick auf Klimaneutralität.

Eine aufschlussreiche neue Studie veröffentlichte das Energiewirtschaftliche Institut Köln (EWI) im Oktober 2023 [2], worauf mich Lars Schernikau [3] in einer persönlichen Mitteilung aufmerksam machte.

Der Kern der Studie beschreibt, warum Deutschland über 2 Billionen Euro bis 2030 benötigt, um seine „grünen Klimaversprechen“ einzuhalten. Dieser Betrag ist – mit Blick auf die Jahreszahlen 2030/2045 – ein Vielfaches so hoch wie die Angaben des Handelsblattes.

Das EWI betrachtete nicht nur die Stromwirtschaft, sondern auch den Verkehr, die Industrie, und Gebäude. Als Annahmen nennt das EWI:

  • Die Berechnungsgrundlage zur Abschätzung der Investitionen in erneuerbare Energien erfolgt auf Grundlage des „Osterpaketes 2022“, dass das Zielniveau für Ende 2030 festlegt.
  • Die von der Bundesregierung im Jahr 2023 festgelegten Ziele für den Bruttozubau an steuerbaren Kraftwerken und Elektrolyseurenbis 2030 legen den aktuellsten Investitionsbedarf dieser Technologien fest.
  • Der Investitionsbedarf für die Stromnetzinfrastruktur wurde in der dena-Leitstudieauf Basis eines Netzentwicklungsplans der Stromnetzbetreiber bestimmt und um zusätzlichen Bedarf erweitert.

Warum allein bis 2030 ca. 2.000 Milliarden Euro an Investitionen (270 Milliarden Euro pro Jahr gerechnet ab 2023) notwendig sind, zeigt in gestraffter Form die EWI Grafik:

  • Da der Strom „nur“ einen Bruchteil der Energieaufwendungen und damit „CO2 Emissionen“ erzeugt, benötigt die Stromwirtschaft „nur“ ca. €425 Milliarden
  • Verkehr ca. €485 Milliarden
  • Gebäude und Anlagen über €1 Billion
  • Was in der Industrie notwendig ist, konnte leider nicht beziffertwerden und ist daher NICHT beinhaltet (Industriegas, Wasserstoff, Indirekte Investitionen, etc)

Wie die folgende Grafik ausweist, steigt bis 2030 der Investitionsbedarf allein in der Stromversorgung pro Jahr auf durchschnittlich rund 53 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Verdopplung des historischen Investitionsniveaus.

Trotz der bereits immensen Kosten weisen die beiden Darstellungen noch erhebliche „Lücken“ auf. So verstecken sich die Kosten der gesamten Wasserstoff-Strategie hinter dem Fragezeichen im oberen Teil der Grafik. Auch sind der von der Bundesregierung geplante Bau von 40 bis 50 Gaskraftwerke als Backup für eine sichere Stromversorgung noch nicht enthalten, die nach dem Kohleausstieg nach 2030 erforderlich sind. Auch die werden mal locker 60 Milliarden Euro verschlingen.

Woher das Geld kommen soll, wo doch die Kraftwerke gar nicht profitabel laufen können (sind ja „nur“ Backup), ist mehr als schleierhaft, auch wenn das neue Bundesregierungs-Entwurfsbudget vorsieht, dass Deutschland sich mit 7,5 Mrd EUR an dem Bau der „wasserstoffbereiten“ Gaskraftwerke beteiligt. Wie es allerdings einem “Backup” Kraftwerk in Bayern geht… dazu bitte klicken.

Immerhin steht von den 40 – 50 Kraftwerken bereits eins in Leipzig, bereit für 123 MW (0,2% von dem, was wir in 6,5 Jahren benötigen)… aber Gas und Importkapazität? Naja, wird schon kommen (siehe hier)

Es übersteigt meine ganze Vorstellungskraft, dass diese exorbitanten Kosten jemals finanziert werden können, in einem Staat, der schon jetzt seiner Industrie wettbewerbsschädigende und seinen Bürgern unzumutbare finanzielle Belastungen auferlegt hat. In einem Staat, der schon jetzt unter seinen Subventionslasten ächzt und keine weiteren Subventionen mehr übernehmen kann, die aber für den Umbau der Energiewende notwendig wären. Scheitert der Umbau, was sich immer deutlicher abzeichnet, dann…bleibt es bei der Kohle als einzig verlässlichem Energieträger in Deutschland.

 

[1] https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Industrie-Verarbeitendes-Gewerbe/produktionsindex-energieintensive-branchen.html

[2] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energiewende-so-viel-kostet-die-infrastruktur-der-zukunft/100002597.html

[3] Autor von www.unpopular-truth.com